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Sanft wie der Abendwind

Sanft wie der Abendwind

Titel: Sanft wie der Abendwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
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hatte nur deswegen so eng mit ihr getanzt, damit den anderen Paaren genug Platz blieb.
    Schließlich gelangten sie zu den Stallungen und gingen nebeneinander die Wendeltreppe zu seiner Wohnung hinauf. Oben sah Lily sich anerkennend um. Die Räume waren hoch und luftig, massive Balken stützten die weiß gekalkten Decken. Auch die Wände waren weiß gestrichen, nicht tapeziert, und dieser schlichte Hintergrund brachte einige schöne Aquarelle zur Geltung. Auf dem Boden aus dicken Eichenbohlen lagen Orientteppiche in leuchtenden Farben. Das Zimmer war mit zwei dick gepolsterten Ledersofas und erlesenen Antiquitäten aus Kirschholz möbliert.
    Ein schwacher Lichtschimmer fiel vom Flur herein, abgesehen davon war es nur vom Mond erhellt. Er schien durch die weit offenen Fenster, an denen keine Vorhänge befestigt waren.
    „Ich hatte keine Ahnung, dass du eine so schöne Aussicht auf den Fluss hast“, bemerkte Lily. Sie stützte sich auf eine der Fensterbänke und atmete tief den Duft von Sommerblumen und Gras ein. Hinter sich hörte sie Sebastian umhergehen, ein Knarren, als der Schrank geöffnet wurde, und plötzlich erklangen leise, einschmeichelnde Klarinettenmusik und das Klirren von Kristallgläsern.
    „Wie wäre es mit einem Glas Wein?“, schlug Sebastian vor. „Ich habe keinen Champagner kalt gestellt, aber sonst ist so ungefähr alles da, was man sich wünschen kann, inklusive eines sehr anständigen Sekts.“
    Sie drehte sich um und stellte fest, dass er sie eindringlich betrachtete. Plötzlich überkam sie ein unbehagliches Gefühl. Er hatte den Smoking ausgezogen, die Krawatte abgenommen und das Hemd geöffnet. Will er sich etwa ausziehen wie im Motel? fragte Lily sich und schluckte trocken.
    „Nein danke, Sebastian, ich möchte lieber sofort zur Sache kommen, wenn du nichts dagegen hast.“
    Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, sah er völlig verwirrt aus. Er schob die Hände in die Hosentaschen, ging schweigend im Zimmer hin und her und blieb schließlich dicht vor ihr stehen.
    „Ich mag es durchaus, wenn eine Frau weiß, was sie will, Lily, aber das geht mir doch zu schnell. Ein bisschen Zeit fürs Vorspiel sollte man sich schon nehmen, oder?“
    Verblüfft blickte sie ihn an. „Habe ich das richtig gehört? Hast du Vorspiel gesagt?“
    „Ja.“ Er strich ihr sanft über die Schulter. „Nennst du es anders?“
    „Ich … Ich …“ Sie atmete tief durch und versuchte es noch einmal. „Ich glaube nicht, dass wir noch irgendwelche Vorbereitungen brauchen.“
    „Möchtest du einfach den Rock hochschieben und sofort loslegen?“ Nun ließ er ihr die Hand über den Hals gleiten.
    Jetzt kenne ich mich überhaupt nicht mehr aus, dachte Lily und wich einen Schritt zurück. Sie hätte darauf bestehen sollen, dass sie im Garten blieben!
    „Bist du etwa betrunken?“, erkundigte sie sich beklommen, obwohl er nicht danach aussah, denn sein Blick war völlig klar.
    „Ich wünschte, ich wäre es“, erwiderte Sebastian und stützte eine Hand neben ihrer Schulter gegen die Wand. „Was genau willst du von mir, Lily?“
    „Was ich von Anfang an wollte: Informationen über meine Mutter. Was dachtest du denn?“
    Zuerst sah er ungläubig aus, dann amüsiert, und Lily überlegte, was genau sie in den letzten zwanzig Minuten gesagt hatte. Nun erst wurde ihr klar, dass man jedes einzelne Wort auch als anders gemeint auslegen konnte.
    „Ach, du lieber Himmel! Du hast geglaubt, ich wollte mit dir schlafen, Sebastian?“
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte er sie an. „Der Gedanke ist mir tatsächlich gekommen, weil du dich mir doch vorhin förmlich an den Hals geworfen hast.“
    „Das habe ich nicht getan!“, protestierte Lily empört.
    „Wie auch immer, du kannst mir jetzt nicht vorwerfen, dass ich es geglaubt habe.“ Er senkte die Stimme. „Du hast gesagt, du wolltest mit mir allein sein und völlig ungestört bleiben.“
    „Ich meinte doch nur, dass ich nicht belauscht werden wollte.“
    „Wenn du nächstes Mal einen Mann um eine Unterredung bittest, solltest du dich dabei nicht verführerisch an ihn pressen, meine Liebe. Und sieh mich nicht so entsetzt an. Du bist alt genug, um zu wissen, was ich meine.“
    „Ich habe mich nicht verführerisch an dich gepresst!“ Beschämt fiel ihr ein, wie sehr sie es genossen hatte, sich beim Tanzen an ihn zu schmiegen. „Viele Leute tanzen gern eng. Das hat doch nichts mit Sex zu tun.“
    Kopfschüttelnd wandte er sich ab und ging zum Schrank. Nachdem er die

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