Sandkasten-Groupie
auf eine intensive Art hingezogen, die ihm Sorge bereitete. So bestand ein Aufeinandertreffen mit dem sicheren Gefühl nach Hause und zur Ruhe zu kommen, immer mit dem aufwühlenden Gefühl, ob er sich auch wirklich im Griff haben würde.
Er würde es niemals zugeben und meist verdrängte er das Gefühl, aber es gab keinen Menschen in seinem Gott verdammten Leben, den er mehr liebte. Doch hütete er sich davor, diese Art von Bindung zu ihr zuzulassen. Abgesehen von Liam, der ihn höchstwahrscheinlich eigenhändig erwürgen würde, gab es viele Gründe dafür und diese waren selbst für ihn nicht leicht zu verstehen. Während Mia immer schöner wurde, so legte sich ein dunkel grauer Schatten um Nics Wesen. Er wurde ruhiger, verschlossener und nachdenklicher. Es gab so viele Dinge in seinem Leben, die aus dem Ruder gelaufen waren und er hatte keine Ahnung, wie er es gerade biegen sollte. Vor etwas mehr als vier Jahren stand er kurz davor zur Uni zu gehen. Seine Band und er hatten Unmengen Tapes und Aufnahmen gemacht, sie an unzählige Plattenbosse geschickt und in den widerwärtigsten Bruchbuden Englands gespielt. Sie hatten sogar bezahlen müssen, um einen Song spielen zu dürfen. Nicht selten hatten sie sich um alternative Lebensplanung kümmern müssen. Damals war Nic knapp 20 Jahre alt gewesen, ebenso wie Liam. John war sogar noch ein paar Jahre älter als sie und war gerade zum zweiten Mal Vater geworden. Es wurde Zeit, dass sie ein Leben begannen und keiner Träumerei hinterher jagten. Während dieser schrecklichen Zeit hatte Nic Kleidung aus dem Wal-Mart getragen, kaum ein Restaurant von innen gesehen, höchstens Imbissbuden und zu Hause gewohnt. Mittlerweile trug er Armani Anzüge, die angesagteste Labeljeans und fuhr einen Sportwagen. Sein Name stand ganz oben auf der Gästeliste der Prominentesten Clubs und Restaurant und er aß Sushi, obwohl es ihm nicht einmal besonders schmeckte. Er besaß ein Loft in London, ein Haus in Italien(wobei die Bezeichnung Haus leicht untertrieben war) und wohnte in den schönsten Hotelsuiten. Er war Monatelang nicht mehr zu Hause gewesen und bereiste nun die ganze berauschende Welt. Insgesamt betrachtet musste er feststellen, dass er damals um einiges glücklicher gewesen war.
Sein Selbstmitleid widerte Nic an. Er fand es unwürdig, dass er sich tatsächlich über dieses Leben beschwerte. Es war unglaublich, dass er scheinbar nie zufrieden zu stellen war. Andererseits hatten ihn der Erfolg und das neue Leben kalt erwischt. Er hatte nicht damit gerechnet, was dieser Erfolg für einen Preis fordern würde.
Während der unbefriedigten Zeit seines Lebens, war Mia stets an seiner Seite gewesen. Und nun, wo er das Leben führte, welches er sich immer erträumt hatte, war sie fort. Sie gehörte nicht in diese Welt. Nicht weil sie ihrer unwürdig gewesen wäre, nein, ganz im Gegenteil. Er hielt sie fort von dieser glamourösen Welt, weil er fürchtete dass ihr fröhliches, feuriges Wesen unter den Bedingungen seines Lebens erlischt werden würde. Sobald er heimkehrte sah er eine junge Frau, die ein glückliches Leben führte. Sie war sie selbst. Sie lachte und strahlte wie eh und je. Doch Nic wusste, dass sie unter der Beobachtung und dem Druck der Öffentlichkeit zusammenbrechen würde. Er hatte schon miterlebt, wie dieses Leben Johns Ehe zerstört hatte und er sah seinen Freund jeden Tag darunter leiden. Außerdem hatte er Lee sein Versprechen gegeben, Mia soweit es eben ging von der Presse fern zu halten. Manchmal glaubte er, dass sein Freund von seinen verwirrenden Gefühlen für seine kleine Schwester wusste. Denn er ertappte ihn oft dabei, wie er Mia und ihn beobachtete und manche Ansagen von Lee machten ihm Kopfzerbrechen. „Denk an unsere Abmachung!“ oder „Sie sollte, dass Leben führen können, welches sie sich selbst wünscht.“.
„ Aufwachen, Prinzessin! Erde an den schönsten Mann in diesem Land!“ Ein vertrautes Gesicht tauchte plötzlich in Nics Blickwinkel auf und Nic wusste, dass er sicher seltsam ausgesehen haben musste, ganz in Gedanken vertieft und auf einem Fingernagel kauend. Lee stand vor ihm, grinste breit auf ihn hinunter. „Wo warst du denn?“ Nic stand schnell auf und erwiderte hastig: „Bei den gestrigen Aufnahmen natürlich… wo soll ich schon gewesen sein…“ Lee grinste immer noch breit, als er seinem Freund in das angrenzende Zimmer folgte, um sich der Pressemeute zu stellen.
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