Sandkasten-Groupie
Jake Bower war ein begeisterter Sportler gewesen, der in Mias erstem Studienjahr ebenfalls ein Jahr an der Falmouth Uni studiert hatte. Er hatte ein Sportstipendium bekommen und studierte nebenbei Biologie. Jake war in Australien geboren und in den ersten Jahren seines Lebens dort aufgewachsen. Die Trennung seiner Eltern hatte ihn nach London gebracht, wo er seine Leidenschaft für Fußball entdeckt hatte. Er hatte in der Jugendmannschaft vom Bristol gespielt und hatte sich ein zweites Standbein aufbauen wollen. Denn niemand konnte ewig Fußballer sein, zumindest war das die Bedingung seines Vaters gewesen. Mia hatte ihn an ihrem zweiten Tag an der Uni in der Cafeteria kennengelernt und ab diesem Tag hatte es eine ganze Weile niemand anderes in ihre Gedanken geschafft. Nicht einmal Nic. Er war gerade erst mit den Swores durchgestartet und hatte überhaupt keine Zeit für Mia gehabt. Es war dieser eine Moment gewesen, an dem Mia beinahe den Weg aus ihrer eigenen Misere gefunden hatte. Jake hatte sie vergöttert, hatte jede freie Minute mit ihr verbracht ohne sie einzuengen. Sie war so verliebt in ihn gewesen. Seine hellbraune Haut, unter denen sich unzählige Muskeln abzeichneten und seine grünen Augen und die braunen Haare, die ihm ständig in die Stirn fielen, hatten ihr stets den Atem geraubt. Er hatte kaum einen Makel gehabt, außer einem vielleicht: Er sollte nur einige Monate bleiben und dann nach Deutschland versetzt werden, um in München zu studieren und dort im Nachwuchskadar des FC Bayerns zu spielen. Mia hatte von Anfang an darüber Bescheid gewusst und von Woche zu Woche war sie sich immer sicherer gewesen, dass sie ihn begleiten wollte. Sie hatte ihr Studium dort fortführen wollen. Als sie ihrer Familie von ihren Plänen erzählt hatte, gab es nur glückliche Gesichter. Nur ihr Dad schien darüber betrübt zu sein. Doch ihr Dad war oft betrübt gewesen und Mia war sich sicher gewesen, dass er sich irgendwann für sie gefreut hätte. Wenn ihr Vater wiedermal versucht hatte mit Mia die Nachteile ihrer Zukunftspläne zu besprechen, hatte ihre Mutter ihn mit einem einfachem Argument zum Schweigen gebracht: Sie hatte ihre Heimat auch für ihn verlassen und diese Entscheidung nicht einen Moment bereut. Mia würde nie den Ausdruck in den Augen ihres Vaters vergessen. Sie hatte nur Glück und Liebe in ihnen gesehen. Das war selten gewesen, denn Alan hatte stets mit Depressionen zu kämpfen gehabt. Doch ihre Mutter hatte ihn immer aus jedem Loch geholt. Das war die Kraft ihrer Liebe, hatte Celin ihr erzählt, wenn Mia sich Sorgen um ihren geliebten Vater gemacht hatte.
Doch ein paar Wochen bevor Mia ihre Koffer packen wollte, geschah etwas Schreckliches. Ihr Vater starb plötzlich und unerwartet an einem Herzinfarkt und Mias Pläne waren wie eine Seifenblase zerplatzt. Ihr Herz hatte den Kummer einfach nicht ertragen und so war kein Platz mehr für eine gemeinsame Zukunft mit Jake gewesen. Er hatte noch lange versucht den Kontakt mit Mia aufrecht zu halten, hatte nicht wahrhaben wollen, was Mia in dem schlimmsten Augenblick im Krankenhaus gewusst hatte: Alles, einfach alles hatte sich völlig verändert. Sie selbst hatte sich völlig verändert. Eines Tages war ein Brief aus Deutschland angekommen, indem Jake ihr Lebewohl gesagt hatte.
„ Leben ist das was passiert, während du etwas anderes planst. Vielleicht geschieht nichts ohne Grund und wir haben alle einen Platz auf der Welt, um zu einem bestimmten Zeitpunkt, an einem bestimmten Ort, einem bestimmten Menschen zu begegnen für den man bestimmt ist. Lebe wohl Jake“
Mia hatte nie wieder etwas von ihm gehört und irgendwann hatte sie sich gewünscht, dass er Recht behalten würde. War Chris vielleicht dieser Mensch? Aber hätte sich das dann nicht anders anfühlen müssen? Sie las so viele Bücher, in denen von der großen Liebe geschrieben wurde. Alles an dieser Liebe musste besonders sein. Selbst die Liebe ihrer Eltern war besonders gewesen und Mia wollte sowas auch. Doch bei Chris fehlte einfach irgendwas.
Das Brummen ihres Telefons unterbrach die Stille, während sie an die Decke starrte. All ihre Glieder waren so schwer und die Müdigkeit setzte sie schachmatt, dass sie sich gar nicht bewegen wollte. Der plötzliche Gedanke an Lee und Nic rüttelten sie allerdings wach. Wie immer hatte sie ihr Telefon irgendwo hingelegt und wühlte nun wie verrückt unter ihren Uni-Unterlagen. Sie folgte dem bedächtigen Brummen ihres
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