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Sanft kommt der Tod

Sanft kommt der Tod

Titel: Sanft kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts J.D. Robb
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zur Herausgabe eines Termins.
    Sie schickte Kopien sämtlicher Dateien an die Psychologin, informierte Whitne y über ihre Absicht, die Profi lerin in die Ermittlungen einzubeziehen, klappte abermals die Augen zu, überlegte, ob sie einen Kaffee trinken sollte, schlief dann aber einfach ein.
    Sie war in dem Raum in Dallas. Es war bitterkalt und über der Tür des Sexclubs auf der anderen Straßenseite blinkte pausenlos ein schmutzig rotes Licht.
    Sie hatte das Messer in den Händen und an ihren Händen klebte Blut. Er lag vor ihr auf dem Boden, der Mann, der sie gezeugt hatte. Der Mann, von dem sie jahrelang geschlagen, vergewaltigt und misshandelt worden war.
    Dann war sie mit einem Mal nicht mehr das Kind, sondern eine erwachsene Frau. Eine erwachsene Frau, deren Arm vor Schmerzen schrie, weil er ihr als Kind gebrochen worden war. Sie hatte getan, was getan werden musste. Hatte keine andere Wahl gehabt.
    Es roch nach Blut und Tod.
    Sie hielt ihren gebrochenen Arm vorsichtig umfasst, trat einen Schritt zurück und machte auf dem Absatz kehrt, um aus dem Raum zu fliehen.
    Die Tür des Schlafzimmers war offen. Drinnen räkelten sich zwei Gestalten auf dem Bett. Sie waren in das rote Licht getaucht. Sein Haar war seidig weich und rabenschwarz, seine blauen Augen leuchteten und die Konturen seines prachtvollen Gesichts, seiner muskulösen Schultern, seines straffen Rückens waren ihr bekannt.
    Die Frau, mit der er schlief, stöhnte vor Vergnügen und ihr langes, goldenes Haar glänzte in dem widerlichen Licht.
    Der Anblick war viel schlimmer als der Schmerz ihres gebrochenes Arms, als die erlittene Vergewaltigung.
    Hinter ihr lachte ihr toter Vater heiser auf. »Du hast doch wohl nicht wirklich erwartet, dass er bei dir bleibt? Sieh ihn dir doch nur mal an. Sieh sie dir doch nur mal an. Einer Frau wie ihr kannst du niemals das Wasser reichen. Die Welt besteht nun mal aus Lüge und Verrat.«
    Dann war sie wieder das kleine Mädchen, das hilflos und vor Übelkeit und Schmerz am ganzen Körper zitternd in dem kalten Zimmer stand.
    »Los, zahl es ihnen heim. Du weißt, wie man das macht.«
    Immer noch hielt sie das Messer, dessen Klinge nass und rot vom Blut war, in der Hand.

9
     
    Wenn Blicke töten könnten, wäre Eve wahrscheinlich auf der Stelle umgefallen, als der böse Blick des Drachens, der in Miras Vorzimmer regierte, auf sie traf. Sie überlebte ihn mit Mühe und fand Mira hinter ihrem Schreibtisch vor.
    Wie immer wirkte Mira ruhig und gefasst. Sie hatte ihre blonden Haare etwas wachsen lassen und trug sie seit Neuestem kess gewellt. Eve hatte diesen Stil noch nie an ihr gesehen und war wie jedes Mal, wenn sich ein Mensch veränderte, etwas erschreckt. Denn es holte die Leute aus ihren gewohnten Schubladen heraus.
    Die Frisur sah sportlicher und jünger aus und betonte ihr reizvolles Gesicht. Mira trug eins ihrer hübschen Kostüme, dessen Farbe, wie Eve annahm, grau zu nennen war, auch wenn sie einen eher an sanft wogenden Nebel erinnerte und Miras blaue Augen irgendwie dunkler aussehen ließ.
    Dazu trug sie silberne Spiralen in den Ohren und eine geflochtene Silberkette mit einem durchsichtigen Stein.
    Eve fragte sich, ob Roarke den Aufzug wohl als telegen bezeichnet hätte, und kam zu dem Ergebnis, dass er einfach nur perfekt zu nennen war.
    »Eve.« Mira sah sie lächelnd an. »Tut mir leid, ich hatte noch keine Gelegenheit, mir die Akte durchzulesen.«
    »Ich habe mich damit ja auch zwischen Ihre anderen Termine gedrängt.«
    »Ich habe immer noch ein bisschen Platz. Geben Sie mir einfach eine kurze Zusammenfassung«, fuhr sie fort, während sie sich erhob und vor den AutoChef in einer Ecke ihres Arbeitszimmers trat. »Ein besonders harter Fall?«
    »Die Fälle sind fast alle hart.«
    »Sie sehen ungewöhnlich müde aus.«
    »Weil ich bisher ständig in irgendwelchen Sackgassen gelandet bin. Das Opfer war Geschichtslehrer an einer Privatschule.« Während Mira ihren Lieblingsfrüchtetee bestellte, fasste sie kurz zusammen, was es zu dem Fall zu sagen gab.
    Mira wies auf einen Stuhl, nahm auch selber wieder Platz und hielt Eve eine der Teetassen hin.
    »Gift ist distanziert«, bemerkte sie, bevor sie einen Schluck aus ihrer Tasse nahm. »Dabei bleiben die Hände sauber. Es ist kein direkter Kontakt erforderlich. Meistens ist es ein Mord ohne große Leidenschaft. Die Methode wird sehr oft von Frauen gewählt. Natürlich nicht ausschließlich, aber in den meisten Fällen schon.«
    »Ich finde einfach kein

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