Sandkönige - Geschichten
alle gesehen, daß ich dich entwaffnet habe, Hal«, meinte er und nickte.
In der Zwischenzeit kreiste Janey um den Marquis herum. Sie hielt ihren Lichtdolch ungeschickt und versuchte, den Marquis auf Abstand zu halten. Er hatte sich noch nicht bewegt. Er grinste sie lediglich an und schwang seinen Stock, er bewegte sich dabei wie eine Schlange, die sich zum Angriff vorbereitet.
Als das Licht von Purpur auf Grün wechselte, sprang sie auf und zielte mit der Geisterklinge auf seinen Stock. Ein Streich teilte ihn in zwei Hälften und er gehörte ihr. Oh, wie oft hatte sie das bei Hal schon gesehen.
Aber verdammt schnell zog der Marquis seinen Stock zurück, und ihr Lichtdolch traf nur auf Luft. Dann wirbelte er wieder vorwärts, um sie am Handgelenk zu treffen. Janey schrie auf und wich zurück. Der Lichtdolch fiel klirrend zu Boden.
Sie trat den Rückzug an. Der Marquis folgte ihr. »Es ist noch nicht vorbei, dummes kleines Schiffsmädchen«, sagte er sanft, als sie ihr Handgelenk umklammerte. »Ich werde dich noch schön fertigmachen, dir weh tun und dir beibringen, wie der Hase läuft. Komm nur her!«
Er zielte, sein Stock traf ihre Wange. Wieder schrie sie auf, als ärgerliche Ausrufe ertönten. Der Marquis hatte seinen Stock mit voller Kraft eingesetzt.
Er drängte sie in die Ecke, kam immer näher, trieb sie auf den Kreis von Stöcken zu, der die Zuschauermenge fernhielt. Er trieb sie hinein, oh, nur ganz langsam. Crawney, Stumblecat und Hairy Hal folgten ihm. Die Zuschauer kämpften um bessere Plätze.
Janey tat einen Schritt zu weit zurück, traf gegen einen Stachelstock, heulte auf, sprang wieder nach vorn. Der Marquis strich ihr fast liebevoll über die Seite und entlockte ihr einen weiteren Schrei.
Sie fiel ihn an, versuchte den Stock zu packen, schrie wiederum auf, als sie ihn endlich hatte und sofort wieder loslassen mußte. Er gab ihr noch einen Klaps, als sie versuchte, sich an ihm, Hal und Stumblecat vorbeizudrängen, um ihren Lichtdolch zu erreichen.
Der Marquis schwang herum und nahm die Verfolgung auf. Aber dann trat Hal neben ihn, und der Marquis streifte sein Cape.
Und stieß einen gurgelnden Schrei aus.
Und fiel.
Es war ein ganz einfaches Küchenmesser, das durch Hals Cape stach. Darunter hielt eine verkrüppelte, zuckende Hand das Messer umklammert.
Jetzt hatte Janey auch ihren Lichtdolch wieder. Sie gab dem Marquis, der blutend dalag, den Rest.
Aus der Menge kam lautes Geschrei. Stumblecat schnappte nach Luft und versuchte, sich mit Gesten verständlich zu machen, dann brach plötzlich der Kreis, und Schwarzschädel begannen ihre Stöcke zu schwingen. Die Menschen schrien und kreischten und stoben nach allen Seiten davon. Ein paar der Dandys kämpften noch kurz, bevor sie die Flucht ergriffen. Crawney stand noch immer mit offenem Mund da, als Stumblecat Hals Lichtdolch aufhob, sich hinter Crawney stellte und ihm fein säuberlich die Kehle durchschnitt. Es gibt eben immer nur Platz für einen einzigen Herrscher.
Mitten in dem ganzen Chaos stand Hal und lächelte. Janey kniete neben dem Marquis. »He, Starlady!« rief Hal. »Wir haben es getan. Jetzt können wir zurückgehen und unseren Weg machen.«
»Ich habe Golden Boy noch nicht«, erwiderte Janey kalt.
Stumblecat ging zu ihr hin und lächelte auf sie hinunter. »Doch, hast du. Er scheint uns nicht zu verstehen. Ich nehme an, daß er irgendeine geistige Verbindung zu dir, zu Hal oder zu euch beiden hat. Komm zu uns, Starlady, und du kannst ihn jede Nacht haben.«
»He!« rief Hal wütend.
»In Ordnung«, erwiderte Janey.
Er sah sie schockiert an. »Janey!« sagte er. »Du bist verrückt. Ich habe ihn doch für dich getötet, Starlady, für meine Starlady. Wie du wolltest.«
»Das war, was Mayliss wollte, Hal«, antwortete sie und erhob sich. »Ich wollte immer nur Golden Boy. Und ich werde ihn haben. Er ist nicht wie ihr anderen alle. Er ist immer noch sauber und freundlich, und ich liebe ihn.« Sie lächelte.
»Aber«, stotterte Hal. »Aber, Starlady, Hal mag dich, er liebt dich. Was ist mit mir?«
»Was ist mit dir?« gab Janey zurück. Und sie ging mit Stumblecat, um ihren Golden Boy zu suchen.
Als alles vorbei war, waren einige von ihnen tot, andere haben überlebt.
* * * *
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Irmhild Hübner
SANDKÖNIGE
Simon Kress lebte allein in einem geräumigen Herrschaftshaus über trockenen, steinigen Hügeln, fünfzig Kilometer von der Stadt entfernt. Wenn er unerwartet zu
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