Sanft kommt der Tod
sich suchend auf dem Parkplatz um.
»Ich habe mich herbringen lassen, damit ich mit meiner Frau nach Hause fahren kann.«
»Wenn das so ist, fährst du.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Ich bin froh, dass du auf mich gewartet hast.« Sie stieg ein und streckte seufzend ihre Beine aus. »Nadine scheint diesen ganzen Zirkus wirklich zu genießen. Über manche Leute kann man sich nur wundern.«
»Allerdings. Sicher fragen sich auch viele Leute, wie du jeden Tag aufs Neue deine Arbeit machen kannst. Also, glaubst du, dass dieser Williams euer Täter ist?«
»Augenblicklich ist er unser Hauptverdächtiger. Aber weißt du was? Als Anwalt hat er Oliver Straffo engagiert.«
»Ist Straffo nicht ein bisschen teuer für jemanden, der nur ein Lehrergehalt bezieht?«
»Williams verdient nicht schlecht - immerhin ist er an einer Privatschule. Aber es war Straffos Tochter, die den Toten gefunden hat. Es sieht aus, als hätte dieser Typ Foster an der Schule seiner Tochter umgebracht. Um ein Haar wäre die Kleine in dem Blut und dem Erbrochenen ausgerutscht, und trotzdem vertritt er diesen Kerl. Aber wie gesagt, über manche Leute kann man sich nur wundern.«
»Vielleicht denkt Straffo ja, dass dieser Williams den Mord nicht begangen hat.«
»Vielleicht. Und vor allem hat er keine Ahnung, dass auch seine eigene Frau dem zweifelhaften Charme von diesem Kerl kurzfristig erlegen ist. Williams fischt gern im Kollegenkreis und unter den Müttern der Schülerinnen und Schüler der Akademie. Er hat die Moral eines Karnickels, wozu das Rabbit passt, das in einer Schublade von seinem Nachttisch lag. Bisher konnten wir ihn nur wegen der Drogen drankriegen. Deshalb hat er auch Straffo einbestellt. Was mir wirklich auf die Nerven geht.«
»Auch Anwälte tun einfach ihre Arbeit.«
»Ja, aber nehmen wir an, du hättest eine Tochter und kämst dahinter, dass einer ihrer Lehrer in der Schule schmutzige Spielchen spielt.« Da sie die Befürchtung hatte, dass sie in der komfortablen Position jeden Moment einschlief, richtete sich Eve mit einem leisen Seufzer auf. »Dass er verbotene Substanzen zu seiner sexuellen Befriedigung einsetzt. Glaubst du, du würdest ihn verteidigen?«
»Das ist schwer zu sagen, aber wahrscheinlich wäre es wohl nicht. Vielleicht ist es ja ganz einfach so, dass auch Straffo die Moral eines Karnickels hat.«
»Ich wette, er würde sich nicht derart für seinen Mandanten engagieren, wenn er wüsste, dass er auch in seinem Territorium gewildert hat.«
»Wirst du ihm das sagen?«
Eve dachte daran, wie verängstigt und wie schuldbewusst Allika bei ihrem Gespräch gewesen war. »Nicht, solange es für unseren Fall nicht von Bedeutung ist. Falls ich jedoch herausfinde und beweisen kann, dass Williams Foster umgebracht hat, weil der was von dem Verhältnis wusste, ja, dann macht sich Straffo besser auf ein paar unschöne Nachrichten gefasst.«
»Bist du sicher, dass er es nicht bereits weiß?«
»Sicher bin ich mir da nicht. Ich würde auch ihn gründlich unter die Lupe nehmen, wenn es einen Hinweis darauf gäbe, dass er an dem Tag, an dem Foster ermordet wurde, in der Schule war. Er war an dem Morgen um halb neun im Büro. Er hätte also etwas Zeit gehabt, um die Tat zu begehen, aber es wäre ziemlich knapp geworden. Von halb neun bis neun hatte er eine Besprechung mit den Partnern seiner Kanzlei, und danach war er wieder in seinem Büro, wo ihn seine Assistentin, seine Sekretärin und mehrere andere Leute gesehen haben, bis er um zwölf zu einem Termin das Haus verlassen hat. Er scheint also sauber zu sein.«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, weswegen du ihn überhaupt unter die Lupe genommen hast. Schließlich hat nicht Foster was mit seiner Frau gehabt. Nun, wenn dieser Williams ermordet worden wäre ...«
»Es könnte ihm um seinen Ruf gegangen sein.« Eve zuckte mit den Schultern. »Es wäre durchaus vorstellbar, dass Foster ermordet worden ist, weil jemand seinen guten Ruf bewahren wollte. Wobei Williams abermals ganz oben auf der Liste dieser Leute steht. Aber ich glaube, auch Straffo hätte es nicht wirklich gern gesehen, wenn die Untreue seiner Frau öffentlich bekannt geworden wäre.« Sie kämpfte gegen ein Gähnen an. »Das wäre nicht gut für sein Image gewesen.«
»Ich kann dir versprechen, Lieutenant, wenn ich an Straffos Stelle wäre, würde ich auf dich und deinen Liebhaber abzielen. Nicht auf irgendeinen unschuldigen Dritten, der rein zufällig was von dem Techtelmechtel mitbekommen
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