Sandra die Detektivin in Jeans
Verbrechensbekämpfung zwar manchmal hart zugreifen müßt, andererseits aber auch die Mithilfe der Bevölkerung dankbar anerkennt — weil ihr nämlich auf sie angewiesen seid. Aber manche Beamte benehmen sich einfach hysterisch, wenn eine Großfahndung läuft. Das schüchtert die Jugendlichen ein.“
„Danke für die Belehrung“, sagte der Kommissar verärgert. „Bitte“, erwiderte Florian Seibold nicht minder verschnupft, denn er war sehr erregt über das, was er von Kresser erfahren hatte.
„Jedenfalls weißt du jetzt genauestens Bescheid“, erklärte Kresser ungeduldig.
„Warte mal!“ bat Florian Seibold, als er merkte, daß der Kommissar auflegen wollte. „Wie geht‚s dem Mädchen? Hat man sie schon vernehmen können?“
„Eigentlich sollte ich dir keine weitere Auskunft mehr geben, nachdem du mich so abgekanzelt hast. Du bist und bleibst ein Grobian“, schimpfte Kresser. „Die Kollegen haben das Mädchen nur kurz sprechen dürfen. Sie ist außer Lebensgefahr, liegt aber immer noch auf der Intensivstation. Sie erinnert sich an nichts, weiß angeblich nur, daß sie auf Faber zugehen wollte und plötzlich einen dumpfen Schlag unterhalb der linken Schulter verspürte. Sie bestätigte allerdings, daß sie Faber zu sich bestellte.“
„Na also!“ rief Herr Seibold erleichtert.
Doch Kresser dämpfte seine Freude. „Auf Grund der anderen Indizien besagt es aber nicht, daß Faber nicht auf sie geschossen hat.“
„Was ist mit Evas neuem Freund?“
„Markus Siebert? Die Kollegen haben ihn vernommen. Er schien ziemlich nervös wegen der Schlägerei zu sein. Doch da Rainer Faber keinen Strafantrag wegen Körperverletzung stellte, haben die Beamten keinen Anlaß, gegen ihn vorzugehen. Um das Mädchen scheint er sich sehr zu sorgen. Die Stationsschwester berichtete, daß sich pausenlos eine jugendliche Männerstimme nach ihr erkundige. Eine Menge Leute haben bereits angerufen. Sie scheint sehr beliebt zu sein. Natürlich dürfen die Schwestern keine Auskünfte erteilen.“
„Ich weiß“, bemerkte Florian Seibold, der ebenfalls im Krankenhaus angerufen hatte. „Man spricht davon, daß Markus Siebert über ziemlich viel Geld verfügt.“
„So, spricht man davon?“ erwiderte Kresser zurückhaltend. Und sagte dann abschließend: „Tja, das ist im Augenblick alles, was ich dir berichten kann.“
„Kann oder darfst?“ fragte sein Freund.
„Beides“, erwiderte Kresser. „Wozu wolltest du das eigentlich von mir wissen? Dein Sohn könnte dir die gleichen Auskünfte geben. Außerdem ist es sein Fall.“
„Eben“, sagte Florian Seibold. „Und da läßt er mich nicht ran. Ich möchte aber die Sache überwachen. Mein Sohn kann mit einem eindrucksvollen Plädoyer glänzen. Er ist ein brillanter Redner, gescheit, gewandt — aber ich fürchte, er ist nicht mit dem Herzen beteiligt.“
„Gott sei Dank“, sagte der Kommissar. „Du hast uns mit deiner gefühlsbetonten Verteidigungsweise das Leben oft genug schwer gemacht. Grüß Frau Ansbach von mir.“
„Mach ich. Komm mal wieder zum Forellenessen. Wie wäre es mit nächsten Donnerstag?“
„Könnte passen. Danke, Florian.“
„Danke auch, Hermann. Wiedersehen“, sagte Florian Seibold und legte nachdenklich den Hörer auf.
Sandra klopfte vorsichtig an und trat ein. Sie hatte draußen gewartet, die Tür einen Spalt breit geöffnet und das Gespräch belauscht. „Was hat er gesagt?“ stieß sie hervor.
„Wer?“ fragte Herr Seibold, aus seinen Gedanken geschreckt. „Der Kommissar! Was hat er von Evas Clique gesagt? Sie haben sie doch vernommen, oder?“
„Du hast gehorcht! Das tut man nicht“, rügte Herr Seibold. „Übrigens ist dein Verdacht falsch. Der Markus Siebert hat mit der Sache nichts zu tun. Er scheint zwar ein Rabauke zu sein, aber er hat die Eva gern. Würde er sonst dauernd im Krankenhaus anrufen, um zu erfahren, wie es ihr geht? Und nun laß mich allein. Ich muß nachdenken.“
Sandra zog beleidigt ab.
Im Garten beschloß sie, die Katzen-Marie zu besuchen. Sie hatte Lust, Harmonium zu spielen. Richtig laut. So richtig mit Kraft. Sie brauchte jetzt etwas, auf das sie einhämmern konnte.
Sie wickelte in der Küche Wurst- und Kuchenreste für die Tiere in eine Zeitung, durchquerte den Garten und balancierte über den Stacheldraht auf der Gartenmauer, den Herr Seibold zum Schutz gegen die Katzen zwischen den Grundstücken angebracht hatte.
Frau Arnold saß vor der offenen Küchentür. Sie hielt einen verwahrlost
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