Sanft berührt – und schon verführt?
hob Olivia den Kopf und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ja, das finde ich auch. Ich hoffe, du bist in guter Verfassung. Ich möchte nicht den Portier anrufen müssen, um nach der nächsten Herzklinik zu fragen.“
Er grinste und erwiderte den Kuss.
„Mm …“, machte sie wohlig und schloss langsam die Augen.
„Schlaf nicht ein.“
„Keine Sorge. Dazu ist dein Körper viel zu aufregend.“
„Danke. Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?“
„Nein, aber ist das wichtig?“
„Na ja, ich war vielleicht nicht ganz ehrlich zu dir.“ Als sie ihn erschreckt ansah, hätte er sich ohrfeigen können für seine unbedachte Ausdrucksweise. „Ich habe behauptet, ich könnte vierundzwanzig Stunden am Tag. Aber ich fürchte, ich muss mich erst etwas stärken.“
„Zimmerservice?“
Er gab ihr einen leichten Schlag auf den kleinen runden Hintern. „Ich habe da eher an etwas anderes gedacht. Schließlich sind wir in einer der aufregendsten Städte der Welt. Wir sollten in irgendein wahnsinnig teures Restaurant gehen.“
„Und wohin?“ Sie glitt von ihm herunter und hielt sich das Betttuch vor die Brüste.
Diese scheue Geste verblüffte Kieran. Verstehe einer die Frauen! „Jacob hat mal von einem Restaurant erzählt, das ihm besonders gut gefiel.“
„Ausgerechnet Jacob, der ernste ruhige Arzt? Irgendwie hatte ich den Eindruck, er wäre uns normalen Sterblichen, die so niedere Bedürfnisse haben wie Essen, haushoch überlegen.“
Kieran lachte. „Auch Jacob hat seine Schwächen, New Yorker Käsekuchen zum Beispiel. Etwa einmal im Jahr ist er hier wegen irgendeiner Konferenz.“
„Er ist hochintelligent, was?“
„Allerdings. Die vier Jahre College hat er in zweieinhalb geschafft. Aber müssen wir uns eigentlich über meinen Bruder unterhalten? Wie wäre es stattdessen mit einer Dusche?“
„Wunderbar!“ Olivia ließ das Betttuch fallen, glitt aus dem Bett und ging ins Bad. Als Kieran eintrat, war sie bereits in der Duschkabine verschwunden, und das Wasser lief. Ohne zu zögern schob er die Tür auf. „Ist da auch Platz für zwei?“ Olivias Protest war bei dem kräftigen Rauschen kaum zu verstehen. Er grinste. „Ich nehme mal an, das heißt Ja, oder?“
Selbst Männer, die im Busch und unter primitivsten Umständen gelebt hatten, konnten eine Frau mit Luxus betören, ging Olivia durch den Kopf, als Kieran aus dem Schlafzimmer trat. Nicht nur, dass er sie in ein teures New Yorker Restaurant einlud, er selbst sah aus wie das Topmodel eines edlen Modemagazins.
Es verschlug ihr buchstäblich die Sprache, als er in einem offenbar maßgeschneiderten Smoking auf sie zukam. Lediglich mit der Fliege schien er ein paar Probleme zu haben. „Bitte, hilf mir mit dem verdammten Ding“, sagte er und zog ungeduldig an den Enden. „Ich bin total aus der Übung.“
Sie trat von hinten an ihn heran und band ihm die Schleife. „Aus der Übung?“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste seinen Nacken. „Das finde ich eigentlich nicht.“
Blitzschnell drehte er sich zu ihr um, hob sie hoch und wirbelte sie einmal im Kreis. „Danksagungen zufriedener Kunden werden immer gern entgegengenommen.“
„Kunden? Ach du liebe Zeit! Da bekomme ich wohl auch noch eine Rechnung für geleistete Dienste?“
„Hm … Das weiß ich noch nicht. Das heute Nachmittag war nur eine Aufwärmübung. Aber ich werde es dich wissen lassen.“ Lächelnd schob er ihr die Hände ins Haar, beugte sich vor und küsste sie leidenschaftlich.
Olivia hielt sich an seinen Unterarmen fest und war bemüht, sich nicht von ihren Gefühlen davontragen zu lassen. Kieran Wolff war wie hochprozentiger Schnaps: Er stieg ihr sofort zu Kopf.
Da die Nacht klar und angenehm kühl war, beschlossen sie, zu Fuß zu gehen, denn das Restaurant war nur ein paar Blocks entfernt. Kieran nahm sie nicht bei der Hand, aber er legte ihr den Arm um die Schultern. Olivia kuschelte sich an ihn. Wenn das doch immer so sein könnte …
Vor dem Restaurant blieb sie stehen und sah Kieran an. „Hättest du etwas dagegen, wenn ich Cammie schnell anrufe? Nach unserem Essen ist sie wahrscheinlich schon im Bett.“
„Natürlich nicht.“
Olivia zog ihr Handy aus der Tasche und wählte. Eine der Hausangestellten antwortete, und wenige Sekunden später war Cammie dran. „Hallo, Mommy! Annalise und ich ziehen uns gerade zum Dinner um.“
„So?“
„Ja. Wir verkleiden uns als …“ Sie flüsterte etwas zur Seite, was Olivia nicht verstand, dann
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