Sanft kommt der Tod
hysterisches Gelächter aus dem Kinderzimmer drang.
»Wie sieht es mit anderen Lehrern wie zum Beispiel Mr Williams aus?«
»Sicher, den kenne ich auch.« Obwohl sie es beiläufig sagte, schweifte ihr Blick während des Bruchteils einer Sekunde ab.
»Haben Sie ihn auch außerhalb der Schule getroffen, Mrs Ferguson?«
»Nein. Ich nicht.«
»Aber andere schon.«
»Vielleicht. Ich weiß nicht, was das mit Craig zu tun hat.«
»Sämtliche Details sind für uns wichtig. Wir wissen, dass Mr Williams eine ganze Reihe sexueller Beziehungen unterhalten hat.«
»Oh, Junge.« Sie atmete hörbar aus. »Er hat eine Art Spiel gespielt - sehr subtil. Nichts, woraus ich ihm einen Strick hätte drehen können, wenn ich das gewollt hätte. Aber Frauen spüren es nun mal, wenn ein Mann bei ihnen vorfühlt. Genau wie die meisten Männer spüren, wenn eine Frau nicht zieht. Er hat sofort einen Rückzieher gemacht. Ich hatte niemals Schwierigkeiten mit ihm.«
»Aber andere Frauen schon?«
»Hören Sie, ich weiß, dass er sich an Jude Hadley herangemacht hat. Sie hat es mir erzählt, und sie hat mir auch erzählt, dass sie ihn auf einen Drink getroffen hat. Sie ist geschieden und war kurzfristig versucht. Aber dann ist sie zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, sich nicht auf diesen Typen einzulassen. Vor allem, nachdem ich ihn zusammen mit Allika Straffo gesehen habe.«
»Sie haben die beiden gesehen?«, fragte Eve.
»Auf der Weihnachtsfeier. Es war nur ...« Sie rutschte unruhig hin und her, es war ihr deutlich anzusehen, dass sie nur sehr ungerne darüber sprach. »Mir ist aufgefallen, wie sich die beiden angesehen haben. Und einmal hat er sie berührt. Er hat ihr nur flüchtig mit der Hand über den Arm gestrichen, aber sie ist ziemlich rot geworden. Dann hat er den Raum verlassen, und ein paar Sekunden später ist sie ihm gefolgt. Zehn, fünfzehn Minuten später kamen sie unabhängig voneinander wieder herein. Aber sie hatte diesen Blick - Sie wissen schon, ganz locker und ganz weich. Wenn die beiden keinen Quickie hatten, fresse ich diesen verdammten Hundedroiden auf.«
»Interessant«, erklärte Eve, als sie neben ihrer Partnerin wieder in die winterliche Kälte trat. »Allika Straffo, Mutter eines der Kinder, die den Toten finden, hatte angeblich was mit Williams. Und der wiederum hätte die Gelegenheit zu dem Mord gehabt.«
»Weil Foster ihm damit gedroht hat, die Sache zu melden, wodurch auch Allika Straffo aufgeflogen wäre? Okay. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass die Drohung, sein Verhältnis mit der Mutter einer Schülerin auffliegen zu lassen, Williams derart aus dem Gleichgewicht gebracht haben soll, dass er Foster deswegen vergiftet.«
»Wohingegen Straffo verheiratet ist, und zwar mit einem einflussreichen Mann. Vielleicht hat die Drohung ja sie genügend aus dem Gleichgewicht gebracht.«
»Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Frau am Tattag in der Schule war.«
»Ihre Tochter schon.«
»Ihre ... also bitte, Dallas. Denken Sie, sie hätte ihre Tochter mit der Kanne losgeschickt? Als Auftragsmörderin?«
»Vielleicht wollte die Kleine ja ihre Mami schützen.«
»Okay, warten Sie.« Peabody stieg in den Wagen und zog die Tür hinter sich zu. »Wir sollten nicht vergessen, dass wir hier von einem zehnjährigen Mädchen sprechen.«
»Es ist schon öfter vorgekommen, dass Kinder töten.« Sie selbst hatte als Achtjährige ihren Vater umgebracht. Hatte wieder und wieder auf ihn eingestochen, bis er nicht mehr aufgestanden war.
»Ja, aus Angst, Panik, Wut oder einem Impuls heraus. Im Allgemeinen ist es eher selten, dass ein nettes zehnjähriges Mädchen aus der Oberschicht Gift in den Kakao von einem Lehrer mischt. Das wäre ein bisschen extrem.«
»Ja, das wäre es. Vielleicht war ihr ja gar nicht klar, dass sie ihn vergiften würde. Vielleicht hat Mami zu ihr gesagt: >Komm, wir spielen Mr Foster einen Streiche«
»Es fällt mir schwer zu glauben, dass eine Mutter ihre Tochter einen Lehrer töten lässt, nur, damit niemand erfährt, dass sie es sich von einem anderen besorgen lässt.«
Nein, dachte auch Eve, es war schwer vorstellbar. Aber ausgeschlossen war es nicht. »Trotzdem lohnt es sich bestimmt, bei ihr vorbeizufahren und kurz mit ihr zu plaudern.«
Das Penthouse der Familie Straffo thronte auf einem schlanken, silbrigen Turm, durch dessen schimmernde Fenster und von dessen ausladenden Terrassen aus man den Hudson übersah.
Sowohl der Portier als auch der Wachmann
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