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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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und beschleunigte seinen Schritt. Nur noch zehn Meter ...
    Fünf ...
    Er war fast an ihr dran, als er den weißen Van am anderen Ende der Fußgängerzone halten sah. Die Frau saß in der Falle. Jetzt gab es kein Entkommen mehr für sie – für sie beide nicht. Sully musste das durchziehen.
    Er ließ sich wieder ein wenig zurückfallen, während die Frau vom Strom der Touristen weiter in Richtung Van getragen wurde. Er wollte sie nicht weiter zerren müssen als unbedingt nötig. Er sah den großen Mann mit dem löchrigen Bart aussteigen und die Hecktür öffnen. Sie waren keine zehn Meter mehr vom Ende der Fußgängerzone entfernt. Sully sprang vor und streckte die Hand nach der Frau aus. Dann sah er den anderen Kerl hinten im Van von seinem Laptop aufschauen und den Kopf schütteln.
    Zu spät.
    Sullys fleckige Hand landete auf der Schulter der Frau, und er riss sie herum.
    »Hey!« Sie wand sich aus seinem Griff.
    Sully schaute in das entsetzte Gesicht unter der Kapuze. Das war nicht die Frau.
    »Tut mir leid«, sagte Sully und riss seine Hand zurück, als hätte er ins Feuer gefasst. »Ich habe Sie für jemand anders gehalten.«
    Er deutete auf das POLIZEI-Sweatshirt. »Wo haben Sie das her?«
    Die Frau funkelte ihn an. Sully zeigte ihr seine Dienstmarke, und der Trotz der Frau war wie weggeblasen.
    Sie deutete in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. »Ich habe mit einer Frau getauscht.«
    Sully schaute in die angegebene Richtung, sah aber nichts in der Menschenmasse. »Wie lange ist das her?«
    Die Frau zuckte mit den Schultern. »Ein paar Minuten.«
    »Und gegen was haben Sie getauscht?«
    »Gegen einen Pullover.«
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    Die junge Frau hob die Hände. »Weiß ... ausgewaschen ... an den Ärmeln ein wenig ausgefranst.«
    In der Wärme der Mittagssonne hatten die meisten ihre Jacken und Mäntel inzwischen abgelegt, und mehr als die Hälfte trug etwas Weißes. Den Rücken noch immer dem Van zugewandt, erlaubte Sully sich ein Lächeln.
    Gut gemacht, Missy , dachte er bei sich. Wirklich gut gemacht.

K APITEL 81
    Liv verließ die Touristeninformation und ging gegen den Strom, was ihr nicht gefiel, und zum Polizeihauptquartier zurück, und das gefiel ihr noch weniger.
    Liv schaute auf den kostenlosen Stadtplan, den man ihr gegeben hatte, und auf dem verschiedene Routen zu ihrem Ziel mit einem Filzstift markiert waren. Sie hätte einen Umweg gehen können, doch die Zeit lief ihr auch so schon davon. Also musste sie es einfach riskieren. Sie holte das Handy aus der Tasche und schaute aufs Display. Der Akku war so gut wie leer. Liv drückte trotzdem die Schnellwahltaste und betete, dass sie noch genügend Strom für einen Anruf hatte.
    *
    »Sie war es nicht«, erklärte Kutlar, bevor der Polizist etwas sagen konnte. Er wollte Cornelius daran erinnern, wie nützlich er war.
    »Nein, sie war es nicht«, bestätigte der Beamte und beugte sich durch das offene Fenster. »Sie hat das Polizeisweatshirt gegen ein weißes getauscht, und die Frau, mit der sie getauscht hat, konnte nicht sagen, wohin sie gegangen ist.«
    Cornelius startete den Motor. »Steig ein«, sagte er.
    Unsicher trat der Polizist von einem Fuß auf den anderen und deutete mit dem Daumen über die Schulter zurück. »Wissen Sie, ich sollte wohl besser ...«
    »Einsteigen«, wiederholte Cornelius.
    Sully stieg ein.
    Kutlar schaute auf den Bildschirm und entspannte sich wieder ein wenig. Er wusste, wie die junge Frau aussah, und das war der einzige Grund, warum er noch lebte. Dass der Polizist hier war, machte ihn nervös, denn der wusste das auch. Je eher sie sich von ihm trennten, desto besser.
    Der Van setzte sich in Bewegung.
    Kutlar drückte auf Enter, und die Sanduhr erschien wieder, während die Software nach dem Signal der Frau suchte.

K APITEL 82
    Es klingelte just in dem Augenblick, als Liv an einem Stand vorbeiging, wo frisches Fladenbrot verkauft wurde. Der Duft erinnerte sie daran, wie lange sie schon nichts mehr gegessen hatte. Die Sonne strahlte auf die knochenweißen Pflastersteine, und die Gebäude sahen alle wie Kirchen aus.
    »Wo zum Teufel steckst du?«, bellte eine vertraute Stimme. Rawls Baker, Eigentümer und Chefredakteur des New Jersey Inquirer , war nicht gerade als Flüsterer bekannt. »Ich hoffe, du rufst an, um mir endlich die verdammte Geburtsgeschichte zu geben. Ich habe da nämlich ein riesiges Loch im Lifestyle.«
    »Hör zu, Rawls, ich ...«
    »Keine Entschuldigungen. Gib mir einfach

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