Sanft kommt der Tod
Teller so, dass sie ihn nicht erreichen konnte, und klopfte mit dem Zeigefinger seiner freien Hand auf seinen Mund.
Der Form halber rollte sie mit den Augen, beugte sich dann aber vor, küsste ihn flüchtig auf die Lippen und schnappte sich das Gebäck. »Aber ich will verdammt sein, wenn ich Summerset dafür auf seinen Schnabel küsse.« Sie biss in den Brownie und stöhnte wohlig auf. »Oh Gott, das ist wirklich ... gibt es davon noch mehr?«
»Vielleicht.«
»Ich teile mir den Brownie besser ein. Himmel, das ist das schokoladige Äquivalent zu Zeus.« Sie nahm einen zweiten Bissen und wandte sich gleichzeitig ihrem Bildschirm zu. »Verdammt! Verdammt, ich wusste es.«
Er überflog die Daten auf dem Monitor. »Quella Harmon, weiblich, achtundfünfzig Jahre, wohnhaft in Taos, New Mexico. Zweimal verheiratet, zweimal geschieden, keine Kinder. Künstlerin.«
»Was für eine Künstlerin?«
Er reckte den Kopf und las weiter vor. »Hat sich auf Mode und Schmuck, Steine und Lederwaren spezialisiert. Lederwaren. Ah.«
»Ah? Mehr nicht? Schließlich habe ich direkt ins Schwarze getroffen. Wenn das Rizin nicht daher stammt, küsse ich Summerset doch auf seinen grauenhaften Mund. Die Rizinuspflanze wächst wild in Wüstengegenden. Ich wette, dass es in New Mexico genug Wüstengegenden gibt. Und ich wette ebenfalls, dass eine dort lebende Künstlerin, die mit Leder arbeitet, das Öl aus den Samen benutzt.«
»Das kann natürlich sein, aber, um bei unseren mathematischen Ausdrücken zu bleiben, wo ist die Schnittstelle zwischen dieser Quella Harmon und deinen beiden Opfern?«
»Sie ist Allika Straffos Tante mütterlicherseits«, antwortete Eve. »Das heißt, dass ich auf der Spur des Giftes bin. Computer, wann sind die Straffos allein oder zusammen in den letzten sechs Monaten, nein, im letzten Jahr, in New Mexico gewesen? Und wann war Quella Harmon während dieses Zeitraums in New York?«
EINEN AUGENBLICK ...
»Du denkst, dass sich einer von den Straffos eine Probe Rizin mit oder ohne das Wissen dieser Frau angeeignet, mit nach New York genommen und dann damit Foster vergiftet hat.«
»Das denke ich auf jeden Fall.«
»Also gut, sie hätten die Möglichkeit gehabt, sich die Mordwaffe zu besorgen, aber du hast noch immer kein Motiv. Und wenn es nicht innerhalb der letzten beiden Monate Kontakt zwischen einem der Straffos und dieser Harmon gab, hätte er stattgefunden, bevor Allika die Affäre mit Reed Williams hatte und bevor Foster das herausgefunden hat.« »Uh-huh. Ich denke eher an Parallelen.«
AUFGABE AUSGEFÜHRT. OLIVER, ALLIKA UND RAYLEEN STRAFFO SIND AM SECHSUNDZWANZIGSTEN NOVEMBER LETZTEN JAHRES VON NEW YORK NACH TAOS, NEW MEXICO, GEFLOGEN. DIE RÜCKKEHR NACH NEW YORK ERFOLGTE AM DREISSIGSTEN ...«
»Das war, bevor Allika den Aussagen zufolge was mit Williams hatte. Nicht?«
»Ja.« Trotzdem hatte Eve ein grimmiges Lächeln aufgesetzt.
»Aber weshalb hätte sich Straffo - außer er hätte seherische Fähigkeiten - eine giftige Substanz besorgen sollen, bevor ihn seine Frau betrogen hat?«
»Vielleicht war es damals ja noch keine giftige Substanz, sondern einfach eine Tüte Samen. Mir geht es um die Planung, um die Möglichkeit, die Gelegenheit. Und gleichzeitig um Neugier.«
Während sie sprach, trat sie wieder vor die Tafel, machte weiter Fotos und Listen daran fest und schrieb ein paar neue Dinge auf. »Computer, ich brauche einen Ausdruck der Daten auf dem Monitor.«
EINEN AUGENBLICK ...
Während sie den Ausdruck holen ging, trat Roarke vor ihre Tafel und sah sie sich nachdenklich an.
Es war klar, sie hatte eine Spur. Das konnte er an der Art, wie sie die Dinge an der Tafel arrangierte, sehen. Sie ordnete sie nach irgendeinem Muster an, das sich in ihrem Kopf gebildet hatte. Oder vielleicht folgte sie auch eher ihrem Gefühl.
Ihr Hirn war gleichzeitig ein Labyrinth und linear, fließend, flexibel und geradezu erschreckend starr. Auch wenn er seine Funktionsweise wahrscheinlich nie wirklich verstehen würde, bewunderte er sie zutiefst. Und auch ihr Instinkt trog sie praktisch nie.
Er trat einen Schritt zurück, atmete tief durch, konzentrierte sich erneut und versuchte zu sehen, in welche Richtung Eves Verstand oder Instinkt sie gehen ließ.
Als er es erkannte, traf ihn die Erkenntnis wie ein Schock. »Das kann ja wohl unmöglich dein Ernst sein.«
»Dann siehst du es also auch?«
»Ich sehe, was du da zusammenflickst, was für ein Muster es ergibt. Aber ich
Weitere Kostenlose Bücher