Sanft kommt der Tod
Kameras im Schatten stand. »Ich hatte wirklich großes Glück.«
Sie unterbrachen für die Werbung, die die Sendung finanzierte, und Trina kam mit ein paar Pinseln anmarschiert.
»Prima«, meinte Nadine.
»Ist es bald vorbei?«
»Gleich haben Sie's geschafft.« Obwohl sie es nicht sagte, dachte die Reporterin, dass es für sie selbst ein Riesenglück gewesen war, als Eves Blick bei ihren letzten Worten abgeschweift und ihr das, was sie für Roarke empfand, überdeutlich anzusehen gewesen war. Dieser kurze Augenblick würde die Einschaltquoten in die Höhe schießen lassen. Davon war sie überzeugt.
»Jetzt zu Ihrem aktuellen Fall«, begann Nadine, als die Sendung weiterging. »Der schockierende Mord an Craig Foster, einem jungen Geschichtslehrer. Was können Sie uns dazu sagen?«
»Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.«
Eves Stimme und Gesicht waren völlig ausdruckslos, stellte Nadine zufrieden fest. Jetzt war sie wieder ganz der Cop, und der Gegensatz zu vorher war einfach perfekt. »Sie haben gesagt, dass man, um den Mörder zu finden, das Opfer kennen muss. Erzählen Sie uns etwas über Craig Foster. Was war er für ein Mensch?«
»Er war, allen Aussagen zufolge, ein junger, engagierter Lehrer, liebevoller Ehemann und fürsorglicher Sohn. Er war ein Gewohnheitsmensch, sparsam, verantwortungsbewusst, ein Mann, der seiner Arbeit nachgegangen ist, sein Leben gelebt und beides genossen hat.«
»Was sagt Ihnen das über seinen Mörder?«
»Ich weiß, dass der Mörder Craig Fosters Gewohnheiten kannte und dieses Wissen ausgenutzt hat, um einem Lehrer, Sohn und Ehemann das Leben zu nehmen. Ich weiß, dass er ihn nicht spontan, aus einem Impuls heraus getötet hat, sondern dass die Tat sorgfältig geplant war.«
»Was dieses Verbrechen besonders scheußlich macht, ist, dass es in einer Schule verübt wurde, die von sechs-bis dreizehnjährigen Kindern bevölkert ist. In der Tat wurde der Leichnam von zwei kleinen Mädchen entdeckt. «
»Mord ist von Natur aus ein scheußliches Verbrechen. Der Ort, an dem dieses Verbrechen stattgefunden hat, deutet auf einen besonders rücksichtslosen Täter hin. Aber er ist gleichzeitig ausnehmend effizient.«
Nadine beugte sich etwas vor. »Inwiefern effizient?«
»Der Mörder brauchte das Opfer nur eine Zeitlang zu beobachten, sich seine tägliche Routine einzuprägen und sie für die Tat zu nutzen. Außerdem war es durchaus ein Vorteil, dass überall im Haus Schüler, Lehrer, andere Angestellte und auch Eltern herumlaufen. Das hat er ausgenutzt.«
»Zu Ihren Verdächtigen. Sie haben bereits eine Reihe von Leuten verhört, und heute haben Sie Reed Williams, einen anderen Lehrer dieser Schule, zu einer Vernehmung aufs Revier geholt.«
»Wir haben Mr Williams eingehend befragt. Wobei jedoch nicht wegen des Mordes an Mr Foster, sondern wegen einer anderen Angelegenheit Anklage gegen ihn erhoben wird.«
»Aber er ist Ihr Hauptverdächtiger?«
»Wie gesagt, die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen«, wiederholte Eve. »Bis es so weit ist, werden wir weiter verschiedene Individuen vernehmen. Mehr kann ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.«
Nadine unternahm ein paar weitere Versuche, Eve aber blockte alle ihre Fragen ab. Als der Regisseur das Zeichen gab, dass nur noch eine halbe Minute blieb, beugte Nadine sich nochmals vor. »Eins noch: Falls der Mörder gerade diese Sendung sieht, was würden Sie ihm sagen?«
»Dass jetzt meine Partnerin und ich für Craig Foster einstehen. Dass wir unsere Arbeit machen und dass wir damit äußerst erfolgreich sind. Dass er es genießen soll, in Ruhe fernzusehen, weil es nämlich in der Zelle, in der er den Rest seines Lebens verbringen wird, kein Fernsehen gibt.«
»Danke, Lieutenant Dallas. Dies war Nadine Fürst mit Now«, sprach sie in die Kamera. »Ich wünsche Ihnen allen eine gute Nacht.«
»Du warst einfach perfekt«, sagte Roarke zu Eve, als das Studio endlich hinter ihnen lag.
»Es muss ziemlich gut gelaufen sein, denn sobald die blöden Kameras ausgeschaltet waren, hat Nadine einen Freudentanz vollführt.«
»Du warst perfekt«, erklärte Roarke noch einmal, drehte sie zu sich um und gab ihr einen Kuss. »Abgesehen davon, dass du einmal ein falsches Pronomen verwendet hast.«
»Wie bitte?«
»Du hast gesagt: >Ich hatte großes Glück<. Richtig hätte es heißen müssen: >Wir hatten großes Glück<. Er küsste sie erneut. »Wir.«
»Da hast du wahrscheinlich recht. Kein Wagen?« Sie sah
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