Sanft kommt der Tod
ihrem Töpferkurs gemacht hatte. Das alles ist eine furchtbare Tragödie. Ich wünschte, ich könnte sie zu Hause behalten.«
Sie knetete mit ihren Fingern an ihren Oberschenkeln herum. »Aber Ray ist fest entschlossen, keinen Schultag zu verpassen, und auch meinem Mann liegt viel daran, dass alles so normal wie möglich weitergeht. Ich wurde also überstimmt«, stellte sie mit einem schnellen Lächeln fest. »Ich nehme an, die beiden haben recht, aber es fällt mir furchtbar schwer, sie nach dem, was vorgefallen ist, weiter in die Schule zu schicken, als wäre nichts geschehen.«
»Hat Mr Foster je mit Ihnen über Mr Williams gesprochen?« »Über Mr Williams?« Da war es, das kurze Aufflackern von Schock, Schuldgefühlen und vielleicht ein wenig Angst. »Nicht, dass ich wüsste, nein. Weshalb hätte er das tun sollen?«
»Sie und Mr Williams haben ein gutes Verhältnis.«
»Ich bemühe mich um ein gutes Verhältnis zu sämtlichen Lehrern der Akademie.«
»Wobei Ihr Verhältnis zu Mr Williams offenbar besonders innig ist.«
»Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen.« Sie stand entschlossen auf, doch es wirkte eher panisch als autoritär. »Ich denke, dass Sie jetzt besser gehen.«
»Sicher, kein Problem. Dann fahren wir einfach zu Ihrem Mann in die Kanzlei und unterhalten uns mit ihm.«
»Warten Sie.« Als Eve aufstehen wollte, hob Allika eine Hand. »Warten Sie, ich weiß nicht, was Sie gehört haben oder was Sie vielleicht denken, aber ...« Sie blickte Richtung Flur und atmete tief durch, als sie hörte, dass Rayleen fröhlich mit Cora plauderte, während sie aus der Wohnung ging. »Es geht Sie nicht das Geringste an.«
»Alles, was mit Craig Foster zu tun hat, geht uns etwas an.«
»Das ist eine private Angelegenheit. Es gibt keinen Grund, mit Oliver über Gerüchte zu sprechen, die es möglicherweise gibt.«
»Wusste Foster über Sie und Reed Williams Bescheid? Hat er Ihnen oder Williams erklärt, dass er Ihr Verhältnis melden wird?«
»Es war kein Verhältnis. Es war ein Ausrutscher. Ich habe die Sache bereits vor Wochen beendet.«
»Warum?«
»Weil ich wieder zur Vernunft gekommen bin.« Sie schob sich die Haare aus der Stirn. »Ich hatte ... wegen der bevorstehenden Feiertage hatte ich Probleme mit Depressionen. Unser Sohn, unser Trev, ist vor drei Jahren am Weihnachtsmorgen gestorben.«
»Das tut mir leid, Mrs Straffo«, mischte sich Peabody in das Gespräch. »Wie ist er gestorben?«
»Er ...« Allika ließ sich wieder auf das Sofa sinken. »Wir haben die Feiertage in unserem Haus ... wir hatten ein Haus in Connecticut. Er war noch nicht mal zwei. Trev. Und er war so aufgeregt wegen des Weihnachtsmanns. Er stand ganz früh auf. Es war noch dunkel, als er ... er ist die Treppe runtergefallen. Er muss gerannt sein, haben sie gesagt, muss runtergerannt sein, um zu sehen, was ihm der Weihnachtsmann gebracht hat, dabei ist er gestürzt und hat sich das Genick gebrochen ...«
»Das tut mir sehr leid«, wiederholte Peabody. »Ich glaube, für Eltern gibt es nichts Schlimmeres.«
»Ich bin daran zerbrochen. Erst nach monatelanger Behandlung kam ich wieder halbwegs auf die Beine. Ich glaube nicht, dass ich je wieder die Alte werde, oder ob ich das überhaupt sollte. Aber wir haben Rayleen. Wir haben noch ein Kind, das uns beide braucht. Das Haus in Connecticut haben wir nicht mehr, aber wir haben noch Ray, und sie hat ein normales Leben verdient.«
»Sie haben sich mit Mr Williams eingelassen, weil Sie unter Depressionen litten«, fasste Eve zusammen.
»Ich weiß, das ist keine Entschuldigung. Das wusste ich auch schon, als es passierte. Um Weihnachten herum leide ich immer ganz besonders, und wenn ich leide, versuche ich, dieses Gefühl in meinem Inneren zu blockieren. Reed - das mit ihm hat mir dabei geholfen, das war alles. Es war aufregend, und es war närrisch. Oliver und ich, wir sind einfach nicht mehr dieselben wie vor Trevors Tod. Trotzdem versuchen wir, so weiterzumachen wie zuvor. Ich war dumm und egoistisch, und falls er dahinterkommt, wird ihn das verletzen. Das möchte ich nicht.«
»Und wenn Foster ihm davon berichtet hätte?«
»Er wusste nichts davon.« Sie legte eine Hand an ihren Hals und rieb ihn sich, als täte er ihr plötzlich weh. »Ich wüsste nicht, wie er etwas davon mitbekommen haben sollte. Er hat mir gegenüber nie auch nur die kleinste Andeutung gemacht, obwohl er - wie ich bereits sagte - auf der Feier noch mit mir gesprochen hat. Es war ein Fehler, ja,
Weitere Kostenlose Bücher