Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Display – das waren private Anrufe. Ich habe versucht, Sternchen neunundsechzig zu wählen, aber das hat mir auch nicht weitergeholfen. Wahrscheinlich war es eine schlechte Handy-Verbindung.«
»Wahrscheinlich«, bestätigte Jenna, obgleich es sie beunruhigte. Die Heimfahrt steckte ihr noch in den Knochen. »Falls noch ein Anruf kommt, lasst mich ans Telefon gehen.«
Cassie seufzte laut, legte ihr Pizzastück auf eine Serviette und kehrte damit zu ihrem Sessel und der Zeitschrift zurück.
Allie hörte schon längst nicht mehr zu, sondern dekorierte zwischen den Bissen ihr Pizzastück mit den restlichen Peperoni.
»Und euer Dad?«
»Was soll mit ihm sein?«, fragte Cassie.
»Er hat nicht angerufen?«
Sie schüttelte den Kopf, setzte sich in den Sessel und begann wieder in der Zeitschrift zu blättern. »Moment mal. Einen von den Anrufen hat Allie angenommen.«
»Allie?«, fragte Jenna.
»Was?« Ihre Tochter hob den Blick von ihrem Garnierungs-Meisterwerk.
»Hat Dad angerufen?«
»Heute Abend? Nein.«
»Aber vorher irgendwann?«
»Ja.«
»Du hast nichts davon erzählt.«
»Dann hab ich’s wohl vergessen.«
»Wann war das?«
Sie zog eine ihrer schmalen Schultern hoch. »Weiß nicht … gestern, glaube ich. Vielleicht auch vorgestern.«
»Wollte er mich sprechen?«
Allie biss sich auf die Unterlippe und verzog das Gesicht. »Ja.«
Also war Robert doch nicht so unzuverlässig, wie sie geglaubt hatte. Der Zorn auf ihren Exmann legte sich ein bisschen. »Du musst mir über alle Anrufe Bescheid geben, die du für mich annimmst, okay? Oder schreib sie auf.«
»Okay«, murmelte Allie.
»Aber heute Abend ist noch ein weiterer Anruf gekommen. Wer war das?«
»So ein Typ.«
Jennas Nackenhaare richteten sich auf. »Was für ein Typ?«
»Weiß ich nicht. Er hat gesagt, er versucht’s noch mal.«
»Hat er gesagt, was er wollte?«, fragte Jenna, bemüht, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen.
»Nein. Er wollte dich sprechen und hat gefragt, wo du bist, und ich hab gesagt, ich weiß es nicht.«
Jetzt brach die Angst sich Bahn. »Moment mal. Du hast einem Fremden verraten, dass du allein zu Hause warst?«
»M-m.« Allie schüttelte den Kopf. »Ich war ja nicht allein. Hans und Ellie und Cassie waren hier. Als er dann gefragt hat, ob ich allein wäre, habe ich nein gesagt.« Sie reckte das Kinn vor, aber ihre Unterlippe zitterte ein wenig. »Ich bin doch nicht blöd, Mom.«
»Natürlich nicht.«
Cassie schnaubte verächtlich. »Du sollst überhaupt keine Informationen rausgeben. Hast du das nicht schon gelernt, als dieser widerliche Paladin Mom in L. A. belästigt hat?«
»Das hier war was anderes!«, wehrte sich Allie, doch Jenna war plötzlich schlecht vor Angst. Der Brief. Das Gefühl, verfolgt zu werden … beobachtet zu werden. Die Sachen, die aus dem Theater verschwunden waren.
»Warum war das Tor nicht verschlossen?«, fragte sie bemüht ruhig.
»Die elektronische Steuerung war wieder mal hinüber. Hans hat versucht, sie zu reparieren«, erklärte Cassie, warf ihre Zeitschrift zur Seite und blickte zu Jenna auf, als hätte sie endlich doch die unterschwellige Angst in ihrem Tonfall bemerkt. »Was ist los, Mom?«
»Ich denke, wir sollten etwas besser auf unsere Sicherheit achten.«
Cassie kniff die Augen zusammen. »Es geht nur darum, dass ich nachts nicht heimlich abhauen kann, nicht wahr?«, warf sie Jenna vor.
»Hey, Cass! Dich heimlich aus dem Haus zu schleichen, ist unter gar keinen Umständen erlaubt. Darüber brauchen wir nicht noch einmal zu reden. Aber vergiss bitte nicht, dass ich vor ein paar Tagen merkwürdige Fanpost bekommen habe.«
»Und wie merkwürdig war die genau?«, wollte Cassie wissen.
»Jedenfalls merkwürdiger, als mir lieb ist.«
Allie verlor plötzlich ihr Interesse an der Pizza; der Angst-Radar des kleinen Mädchens hatte etwas aufgeschnappt. »Du glaubst, der Typ, der den Brief geschrieben hat, war derselbe wie der Anrufer?«, fragte sie mit gefurchter Stirn und nagte besorgt an ihrer Unterlippe.
»Ich weiß es nicht«, gab Jenna zu. Dann drehte sie eine Runde durch das ganze Haus und verriegelte sämtliche Türen und Fenster. »Ich weiß es einfach nicht.«
Allie folgte ihr wie ein Hündchen. »Sind wir hier in Sicherheit?«
»Natürlich«, beteuerte Jenna, doch insgeheim glaubte sie nicht daran. Nicht eine Sekunde lang.
23. Kapitel
M uss ich wirklich?«, fragte Cassie widerstrebend, als Jenna ihr das Telefon reichte. Das Letzte, wozu sie jetzt
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