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Sanft kommt der Tod

Sanft kommt der Tod

Titel: Sanft kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts J.D. Robb
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verstehe nicht, warum du in diese Richtung gehst.«
    »Was? Glaubst du etwa nicht, dass ein zehnjähriges Mädchen eiskalt morden kann?«, fragte sie in beiläufigem Ton, während sie Harmons Foto und die Daten neben die Seite des Dreiecks hängte, das aus Oliver, Allika und Rayleen bestand. »Ich habe bereits mit acht gemordet«, erinnerte sie ihn.
    »Das war noch nicht mal ansatzweise Mord. Du hast dein eigenes Leben gerettet und einem Monster den Garaus gemacht. Aber jetzt sprichst du davon, dass ein Kind vorsätzlich und eiskalt die Ermordung zweier erwachsener Männer geplant und ausgeführt haben soll.«
    »Vielleicht sogar noch mehr.« Eve zog eine Aufnahme von Trevor Straffo aus der Akte und hängte sie in der Mitte des Dreiecks auf.
    »Mein Gott, Eve.«
    »Vielleicht ist er von selbst die Treppe runtergefallen. Könnte sein. Aber vielleicht hat auch jemand nachgeholfen. Vielleicht war es ein tragischer Unfall, in den seine Schwester verwickelt war.« Sie blickte in Rayleen Straffos veilchenblaue Augen. »Vielleicht waren die beiden einfach aufgeregt, sind zusammen losgerannt und dabei ist einer über den anderen oder über die eigenen Füße gestolpert. Was auch immer. Aber weißt du was?«
    Sie wandte sich ihm zu und sah ihn aus ihren reglosen Polizistinnen-Augen an. »Ich glaube nicht, dass es so war. Ich glaube, sie hat ihn geschubst. Ich glaube, sie hat ihn geweckt, als ihre Eltern schliefen, und hat ihn aus dem Bett gelockt. Pst, sei leise. Unten ist der Weihnachtsmann. Lass uns gucken, ob wir ihn sehen.«
    »Mein Gott«, murmelte Roarke erneut.
    »Und dann, als er am Rand der Treppe steht, versetzt sie ihm einen Stoß. Und schon gibt es keinen kleinen Bruder mehr in ihrem Revier. Keinen kleinen Bruder, der sich in den Mittelpunkt des Kreises drängt.«
    »Wie kannst du so was denken? Sie muss damals doch selber noch ein kleines Kind gewesen sein.«
    »Sieben. Sie muss sieben gewesen sein. Fünf Jahre lang stand sie allein im Mittelpunkt, und dann musste sie plötzlich alles teilen. Vielleicht fand sie es erst noch aufregend, mit dem Baby zu spielen, die große Schwester zu sein. Aber dann wurde das langweilig, und ihr selber wurde nicht mal mehr annähernd die Aufmerksamkeit zuteil, die sie zuvor gewohnt gewesen war. Die kleine Prinzessin Rayleen. Deshalb musste sie was unternehmen, und das hat sie getan.«
    »Was du da sagst, ist regelrecht obszön.«
    »Das ist jeder Mord. Die Mutter weiß Bescheid«, fuhr Eve mit ruhiger Stimme fort. »Die Mutter weiß Bescheid. Es macht sie krank, sie ist völlig außer sich und versucht, dem Grauen auf verschiedenen Wegen zu entfliehen. Nur, dass ihr das einfach nicht gelingt.«
    »Du scheinst davon wirklich überzeugt zu sein.«
    »Ich habe es ihr angesehen. Ich weiß es ganz genau. Aber wissen und beweisen sind, vor allem in einem solchen Fall, zwei verschiedene Paar Schuhe.«
    Er musste darum kämpfen, nicht weiter instinktiv zu leugnen, dass Eves Vermutung vielleicht richtig war. »Also gut, selbst wenn wir davon ausgehen, dass deine Theorie zum Tod des kleinen Bruders vielleicht stimmt, weshalb hätte sie Foster und Williams töten sollen? Wegen der Affäre ihrer Mutter?«
    »Ich glaube nicht, dass die Affäre ihrer Mutter auch nur ansatzweise von Interesse für sie war. Sex ist nicht auf ihrem Radar. Da sie nicht direkt davon betroffen ist. Ich weiß nicht, warum sie es getan hat, und genau das ist mein Problem. Ich habe Peabody gebeten, sich noch einmal Fosters Unterlagen anzusehen. Vielleicht hat er sie ja beim Mogeln, beim Stehlen oder sonst was erwischt.«
    Aber auch das passte irgendwie nicht, dachte sie verärgert. Es haute irgendwie nicht hin. »Wir haben in ein paar Schülerspinden Drogen sichergestellt. Vielleicht dealt sie ja oder wirft die Sachen selber ein. Falls Foster irgendeine Bedrohung für sie war oder sie den Eindruck hatte, dass er ihre perfekte Welt aus den Angeln heben könnte, hat sie ihn vielleicht vorsorglich umgebracht.«
    Sie stapfte vor der Tafel auf und ab. »Ich brauche Miras Einschätzung. Für mich passt die Kleine genau in das Profil. Aber das muss Mira noch bestätigen. Ich brauche ihre Bestätigung, dann muss ich Allika morgen irgendwie allein erwischen und den Schutzschild durchbrechen, den sie um sich herum errichtet hat. Ich brauche mehr, als ich bisher habe, denn wenn ich nicht völlig spinne, hat dieses Kind schon in den ersten Jahren seines Lebens drei Menschen umgebracht. Was, wenn man sie nicht stoppt, sicher erst

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