Sandra die Detektivin in Jeans
wunderte sich Sally, die engumschlungen mit Bastian zur Gartenmauer schlenderte, um den nächtlichen Fluß anzusehen.
„Der Weg ist mir zu steinig. Das ist nichts für meine dünnen, offenen Schuhe“, log Andrea und ging zu den anderen an den Grill.
Torsten lief stromaufwärts den Lichtern des Hafens zu.
Er hätte sich ohrfeigen mögen.
Was war schon dabei, wenn man mit einem Mädchen anbandelte? Andere taten das auch. Torsten hatte sie oft genug mit ihren raschen Eroberungen prahlen hören. Es war doch eigentlich sehr schmeichelhaft für ihn, daß er Andrea gefiel. Sobald er zurück war, mußte er die Sache in Ordnung bringen.
Doch dann fiel ihm Katja ein. Seine Freundin. Das Mädchen, das in Mannheim auf ihn wartete.
Er schämte sich plötzlich. Lachte dann vor sich hin. Sie war schon ein Biest, diese Andrea. Aber mit ihm lief da nichts. Gut, daß er ihr das klargemacht hatte.
Zufrieden vor sich hinpfeifend, bog Torsten vom Leinpfad, der hier zu Ende war, in die höher gelegene asphaltierte Hafenstraße ein.
Im „Anker“ brannte noch Licht.
Das Lokal „Zum Anker“ war mehr ein Speiselokal als eine gewöhnliche Hafenkneipe. Die Hafenarbeiter nahmen hier ihre Mahlzeiten ein. Sobald die letzte Schicht ihr Feierabendbier getrunken hatte, schloß der „Anker“. Dafür öffnete er aber auch morgens um sieben schon wieder, um den Frühschichtarbeitern Kaffee oder eine heiße Brühe zu servieren.
Torsten betrat die niedrige, holzgetäfelte Gaststube.
Auf einem Barhocker saß ein letzter Gast vor seinem Bier.
„Zwei Cola! Machen Sie es bitte nicht auf, ich nehm‚s mit“, sagte Torsten zu dem ihm unbekannten Mann hinter dem Tresen. Torsten vermutete einen Aushilfskellner in ihm.
Der „Anker“ war früher ein reiner Familienbetrieb gewesen. Der Inhaber, Herr Baumann, besorgte die Gastwirtschaft, und seine Frau kochte. Unterstützt wurden sie von der Tochter Maria, die jetzt ungefähr 19 Jahre alt sein mußte, und von Herrn Baumanns unverheirateter Schwester. Nur Ingo Baumann, der etwa 18jährige Sohn, der das Gymnasium besuchte, interessierte sich nicht für das Lokal.
Vor zwei Jahren starb Herr Baumann plötzlich nach einem Herzinfarkt.
„Ich muß Ihnen Flaschenpfand berechnen“, sagte der Kellner und schob Torsten zwei Cola herüber.
„Geht in Ordnung“, erwiderte Torsten, zahlte und steckte die Flaschen in seine beiden Hosentaschen.
„Einen Korn, Herr Wirt“, sagte der Mann auf dem Barhocker.
Torsten blieb an der Tür stehen, drehte sich um und betrachtete den Mann näher, der jetzt offenbar Besitzer des „Anker“ war. Frau Baumann schien verkauft zu haben.
Doch da öffnete sie die Durchreiche zwischen Küche und Gaststube und rief dem Mann hinter dem Tresen zu: „Kann ich die Küche fertigmachen, Gerd?“
„Sicher, Karola. Wir schließen“, antwortete dieser.
Frau Baumann hatte also wieder geheiratet. Kunststück. Sie sah noch gut aus. Und der „Anker“ war eine Goldgrube. Die Neuigkeit wird Mutter interessieren, dachte Torsten.
„War noch was?“ rief der neue Wirt Torsten zu.
„Nein, nein, ich... Gute Nacht“, sagte Torsten und verließ das Lokal.
Die „Charlotte“ und das vor ihr liegende holländische Schiff lagen dunkel da.
Vorsichtig, um niemanden aufzuwecken, schlich Torsten über die Planken des Nachbarschiffes zur „Charlotte“ und schloß geräuschlos die Kombüsentür auf.
Aus der obersten Schrankschublade entnahm er eine Taschenlampe, um durch den Lichtschein, der aufs Deck hinausfiel und vom Schlafzimmerfenster aus zu sehen war, wenn er in der Kombüse Licht machte, seinen Vater nicht auf sich aufmerksam zu machen. Sein Vater haßte es, wenn Torsten trank. Er würde ihm anmerken, daß er mehr als üblich getrunken hatte. Das gab Ärger. Und den wollte Torsten sich ersparen.
Torsten leuchtete in die dichtgefüllten Fächer des Vorratsschrankes. Wo waren die Zigaretten? Torsten wußte, daß sein Vater in Rotterdam mehrere Stangen eingekauft hatte. Er räumte die Flaschen beiseite, suchte zwischen Zucker, Mehl und Konserven. Schließlich nahm er eine Flasche Schnaps heraus und schloß den Schrank.
Fehlanzeige. Was nun?
Er sah im Küchenschrank nach und fand dort eine angebrochene Stange. Acht Päckchen enthielt sie. Na, wenigstens etwas! Leider war es nicht Bastians Marke. Doch wenn er sich beeilte, konnte er aus dem Zigarettenautomaten im „Anker“ noch eine Packung für Bastian ziehen.
Torsten verstaute die Zigaretten, den Schnaps und die beiden
Weitere Kostenlose Bücher