Sanft kommt der Tod
aber es war nur Sex. Und nur zweimal. Zweimal. Es hat mir nicht mehr bedeutet als Reed.«
»Hat Williams Ihnen gegenüber etwas über Foster gesagt?«
»Wir haben nicht viel miteinander geredet. Es war eine rein körperliche Angelegenheit, eine oberflächliche Geschichte, und dann war es auch schon wieder vorbei.«
»War er unglücklich oder wütend, als Sie die Sache beendet haben?«
»Nicht im Geringsten - weshalb ich mir, ehrlich gesagt, noch dämlicher vorgekommen bin.« Sie schloss die Augen, straffte ihre Schultern und machte die Augen wieder auf. »Falls Sie Oliver aus irgendeinem Grund davon erzählen müssen, würde ich gern vorher selber mit ihm sprechen. Ich würde gern versuchen, ihm die Sache zu erklären, bevor er von Ihnen etwas davon erfährt.«
»Bisher sehe ich keinen Grund, um mit ihm darüber zu reden. Falls sich das ändert, gebe ich Ihnen vorher Bescheid.«
»Danke.«
Sie schafften es, auch alle anderen zu sprechen, die am Tag von Fosters Tod in der Schule gewesen waren, aber keines der Gespräche brachte sie auch nur den kleinsten Schritt voran, schließlich fuhren sie aufs Revier.
»Wie oft, glauben Sie, war Allika Straffo während ihrer Ehe derart dämlich?«
»Ich glaube, es war das erste Mal. Sie wirkte zu nervös, zu schuldbewusst, hatte zu viele Gewissensbisse, als dass sie ihren Mann gewohnheitsmäßig hintergeht. Wollen Sie meine Meinung hören? Dieser Williams hat ihr einfach angesehen, dass sie verletzlich war, und hat das schändlich ausgenutzt. Und ich glaube nicht, dass Foster etwas davon wusste.«
»Warum nicht?«
»Nach allem, was wir über ihn wissen, scheint er eine grundehrliche Haut gewesen zu sein. Ich kann mir deshalb einfach nicht vorstellen, dass er sich auf dieser Weihnachtsfeier ganz normal mit Allika unterhalten hätte, wenn ihm aufgefallen wäre, dass sie es mit Williams getrieben hat. Sie hätte es gespürt, wenn er es mitbekommen hätte. Hätte es instinktiv gewusst. Wahrscheinlich war sie gleichzeitig aufgeregt und schuldbewusst, und wenn Foster sie auch nur etwas seltsam angesehen hätte, hätte sie das ganz bestimmt bemerkt. Ich glaube, es war einfach ein einmaliger Ausrutscher, sonst nichts.«
»Für Sie ist Ehebruch also einfach ein kleiner Ausrutscher?«
Peabody zuckte zusammen. »Okay, es ist Betrug und eine Beleidigung. Sie hat ihren Mann mit Williams betrogen und gleichzeitig beleidigt. Damit muss sie jetzt leben. Aber Roarke wird Sie niemals auf diese Art betrügen oder beleidigen.«
»Es geht hier nicht um mich.«
»Nein, aber in Ihren Gedanken überlappen die Dinge sich. Und das sollte nicht sein.«
Ob es das sollte oder nicht, es war nun einmal so, auch wenn ihr das keineswegs gefiel.
Trotzdem ging sie weiter ihrer Arbeit nach.
Das Labor fand keine Spur Rizin in dem Pulver und der Schokolade, die aus Fosters Wohnung stammte. Also hatte irgendwer das Gift erst nachträglich in den Kakao gerührt.
Eve ging nochmals den zeitlichen Ablauf des Geschehens durch und fügte dabei Einzelheiten aus den morgendlichen Zeugenbefragungen ein. In der Schule hatte reges Kommen und Gehen geherrscht. Ständig waren irgendwelche Leute reingekommen, rausgegangen, rumgelaufen, hatten andere gesprochen oder wenigstens gesehen.
Sie brauchte eine Verbindung zu dem Gift.
Sie trat vor die Tafel mit den Fotos, ließ sich wieder in ihren Schreibtischsessel fallen, machte die Augen zu, klappte sie wieder auf, ging nochmals ihre eigenen Notizen und auch die Berichte durch, stand wieder auf und lief in dem kleinen Zimmer auf und ab.
Trotzdem schweifte sie gedanklich immer wieder ab.
Um sich ein wenig aufzumuntern, schraubte sie ihren Computer auf, griff dorthin, wo ein Schokoriegel im Gehäuse klebte ...
... und musste erkennen, dass das Ding verschwunden war.
»Das kann ja wohl nicht sein.« Sie sah noch einen Rest des Klebebands dort, wo der Schokoriegel abgerissen worden war. Der unverschämte Schoko-Dieb hatte schon wieder zugeschlagen.
Nicht zum ersten Mal erwog sie, eine Überwachungskamera und eine Wanze in dem Raum zu installieren. Dann würde sie etwas Schokolade irgendwo verstecken und nähme den Bastard endlich hoch.
Doch sie wollte nicht auf diese Art gewinnen. Denn dies war ein Kampf des Willens und des Intellekts.
Der Zorn darüber, dass ihr abermals die Schokolade direkt vor der Nase weggefressen worden war, lenkte sie während der nächsten Minuten ab. Dann aber holte sie tief Luft, rief in Dr. Miras Praxis an und zwang die Sekretärin
Weitere Kostenlose Bücher