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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Kinder nicht unsanft beiseite, um den beiden „Herren“ den Weg freizumachen. „Treten Sie ein, und viel Glück Ihnen.“
    Radcliffe nickte und trat ein. Charlie, die es bestürzend fand, dass die Frau ihre Kinder zu einem solchen Ort mitnehmen wollte, folgte ihm langsamer, weil sie das tränenfeuchte Gesicht der Mutter sowie den hungrigen Ausdruck der Kinder sah, die doch zu dieser Zeit daheim im Bett liegen und nicht Eintritt heischend vor einer Spielhalle stehen sollten.
    Spielsucht ist in der Tat eine schlimme Krankheit, die ich nicht bekommen möchte, dachte sie, während der Portier die Tür hinter ihnen schloss.
    Mit einem Mal völlig niedergeschlagen, schaute sie sich in dem Saal um, in dem sie sich jetzt befanden. Er war strahlend erhellt. Überall standen Kerzen und Petroleumlampen, deren Rauch sich mit dem Qualm der Zigarren und Tabakspfeifen vermischte, die mindestens die Hälfte der Spieler zwischen dem Zähnen klemmen hatten. Eine dicke Wolke aus Rauch und Qualm schwebte unter der Decke.
    „Weshalb ist es so hell hier drinnen?“ wollte Charlie wissen und blickte über die Spieler und die grell bekleideten Frauen in diesem Saal.
    „Um die Möglichkeit von Betrügereien zu begrenzen.“
    „Oh.“ Sie wedelte sich mit der Hand Luft zu. Hier drinnen war es mindestens zwanzig Grad wärmer als draußen. Angesichts des Rauchs, der Kerzenflammen und der Hitze wurde ihr klar, weshalb derartige Etablissements auch „Spielhöllen“ genannt wurden.
    „Komm.“ Radcliffe ging weiter in den Saal hinein, und Charlie folgte ihm, obgleich sie sich am liebsten umgedreht hätte und wieder hinausgegangen wäre. An ihrem eigenen Onkel und an der kleinen Szene eben an der Tür hatte sie genug gesehen, um alle Neugier auf das Glücksspiel zu stillen, die sie womöglich gehabt hatte.
    Die Spieler hier schienen sich aus zwei Personentypen zusammenzusetzen – aus denen, die eher gleichgültig spielten, und denen, die mit einer Art Verzweiflung an ihren Tischen fieberten. Unter den anwesenden Frauen gab es nur eine einzige Sorte: billige, geschminkte „Damen“, welche die Gewinner zu noch höheren Einsätzen animieren sollten. Um die Verlierer kümmerte sich niemand.
    „Sollen wir es erst einmal mit Siebzehnundvier versuchen?“
    Charlie rümpfte die Nase über dieses Kartenspiel, doch dann entdeckte sie einen Tisch, an dem einige Gentlemen würfelten. „Ich würde dieses Spiel vorziehen“, meinte sie.
    „Hasard?“ Als sie nickte, führte er sie schweigend zu diesem Tisch.
    Hasard schien ein verhältnismäßig einfaches Spiel zu sein. Derjenige, der die beiden Würfel hatte, warf sie. Je nach dem Ergebnis verlor er entweder oder würfelte erneut. Anscheinend verlor man mit weniger als fünf oder mehr als neun Augen beim ersten Wurf, während man bei fünf bis neun Augen erneut würfeln durfte. Falls man das Glück hatte, dieselbe Zahl noch einmal zu werfen, gewann man sofort, falls nicht, hing es davon ab, was man geworfen hatte, und entweder man verlor, gewann oder durfte noch einmal werfen.
    Nachdem Charlie das so weit begriffen hatte, richtete sie ihr Augenmerk auf die Spieler.
    Der junge Mann, der gegenwärtig die Würfel hatte, spielte mit dem Ausdruck gelangweilter Interesselosigkeit. Seine teure Kleidung sowie der juwelenbesetzte Schmuck, den er trug, sagte ihr, dass dies alles für ihn reine Unterhaltung war und dass das kleine Vermögen, das er hier verschleuderte, ihm nichts bedeutete. Sein herablassendes Lächeln, wenn er seine Verluste bezahlte und die Würfel an den Mann zu seiner Linken weit erreichte, zeigte, dass er wusste, dass das für diesen nicht galt.
    Charlie sah den anderen Mann die Würfel entgegennehmen. Das kränkende Lächeln des ersten Spielers schien er gar nicht zu bemerken. Groß und dünn bis zur Auszehrung, wischte er sich die verschwitzten Hände an seinem Schoßrock trocken, bevor er die Würfel anfasste. Er wirkte äußerst konzentriert, presste sich die Würfel geradezu verzweifelt an die Brust, senkte den Kopf und warf sie, nachdem er zuvor die Lippen wie im Gebet bewegt hatte, auf den Tisch. Als er eine Neun warf, sank er vor Erleichterung fast in sich zusammen.
    Ein hoffnungsvolles Lächeln umspielte seine Lippen, während ihm die anderen Spieler gratulierten und dann ihre Einsätze abgaben. Er nahm die Würfel erneut auf und wiederholte das vorige Ritual. Dieses Mal indes fand sein Gebet kein Gehör, und sein zweiter Wurf ergab eine Drei. Er ließ die Schultern hängen,

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