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Sandra und die Stimme der Fremden

Sandra und die Stimme der Fremden

Titel: Sandra und die Stimme der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kreuter
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verzweifelt. „Und bitte, nehmen Sie Plus mit ins Schlafzimmer. Ich traue mich nicht an ihn heran, solange er mit dem Knochen beschäftigt ist.“
    Die Katzen-Marie packte Plus gelassen und mit energischem Griff am Nacken, hob mit der anderen Hand den Knochen auf, sagte: „Komm mit!“ und watschelte mit dem sich nur schwach sträubenden Hund zur Küche hinaus.
    Sandra ließ Wasser in einen Eimer laufen und holte den Schrubber und ein Scheuertuch aus der Abstellkammer, um die Küche aufzuwischen.
    „Raus mit dir, Käpten!“ befahl sie und öffnete die Tür, um den Hund auf den Hof zu lassen.
    Da wurde die Außentür geöffnet. Ein Mann, wuchtig wie ein Bauernschrank, füllte den Türrahmen aus.
    „Dr. Frischmuth. Guten Tag. Ich bin bei Frau Arnold angemeldet“, stellte sich der Besucher vor.
    „Sandra Faber. Zurück, Käpten! Oh, ich... Frau Arnold hatte vergessen, daß Sie heute kommen. Das heißt...“, stammelte Sandra mit hochrotem Kopf und drängte Käpten zurück.
    „Vergißt Frau Arnold öfter Verabredungen?“ forschte der Doktor.
    In Sandras Kopf klickte es warnend. Vorsicht, Sandra! dachte sie. Der Doktor ist hier, um zu untersuchen, ob die Katzen-Marie voll zurechnungsfähig ist.
    „O nein, Frau Arnold vergißt nichts“, versicherte sie eilig „Sie hat nur den Brief nicht aufgemacht. Wir erledigen nämlich ihre Post für sie.“
    „Das hat der junge Mann mir ebenfalls gesagt“, erwiderte Dr. Frischmuth lächelnd und drehte sich halb nach Joschi um, der hinter seinem breiten Rücken bisher unsichtbar geblieben war.
    Sandra atmete auf. Glück gehabt! dachte sie.
    „Kann ich nun Frau Arnold sprechen?“ fragte der Arzt.
    „Ich hole sie. Sie zieht sich im Schlafzimmer um. Bitte, nehmen Sie schon im Wohnzimmer Platz. Joschi, läßt du Käpten raus?“ bat Sandra und führte Dr. Frischmuth durch die Küche in den angrenzenden Wohnraum.
    „Entschuldigen Sie die Unordnung. Ich bin beim Putzen“, erklärte Sandra, als sie Dr. Frischmuths prüfend umherschweifende Blicke bemerkte. „Bitte!“ Sie fegte mit der Handfläche Krümel von einem Polsterstuhl und bedeutete Dr. Frischmuth, sich zu setzen.
    „Kommt ihr regelmäßig her?“ wollte der Psychiater wissen.
    „Ziemlich“, erwiderte Sandra ausweichend.
    „Weshalb?“ fragte der Doktor.

    „Weshalb?“ wiederholte Sandra und sammelte die auf dem Diwan liegenden Zeitungsblätter ein, um Zeit zum Überlegen einer Antwort zu gewinnen.
    „Meine Großmutter ist bei Rechtsanwalt Seibold nebenan Haushälterin. Mein Freund und ich sind oft bei ihr zu Besuch. Schon als wir noch klein waren. Dadurch haben wir die Katz... Frau Arnold kennengelernt. Ihre selbstgekochte Marmelade hat uns angezogen. Die ist stark. Ja, und weil wir hier ungestört herumtoben durften, auch Harmonium spielen und so“, gab Sandra an. Sie lachte verlegen und prüfte Dr. Frischmuths Gesichtsausdruck, um festzustellen, wie er ihren Bericht aufnahm und ob sie vielleicht etwas Falsches gesagt hatte.
    Doch die Miene des Psychiaters wirkte nur höflich-interessiert und ließ keine Deutung zu.
    „Seitdem kommen wir her“, schloß Sandra kleinlaut.
    „Aber inzwischen doch nicht mehr zum Herumtoben oder wegen der Marmelade?“ fragte Dr. Frischmuth. Er öffnete seinen Aktenkoffer, legte einen Schreibblock vor sich auf den Tisch und zog einen Kugelschreiber aus seiner Jackentasche.
    „Natürlich nicht“, erwiderte Sandra entrüstet. „Jetzt kommen wir wegen der Tiere, und weil sich Frau Arnolds Verwandte nicht um die alte Frau kümmern.“
    „Ihr seid also der Meinung, daß jemand sich um Frau Arnold kümmern muß?“ Der Doktor kritzelte etwas auf den Block.
    „Jeder Mensch muß jemanden haben, mit dem er sich beraten kann und der ihm in Notfällen hilft“, sagte Sandra, einen Ausspruch ihrer Großmutter wiederholend.
    Der Doktor blickte überrascht von seinem Schreibblock hoch.
    „Michael, der Tierpfleger vom Städtischen Tierheim, kommt auch immer her. Er mistet die Ställe aus und repariert die Zäune. Und Herr Seibold und meine Großmutter“, zählte Sandra mit überlegener Geste auf, „also, was die für eine tolle Nachbarschaftshilfe hier haben! Herr Seibold berät Frau Arnold rechtlich und bearbeitet ihren schriftlichen Kram. Wir helfen ihm dabei“, fügte Sandra rasch hinzu, als ihr einfiel, was sie dem Doktor von Frau Arnolds Korrespondenz erzählt hatte. „Es ist nicht so, daß Frau Arnold das nicht selbst erledigen könnte, aber Herr Seibold ist darin

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