Sandkasten-Groupie
Lizzys Miene hellte sich auf und sie begann euphorisch zu erzählen. „Mia, hör mir zu! Egal was Dr. Hamelton gleich sagt, wir beide fahren weg! Irgendwohin, wo es schön warm ist! Das hätten wir ohnehin schon tausend Mal machen sollen! Was hältst du von Italien? Da sollen ja besonders tolle Typen sein…“ Sie zwinkerte ihr zu und blickte Mia erwartungsvoll an. Eine Arzthelferin klopfte an und brachte das Ergebnis ihrer Urin-Probe herein, welche der Arzt sich umgehend ansah.
„ Und was ist mit Haley? Meiner Grandma? Dem Ballet? Der Uni? Unserer Wohnung? Was ist mit dem ganzen Chaos hier?“, fragte Mia, dankbar für die gekonnte Ablenkung.
„ Jetzt hör mir mal zu, Süße! Es wird langsam mal Zeit, dass sich jemand anderes darum kümmert! Es reicht für dich! Haley hat eine Mutter, Sophie hat Celin und… der Rest kommt auch mal eine Zeit ohne dich, ohne uns, aus! Glaub mir!“ Doktor Hamelton räusperte sich und fand sich plötzlich im Fokus beider Frauen wieder.
„ Und?“, brachte Lizzy atemlos hervor und ließ erahnen, wie nervös sie selbst in Wahrheit war.
Er schaute erst Lizzy kurz an, dann Mia und sagte einfühlsam: „Ich befürchte ihre Vermutung stimmt, Emilia! Du bist tatsächlich schwanger.“
… schwanger…
Mia legte eine Hand an ihre Stirn und ließ den Kopf sinken. Mühsam unterdrückte sie ihre Tränen.
„ Emilia, ich sehe, dass deine Schwangerschaft ein großer Schock für dich ist und meine Tür steht dir jederzeit offen. Solltest du über eine Abtreibung nachdenken oder eine Schwangerschaftsbegleitung wünschen, dass spielt keine Rolle. Du bist nicht die einzige junge Frau, die sich nicht imstande fühlt, ein Kind zu bekommen. Aber bitte glaube daran, dass wenn wir uns in 4 Wochen wieder sehen, es dir besser gehen wird. Denk in Ruhe über alles nach. Du hast noch Zeit für einen Schwangerschaftsabbruch.“
Danach nahm sie alles nur noch verschwommen wahr. Er sprach von der 7. Woche, dass alles in Ordnung wäre. Er stellte ihr einen Mutterpass aus und zeigte Mia den kleinen grauen Fleck auf dem ersten Bild ihres Babys!
… Baby…
Sie nahmen ihr erneut Blut ab, stellten ihr Fragen und überhäuften sie mit allerlei Prospekten und Infomaterial.
Es war Lizzy, die diverse Fragen beantwortete, Fragen stellte und alles entgegen nahm, was Mia brauchte.
Lizzy verfrachtete Mia ins Auto, hechtete noch einmal zurück, um den nächsten Termin für Mia zu vereinbaren. Als sie die Tür zur Praxis aufstieß, stieß sie gegen eine Person und wollte schon eine Entschuldigung murmeln, um einfach nur vorbeizuflitzen. Da nahm sie plötzlich das vertraute Parfum wahr und blickte irritiert hoch. Die ihr nur zu bekannte Frau blickte entsetzt und starr zu ihr zurück.
„ Anabelle!“, brachte Lizzy halb vorwurfsvoll, halb verlegen hervor.
„ Elizabeth!“, entgegnete die andere Frau und sah mit vor Schreck geweiteten Augen zu ihr. Jedoch wich dieser Gesichtsausdruck sofort einer ausdrucklosen Miene. Lizzy betrachtete die Frau eingehend. Irgendwie war sie nicht darauf vorbereitet gewesen Ana auf dieser Art zusehen. Zeitgleich sagten beide: „Was machst du denn hier?“ Zeitgleich antworteten sie auch wieder.
„ Ich… ähm… brauchte ein… Rezept!“, sagte Anabelle, während Lizzy verkündete: „Ich wollte nur… einen Termin machen!“ Unsicherheit machte sich breit.
„ Oh, ich wusste gar nicht, dass du auch hier bist! Aber Doktor Hamelton ist sehr gut!“ Lizzy nickte geistesabwesend, erklärte allerdings, dass sie mit Mia hier war. Ana horchte auf. „Mia? Wie geht es ihr? Wo steckt sie denn?“ Elizabeth wollte Mia im Moment diese Begegnung ersparen und winkte ab. „Sie ist schon zum Auto gegangen.“ Ana wirkte misstrauisch, ließ sich jedoch abwimmeln. Erst viel später an diesem Tag überlegte Lizzy, warum Anabelle bei Doktor Hamelton in der Praxis ein Rezept brauchte. Sie hätte schwören können, dass Anabelle erzählt hatte, sie wäre bei einem dieser modernen Frauenärzte in der Stadt. Was also hatte das zu bedeuten? Lizzy wollte den Dingen allerdings nicht so eilig auf den Grund gehen, denn sie wollte im Moment erst mal nur eins: Mia vor den vielen Fragen schützen, die sie noch bestürzen würden. Sie wollte ihren Mitmenschen unmöglich noch mehr Gelegenheit geben, eins und eins zusammenzuzählen.
Als sie schließlich im Auto saßen, sprach Mia immer noch nicht. Es war kein Laut über ihre Lippen gekommen, keine Reaktion
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