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Sanft wie der Abendwind

Sanft wie der Abendwind

Titel: Sanft wie der Abendwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
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bemerkt, dass du ständig irgendwo lauerst wie ein drittklassiger Geheimagent, um mich bei einer unaussprechlich grässlichen Schandtat zu ertappen?“
    „Ach, du meine Güte!“ Seine Lippen zuckten spöttisch. „Ich wusste bisher nicht, dass du zu allem Übel auch noch an Verfolgungswahn leidest. Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.“ Nachdem Sebastian wieder einmal das letzte Wort behalten hatte, schlenderte er davon.
    Auch in den darauffolgenden zwei Wochen gerieten sie jedes Mal aneinander, wenn sie sich begegneten. Es war wie bei einem Duell: Stoß und Parieren, Finte und Gegenstoß. Am Morgen von Hugos Geburtstag war Lily schon ganz verzweifelt, weil Sebastian ihr nach wie vor so feindselig gesinnt war. Der Party sah sie mit Besorgnis entgegen, denn sie befürchtete, er würde sie vor den anderen Gästen zu demütigen versuchen.
    Sie konnte bloß hoffen, dass er abends nur Augen für Penny Stanford haben würde. Diese Hoffnung vertraute sie auch Natalie an, als sie am Vormittag gemeinsam den Blumenschmuck für die Party arrangierten.
    „Sebastian tut vielleicht so, als wäre Penny sein Augenstern, aber ich glaube, sein Blick wird in letzter Zeit von einer anderen gefesselt, die er lieber hat“, meinte Natalie rätselhaft.
    „Ach wirklich? Kenne ich die Frau?“, fragte Lily bewusst gleichmütig, obwohl sie ein bisschen bestürzt war, und steckte eine Blume anders in die Vase.
    „Besser als jede andere, wenn du weißt, was ich meine.“ Natalie lachte vergnügt. „Oh, ich habe schon zu viel gesagt! Sebastian würde mir den Hals umdrehen, wenn er wüsste, dass ich es wage, mit dir über seine Gefühle zu reden. Er ist ein sehr zurückhaltender Mensch.“
    „Ich würde ihn sogar als Geheimniskrämer bezeichnen.“
    „Magst du ihn nicht, Lily?“
    Die Antwort auf diese einfache Frage erwies sich als unerwartet schwierig. Mochte sie, Lily, ihn vielleicht zu sehr – trotz der häufigen Zusammenstöße? Erwiderte er womöglich das Gefühl? Versuchten sie ständig, sich gegenseitig zu kränken, weil sie ihre Empfindungen nicht wahrhaben wollten? Falls es so war, benahmen sie sich wie Teenager!
    „Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn mag“, antwortete sie schließlich. „Er ist schwer zu durchschauen, und er scheint von Anfang an etwas gegen mich gehabt zu haben.“
    „Das kommt daher, weil deine Mutter meinen Vater so …“ Natalie errötete. „Tut mir leid, Lily, das hätte ich nicht sagen dürfen.“
    Lilys Herz schien einen Schlag lang auszusetzen. Hugo hatte das Thema gewechselt, als sie mit ihm über ihre Mutter hatte sprechen wollen, und Sebastian war verschlossen wie eine Auster, wenn es um Genevieve Talbot ging. Jetzt tat auch noch Natalie so, als hätte sie an ein schauriges Familiengeheimnis gerührt!
    „Okay, Natalie, aber da du nun schon mal damit angefangen hast, wünschte ich, du würdest weiterreden.“
    „Das kann ich nicht, weil ich Dad versprochen habe, nichts zu sagen.“ Natalie sah auf ihre Armbanduhr. „Lieber Himmel, sieh mal, wie spät es ist! Schon elf Uhr. Mom und Dad müssten jetzt jeden Moment vom Golfen zurückkommen, und wir haben mit den Tischdekorationen noch nicht einmal angefangen. Kümmere du dich doch schon darum, Lily, während ich noch einige Wicken aus dem Garten hole.“
    Was wissen sie über meine Mutter, das sie mir nicht mitteilen wollen? fragte Lily sich verwirrt.
    Als sie Hugo gedrängt hatte, über seine erste Ehe zu sprechen, hatte er nur eingestanden, dass diese gescheitert sei und die Trennung nicht ohne Bitterkeit vonstatten gegangen sei. Er hatte hinzugefügt, dass es keine gute Entscheidung gewesen sei, alle Ansprüche auf sein Kind aufzugeben, obwohl es ihm damals als die beste Lösung erschienen sei.
    „Deswegen habe ich immer ein schlechtes Gewissen gehabt“, hatte er gesagt. „Nun bin ich froh über die Chance, meine Versäumnisse wiedergutmachen zu können. Lass es dabei bewenden, Lily.“
    Er hatte leicht reden, da er die Antworten auf die Fragen kannte, die sie unablässig quälten, seit sie wusste, dass Neil Talbot nicht ihr leiblicher Vater gewesen war.
    Und jetzt Schluss mit dem Grübeln, ermahnte sie sich. Sie würde jedoch keine Ruhe geben, bevor sie nicht die Wahrheit kannte!
    Als Natalie mit den Wicken zurückkam, setzte Lily ihren Entschluss in die Tat um.
    „Natalie, ich würde dich niemals bitten, ein Versprechen zu brechen, und sehe ein, dass du nicht über meine Mutter reden kannst, aber mich hält nichts

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