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Sanft berührt – und schon verführt?

Sanft berührt – und schon verführt?

Titel: Sanft berührt – und schon verführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Maynard
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schien ihr Leben zu genießen. Sie hatte die Vergangenheit hinter sich gelassen.
    Kurz dachte er an seine Mutter. Die Erinnerung war blass, ein Duft, eine graziöse Bewegung, ein leises warmes Lachen. Wie sie ihren kleinen Sohn an die Hand genommen hatte und sich mit ihm im Kreis drehte … Dann verschwanden die Bilder. Normalerweise überfiel ihn in dieser Situation der Wunsch zu fliehen, dieses Haus hinter sich zu lassen. Doch diesmal stellte sich dieses Gefühl nicht ein, und er spürte auch keinen Schmerz. Stattdessen war ihm, als höre er seine Mutter flüstern: Sei glücklich Kieran, tu es für mich …
    Etwas schnürte ihm die Kehle zu, und Tränen traten ihm hinter die geschlossenen Lider. Gut, dass keiner sah, was mit ihm los war. War seine Mutter wirklich irgendwo da oben im Himmel und bat ihn, glücklich zu sein? Und war er dazu fähig? Konnte er den Albtraum der Vergangenheit abschütteln und wieder anfangen zu leben? Bisher war er ruhelos durch die Welt gezogen, war nirgendwo lange genug geblieben, um Freunde zu finden, um eine Beziehung aufzubauen, um zu lieben …
    „Kieran …“, murmelte Olivia im Schlaf. Er strich ihr zärtlich über den Kopf und griff in ihr volles Haar. Ein tiefer Friede überkam ihn. Aber war der von Dauer?
    Olivia war ein wunderbarer Mensch. Er selbst jedoch steckte voller Zweifel. Würde er sich für sie ändern können? Für seine Tochter?

9. KAPITEL
    Als Olivia erwachte, war sie allein. Auf dem Kissen neben ihr glaubte sie noch den Abdruck von Kierans Kopf zu sehen, aber das Bett war leer. Zwar wusste sie, dass er sie hatte verlassen müssen, doch ohne ihn zu sein, war schwer zu ertragen. Sie sah aus dem Fenster. Der Morgen dämmerte, die ersten Vögel sangen. Gähnend streckte sie sich. Sie musste unbedingt ihre Eltern anrufen, dazu war es jedoch noch zu früh. Ob die Polizei den Täter schon gefasst hatte? Oder lief der Kerl immer noch frei herum und bedrohte sie?
    Mühsam kletterte Olivia aus dem Bett. Kierans Massage hatte ihr sehr gutgetan, aber kaum dachte sie an das, was vor ihr lag, verkrampften sich wieder sämtliche Muskeln. Wie sehr sehnte sie sich nach ihrem Zuhause – das es nicht mehr gab. Dieser Gedanke war grausam, aber wahr.
    Als sie im Bad fertig war, war auch Cammie aufgewacht und hatte Hunger. Also machten sie sich auf den Weg in die Küche, aber man sagte ihnen, dass das Frühstück im Speisezimmer angerichtet sei. Zu Olivias Überraschung saß Victor an dem großen Esstisch. „Guten Morgen, Sir.“ Hastig setzte sie sich und warf Cammie einen warnenden Blick zu. Benimm dich!
    Victor war bereits fertig mit Frühstücken, sein Teller war leer. Jetzt hob er die Kaffeetasse, die in seinen großen Händen geradezu zerbrechlich aussah. Er war so groß wie seine Söhne, doch seine Haut sah ungesund aus. Die stechenden Augen hielt er unentwegt auf Olivia gerichtet. Schweigend und hastig frühstückte sie. Bloß weg … Als sie den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte, schob sie schnell den Teller beiseite.
    „Wir werden Sie nicht länger belästigen“, stieß sie dann leise hervor. „Wir reisen ab.“
    Erstaunt hob Victor die buschigen Augenbrauen. „Schon? Ich habe mit dem Koch verabredet, dass Cammie beim Keksebacken helfen kann, damit wir beide uns mal in Ruhe unterhalten können. Ist dir das recht, Kind?“
    Cammie blickte von ihrem Pfannkuchen hoch, den Mund zu voll zum Sprechen, und nickte begeistert.
    Olivia fühlte sich ausgesprochen unbehaglich unter dem prüfenden Blick des alten Mannes. „Wo ist Kieran?“ Vielleicht könnte er ihr erklären, was Victor mit dieser Aussprache bezweckte.
    „Die drei Brüder sind heute schon sehr früh nach Charlottesville gefahren. Ich glaube, sie wollen einen neuen Jeep kaufen.“
    „Und dazu müssen sie alle drei fahren?“
    „Meine Jungs hängen sehr aneinander. Und sie haben selten die Gelegenheit, gemeinsam etwas zu unternehmen.“
    Eine junge Frau trat ein und streckte die Hand nach Cammie aus. „Ich bin LeeAnn. Hast du Lust, mit mir in die Küche zu kommen?“ Wieder nickte die Kleine strahlend und nahm sofort vertrauensvoll die Hand.
    Sowie die beiden gegangen waren, erhob sich Victor. „Lassen Sie uns in mein Arbeitszimmer gehen.“ Olivia folgte ihm. Was wollte er von ihr? Viel Zeit, über seine Absichten nachzudenken, blieb ihr nicht, denn schon nach wenigen Schritten durch den Flur öffnete er eine Tür. „Bitte, treten Sie ein.“
    Das Arbeitszimmer sah aus wie in einem Film. Auf dem

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