Sandra die Detektivin in Jeans
Ärger einer Scheidung erspart — falls sie sich überhaupt dazu drängen läßt.“
„Sag mal, was kümmern dich eigentlich unsere Familienangelegenheiten?“ fragte Ingo mißtrauisch.
„Na, wenn ich doch bei euch arbeite und alles mitkriege!“ verteidigte sich Sandra.
„Also, was ist nun mit heute abend?“ fragte Ingo drängend.
Sandra gab vor, darüber nachzudenken.
Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Nein, laß es lieber. Ich weiß immer gern, mit wem ich‚s zu tun habe, wenn ich mich verabrede. Vielleicht ist dein Kumpel kein Kumpel, sondern eine Freundin von dir, die mir die Augen auskratzt, wenn sie mich mit dir sieht.“
„Bestimmt nicht. Das ist was rein Geschäftliches“, versicherte Ingo.
„Das du mir nicht verraten kannst?“
„Vielleicht später einmal.“
„Trotzdem, heute nicht. Mir ist gerade eingefallen, daß ich pünktlich zu Hause erwartet werde.“
„Ruf deine Mutter an. Morgen kann ich nämlich nicht.“
„Wieder wegen der Geschäfte, ja? Dein Pech! Ich bestimme, wann ich mich verabrede“, sagte Sandra und sprang die Treppenstufen hinunter.
Den Rest des Morgens wartete sie auf eine günstige Gelegenheit, um mit Herrn Seibold telefonieren zu können.
Sie ergab sich erst, nachdem der Mittagsbetrieb abgewickelt war.
Ingo schlief in seinem Zimmer. Maria war hinaufgegangen, um ihre Haare zu waschen. Frau Siegmund verhandelte in der Küche mit einem Getränkevertreter.
Sandra bat, mit ihrer Mutter telefonieren zu dürfen, und Frau Siegmund gestattete ihr, das Telefon in der Gaststube zu benutzen.
Die Gaststube war leer bis auf zwei Männer, die zeitunglesend vor ihrem Bier saßen.
Der eine blickte kurz auf, als Sandra hereinkam.
Sandra nickte ihm grüßend zu. Sie ging zum Telefon in der schalldichten Glasmuschel an der Wand und wählte Herrn Seibolds Nummer.
Florian Seibold kam selbst an den Apparat.
„Wie geht‚s, Sandra? Deine Großmutter ist im Garten. Warte einen Augenblick, ich rufe sie“, sagte er.
Doch Sandra wehrte ab. „Ich möchte Sie sprechen, Herr Seibold. Wie geht es Torsten? Gibt es etwas Neues?“
„Noch nicht, leider!“
„Ich habe Ihnen etwas zu erzählen. Aber ich muß mich kurz fassen. Ich rufe nämlich vom ,Anker aus an. Es könnte sein, daß jemand kommt oder von einem Nebenapparat aus unser Gespräch mithört.“
„Ich habe dich gebeten, dich nicht in Gefahr zu begeben!“ mahnte Herr Seibold.
„Bitte, Herr Seibold! Es ist wichtig“, sagte Sandra, und sie berichtete dem Exanwalt von ihrer Unterhaltung mit Ingo.
„Daß Ingo erklärt, seinem Stiefvater einen Denkzettel verpassen zu wollen, muß nicht unbedingt eine Drohung bedeuten oder gar das Eingeständnis, daß er mit dem Überfall etwas zu tun hatte“, meinte Herr Seibold zu Sandras Enttäuschung. „So etwas sagt man manchmal aus Wut daher. Du hast mir selbst erzählt, daß es in dieser Familie schon öfter heftige Zusammenstöße gegeben hat.“
„Eben! Aber einmal ist das Maß voll und „Sandra!“ mahnte Herr Seibold.
„Ich will ja nicht behaupten, daß Ingo selbst seinen Stiefvater angriff. Aber merkwürdig finde ich sein Benehmen schon. Sie kennen mich, Herr Seibold. Ich würde nie jemanden grundlos verdächtigen“, sagte Sandra schmollend. „Werden Sie wenigstens seine Freunde überprüfen?“
„Wie stellst du dir das vor?“
„Sie könnten Hauptkommissar Kresser bitten, in der Verbrecherkartei nachzusehen, ob sie dort registriert sind.“
„Mit welcher Begründung...? Und selbst wenn sie früher einmal straffällig geworden sind, so deutet absolut nichts darauf hin, daß sie an dem Überfall auf den ‚Anker’-Wirt beteiligt waren. Profis würden nie so stümperhaft vorgehen. Es ist nichts gestohlen worden...“
„Und wenn sie gar nichts stehlen wollten? Wenn es sich ganz einfach um Schläger handelt, die für Ingo die schmutzige Arbeit erledigen sollten?“ wandte Sandra ein.
„Woher konnten sie wissen, daß sie Herrn Siegmund allein antreffen würden?“ hielt Herr Seibold ihr entgegen.
Sandra wußte im Moment nichts darauf zu erwidern.
Schließlich sagte sie trotzig: „Ich verabrede mich mit Ingo. Ich werde schon herausfinden, was er und seine Freunde nächtelang treiben.“
„Das läßt du gefälligst bleiben!“ donnerte Florian Seibold. „Wenn die Jungen nachts in Bars herumhocken, ist das ihre Sache — oder die ihrer Eltern. Ich lasse nicht zu, daß du dich in der Stadt herumtreibst. Falls du den Gedanken nicht aufgibst, werde ich
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