Sanft kommt der Tod
so. Und sie braucht die Tabletten, weil sie nur mit ihrer Hilfe die Fassade aufrechterhalten kann.«
»Aber was hat das mit deinen Ermittlungen zu tun?«
»Es hängt alles miteinander zusammen. Sie verliert ein Kind.« Jetzt rief Eve die Aufnahme des unschuldigen, toten, kleinen Jungen auf dem Bildschirm auf.
»Wirklich süß«, bemerkte Roarke.
»Ja. Er versprüht eine unglaubliche Lebensfreude. Wie Allika, als er noch am Leben war. Sie, das heißt sie und ihr Mann, haben sich durch seinen Tod verändert. Das sieht man ihren Augen auf den Bildern an. Sie sind verwundet, haben aber einen Weg gefunden, trotzdem weiterzumachen wie bisher. Jeder auf seine Art. Aber dann gerät sie aus dem Gleichgewicht und fängt diese Affäre an. Was er weiß oder auf alle Fälle ahnt. Ich glaube, er weiß auch, dass sie die Affäre wieder beendet, ohne dass er sie jedoch deshalb zur Rede stellt. Sie halten die Fassade der glücklichen Familie weiter aufrecht, rütteln nicht am Status quo. Schließlich haben sie bereits ein Kind verloren, und deshalb kämen weder sie noch das Kind, das sie noch haben, mit einer Scheidung klar.«
Sie rief auch Rayleens Foto auf. »Aber dann geschehen diese beiden Morde. Sie hat eine Heidenangst und verliert erst einmal die Balance, während er vor allem wütend ist.«
»Und das Kind?«
Eve sah auf den Bildschirm. »Ist von all dem fasziniert. «
»Ah. Kinder können furchtbar kaltblütig sein. Der Tod berührt sie nicht, denn sie sind noch viel zu weit davon entfernt. In ihrer Unschuld glauben sie, dass er ihnen selbst nichts anhaben kann, weshalb er für sie durchaus reizvoll ist.«
»Liegt es wirklich an ihrer Unschuld, dass sie das so sehen?«
»Vielleicht liegt es einfach daran, dass sie Kinder sind.« Er füllte ihre beiden Gläser noch einmal auf. »Und dass ihre Kindheit sich mit unserer Kindheit nicht vergleichen lässt.«
»Oh nein, ganz sicher nicht. Roarke?«
»Hm.«
Sie wollte etwas sagen, überlegte es sich aber noch einmal anders und zeigte auf den Wandbildschirm. »Auch wenn es uns beiden sicher schwerfällt, bei der Beurteilung einer Familie objektiv zu sein, bin ich überzeugt davon, dass die Antworten auf meine Fragen dort zu finden sind. Jeder einzelne von ihnen, jedes Segment des Dreiecks, das einmal ein Viereck war - Mutter, Vater, Tochter.« Sie zeichnete ein Dreieck in die Luft. »Jeder von ihnen weiß etwas. Etwas, was sie miteinander verbindet und gleichzeitig voneinander trennt. Und ich werde jedes dieser drei Segmente einzeln untersuchen müssen, um herauszufinden, was es ist.«
1 8
Nach dem Abendessen begann Eve mit der Überprüfung aller Namen, die in den Adressbüchern verzeichnet waren, auf die sie bei der Durchsuchung des Penthouses gestoßen war. Während der Abgleich lief, ging sie nochmals sämtliche Termine der Familie durch.
Schnittstellen und Parallelen, dachte sie erneut. Nur, dass dies kein Kreis, sondern ein Dreieck war.
Gedankenverloren kritzelte sie ein Dreieck auf ihren Block, durch dessen Mitte sie eine horizontale Linie zog. »Wie würde man das hier nennen?«
Roarke blickte über ihre Schulter. »Was du da hast, ist eine vom Mittelpunkt ausgehende Proportionale, ein Segment, dessen Endpunkte die Mittelpunkte zweier Seiten eines Dreiecks sind. Ein parallel zur dritten Seite verlaufendes Segment - das halb so lang wie die dritte Seite ist.«
»Himmel, du bist echt ein Ober-Freak. Ich sehe es als eine Art Kasten innerhalb von einem Dreieck. Eine Verbindung, die einen anderen Ursprung hat.«
»Das ist es natürlich ebenfalls.«
»Huh.« Während er in die Küche schlenderte, stand sie auf, um ihre Tafel auf den neusten Stand zu bringen, doch bevor sie damit fertig war, signalisierte ihr Computer, dass er mit der ihm gestellten Aufgabe fertig war.
»Ergebnisse auf den Bildschirm.« Sie wollte sich gerade wieder setzen, als Roarke mit einem Tablett in ihr Arbeitszimmer zurückkam. »Wir haben doch schon gegessen.«
»Das haben wir.« Er stellte das Tablett auf ihrem Schreibtisch ab, nahm einen kleinen Teller herunter und hielt ihn ihr hin. »Und das hier ist ein selbst gemachter Karamellbrownie.«
Zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass ihr Herz bei diesen Worten schmolz. »Mann, du weißt, wie man Frauen glücklich macht.«
»Du kannst dich später bei Summerset dafür bedanken. «
»Uh-uh.«
»Allerdings habe ich ihn darum gebeten, dass er Brownies backt. Weshalb du dich auch bei mir bedanken kannst.« Roarke hielt den
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