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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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rannte zu einem anderen Fenster in einem anderen Zimmer, um alles genau beobachten zu können. Sie flogen direkt über den Swimmingpool, und der Gehilfe warf eine Sprengkapsel nach der anderen aus dem Gleiter direkt auf die rote Burg. Nach dem vierten Versuch war die Burg nicht wiederzuerkennen, und die Sandkönige hörten auf, sich zu bewegen.
    Lissandra war gründlich. Sie ließ ihn auf jede Burg noch ein paar Sprengkapseln werfen. Dann benutzte er die Laserkanone und durchpflügte methodisch den Boden, bis er sicher war, daß kein Lebewesen mehr in den Erdhöhlen am Leben war.
    Schließlich klopften sie an seine Tür. Kress grinste wie besessen, als er sie hereinließ.
    »Klasse«, sagte er. »Klasse.«
    Lissandra legte ihre Gesichtsmaske ab. »Das wird teuer, Simon. Zwei Gehilfen hab' ich verloren; nicht zu vergessen die Gefahr für mein eigenes Leben.«
»Aber sicher«, antwortete Kress. »Ich laß mich nicht lumpen, Lissandra. Was immer du verlangst, diese Arbeit ist es wert.«
»Was muß noch getan werden?«
»Du mußt meinen Weinkeller noch von dem Geschmeiß befreien«, erwiderte Kress. »Da unten ist noch eine Burg. Aber du mußt sie ohne Explosivstoffe zerstören. Ich will nicht, daß mir das Dach auf den Kopf fällt.«
    Lissandra wandte sich an ihren Gehilfen. »Geh hinaus und hol Rajks Flammenwerfer! Er müßte noch funktionsfähig sein.«
    Er kehrte bewaffnet zurück, wartete ab und war ganz ruhig.  Kress führte sie zum Weinkeller.
    Die schwere Tür war immer noch zugenagelt, so wie er sie verlassen hatten. Aber sie bog sich leicht nach außen, als würde ein furchtbarer Druck auf ihr lasten. Das erfüllte Kress mit Besorgnis, und die Stille ringsum trug noch dazu bei. Er stand ein gutes Stück von der Tür entfernt, während Lissandras Gehilfe die Nägel und Bretter entfernte. »Ist das für das Haus auch sicher genug?« hörte er sich murmeln und deutete auf den Flammenwerfer. »Ich will auch kein Feuer, weißt du?«
»Ich habe einen Laser«, sagte Lissandra. »Wir brauchen ihn zum Töten. Der Flammenwerfer wird wahrscheinlich nicht gebraucht. Aber ich will ihn trotzdem für alle Fälle hier haben. Es gibt schlimmere Dinge als ein Feuer, Simon.«
    Er nickte.
    Das letzte Brett wurde von der Kellertür gelöst. Von unten war immer noch kein Ton zu hören. Lissandra rief einen Befehl, und ihr Gehilfe lehnte sich zurück, nahm hinter ihr Aufstellung und richtete den Flammenwerfer auf die Tür. Sie legte wieder ihre Maske an, brachte den Laser in Anschlag, sprang nach vorn und öffnete die Tür.
    Keine Bewegung. Kein Laut. Es war dunkel.
    »Gibt es hier Licht?« fragte Lissandra.
    »Innen, neben der Tür«, antwortete Kress. »Auf der rechten Seite. Paß auf die Stufen auf! Sie sind abschüssig.«
    Sie trat an die Tür, nahm den Laser in die linke Hand und griff mit der rechten nach dem Lichtschalter. Nichts geschah. »Ich spüre ihn«, sagte Lissandra, »aber er scheint nicht...«
    Dann schrie sie auf und stolperte zurück. Ein großer weißer Sandkönig hatte sich an ihrer Hand festgeklammert. Blut floß aus dem Handschuh, wo die Zangen des Sandkönigs sich eingegraben hatten. Er war viel größer als ihre Hand.
    Lissandra machte einen Sprung durch den Raum und schmetterte ihre Hand gegen die Wand. Wieder und immer wieder. Man hörte einen dumpfen, fleischigen Ton. Schließlich fiel der Sandkönig ab. Sie wimmerte und fiel auf die Knie.
    »Ich glaube, meine Finger sind gebrochen«, sagte sie leise. Das Blut floß noch immer. Sie hatte den Laser neben der Kellertür fallen lassen.
    »Da gehe ich nicht hinunter«, sagte ihr Gehilfe mit klaren, festen Worten.
    Lissandra sah ihn an. »Nein«, sagte sie. »Bleib unter der Tür stehen und brenne alles nieder! Zünd es an! Hast du verstanden?«
    Er nickte.
    Kress stöhnte. »Mein Haus«, sagte er. Sein Magen rebellierte. Der weiße Sandkönig war so groß gewesen. Wie viele waren noch da unten? »Tut es nicht!« fuhr er fort. »Laßt mich allein! Ich habe meine Meinung geändert.«
    Lissandra verstand ihn falsch. Sie streckte die Hand aus. Der Handschuh war blutbefleckt und von grünschwarzem Schleim bedeckt. »Dein kleiner Freund hat mich durch den Handschuh gebissen, und du hast selbst gesehen, daß er die Hand auch durchgebissen hätte. Was kümmert mich dein Haus, Simon. Was auch immer sich da unten befindet, es muß sterben.«
    Kress hörte sie kaum. Er glaubte, eine Bewegung im Schatten hinter der Kellertür ausgemacht zu haben. Er stellte sich vor, wie

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