Sanft wie der Abendwind
hast.“
Entzückt lächelte sie ihn an. „Sebastian! Das klingt ja fast so, als wärst du eifersüchtig.“
„Eifersüchtig? Sei nicht albern. Ich bin höchstens überrascht, dass du so viel Aufsehen erregst.“
Nein, er war nicht wirklich überrascht. Auf den ersten Blick hin hatte er sie für ganz hübsch gehalten, jedoch nicht für eine Frau, nach der man sich umdrehte. Wahrscheinlich hatte ihre einfache Aufmachung ihn getäuscht, denn Lily besaß durchaus das undefinierbare gewisse Etwas, das einem Mann den Kopf verdrehen konnte.
Es gab keine andere Erklärung dafür, dass er, Sebastian Caine, sich unwiderstehlich zu ihr hingezogen fühlte, obwohl sein Verstand ihn dringend davor warnte, sich mit ihr einzulassen. Er brauchte ja nur mit ihr zu tanzen, und schon durchflutete ihn heißes Verlangen.
Glücklicherweise war es inzwischen so dunkel, dass niemand ihm ansehen konnte, wie ihm zumute war.
Sebastian presste Lily an sich und erwartete beinah, sie würde ihn zurechtweisen, weil er sich Freiheiten herausnahm, aber sie legte ihm die Hände um den Nacken.
„Sebastian?“ Ihre Lippen berührten beinah seinen Hals, und sanft strich ihm ihr Atem über die Haut. „Du ahnst doch, warum ich dich von Mr. Maynard weggelockt habe?“ Das klang einladend.
Die Gelegenheit durfte er nicht ungenutzt verstreichen lassen. „Weil du mit mir allein sein wolltest, Lily?“
„Richtig geraten.“
„Was hältst du dann davon, wenn wir uns irgendwohin zurückziehen, wo wir völlig ungestört sind?“
„Ich hatte gehofft, dass du das sagst. Wohin sollen wir gehen?“
Sein Verstand ließ ihn offensichtlich völlig im Stich. Sebastian legte ihr die Hände auf die Hüften und blickte ihr verlangend auf die Lippen, die zart wie Rosenblätter aussahen.
„Wie wäre es mit meiner Wohnung?“, fragte er heiser.
„Wenn du möchtest. Ein ruhiger Winkel im Garten würde allerdings genügen. Hauptsache, wir sind allein.“ Verführerisch sah Lily zu ihm auf.
Kurz blickte er zu seiner Mutter und Hugo. „Hast du keine Bedenken, dass man dich vermissen könnte?“
„Es wird ja nicht lang dauern.“ Sie nahm ihn bei der Hand. „Bevor jemand unser Fehlen bemerkt, sind wir schon wieder zurück.“
Er schluckte trocken. Die anderen Frauen, die er kannte, waren zurückhaltender, und er war sich nicht ganz sicher, wie er auf ein so unverhohlenes Angebot reagieren sollte.
„Bist du dir ganz sicher, Lily?“
Wieder sah sie ihn verführerisch an. „Absolut sicher.“
„Und du wirst nichts bereuen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Niemals!“
Ein anderer Mann würde vielleicht die Charakterstärke besitzen, das Angebot noch abzulehnen, dachte Sebastian. Sein Verlangen war jedoch so überwältigend, dass er an nichts anderes denken konnte.
„Dann komm mit!“ Er führte sie ums Haus zum Weg, der direkt zu den alten Ställen führte. Lily erwartete sich vielleicht nicht mehr als einen Quickie, aber er, Sebastian, war stolz auf seine Kenntnisse, wie man einer Frau erotisches Vergnügen bereitete.
Ja, Lily stand die Überraschung ihres Lebens bevor!
6. KAPITEL
Sebastian scheint es plötzlich ja sehr eilig zu haben, mit mir über meine Herkunft zu reden, obwohl er dem Thema bisher deutlich ausgewichen ist, dachte Lily.
„Könnten wir vielleicht ein bisschen langsamer gehen?“, fragte sie atemlos, als sich einer ihrer hohen Absätze zwischen den Pflastersteinen verfing.
„Hast du es dir schon anders überlegt, Lily?“ Sebastians Augen glitzerten.
„Oh nein! Ich war mir noch nie einer Sache so sicher.“ Sie blickte sich um. Inzwischen waren sie in den Strauchgarten gelangt, der das Haus gegen die Stallungen hin abschirmte. Nur leise erklang von Weitem die Musik. „Hier sind wir doch bestimmt ungestört, oder? Niemand kann uns belauschen.“
„Das hoffe ich. Trotzdem würde ich lieber in meine Wohnung.“
„Na schön!“ Lily zuckte die Schultern. „Denk aber bitte daran, dass ich keine Laufschuhe anhabe!“
„Oh, entschuldige, wie gedankenlos von mir.“ Sebastian nahm sie bei der Hand und führte sie so behutsam weiter, als wäre sie aus Glas. „Besser so?“
Ja, mehr als nur besser! Ihr gefiel seine ungewohnt ritterliche Art. Es hatte ihr auch gefallen, wie er sie beim Tanzen an sich gepresst hatte. Ihm war das anscheinend auch nicht ganz gleichgültig gewesen, denn sie hatte flüchtig den Eindruck gehabt, dass er … nicht ganz ungerührt geblieben wäre.
Unsinn! Sebastian konnte sie nicht leiden. Er
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