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Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Titel: Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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rasch in den Wald.
    Gemeinsam liefen sie durch den Schnee … den bösen Blicken entronnen, den zornigen Worten, den harten Händen, die fest und rasch und grundlos zuschlugen.
    Die Nacht war kalt und frisch, ohne den Geruch von schlechtem Atem, Zigarettenrauch und nicht ganz leeren Whiskeyflaschen. Der Mond und die Sterne wiesen ihnen den Weg.
    Sie waren frei.
    Und sei es nur bis zur Morgendämmerung.
    Ihm war es gleich, wie wenig Zeit ihnen blieb, solange sie nur zusammen sein konnten. Jung. Stark. »Komm schon, Nina«, drängte er und zerrte an ihrem Arm. Sie liefen zum See, und sie lachte. Es war der reinste Ton, den er je gehört hatte, klang wie ein Glöckchen durch den mitternächtlichen Wald, als sie am Ufer angelangt waren und auf das feste Eis traten. Beim ersten Schritt wäre sie beinahe ausgeglitten. Er fing sie auf, schloss sie in die Arme, und sein Herz schlug einen urtümlichen Trommelwirbel, der gleichzeitig beglückend und erschreckend war.
    Die Nacht war still bis auf das leise Wispern des Windes, nur wenige Lichter schimmerten von den Hütten im Wald herüber, Anleger ragten ins Eis hinaus, am nächsten Bootssteg lag ein festgefrorenes Kanu.
    Sie warf den Kopf in den Nacken und forderte ihn heraus: »Du fängst mich nicht!«
    Er drückte sie an sich. »Ich habe dich ja schon.«
    »Nicht mehr lange.« Schlüpfrig wie ein Aal entwand sie sich ihm und begann zu laufen, wobei sie immer wieder ins Schlittern geriet. Ihr schwarzes Haar wehte im Wind.
    »Warte!«, rief er, doch sie beachtete ihn nicht, und er musste ihr nachjagen, immer weiter fort von den schneeverwehten Ufern hinaus aufs gefrorene Wasser. Er wusste, dass das gefährlich sein konnte. Wie oft hatte seine Mutter ihn ermahnt, sich vom See fern zu halten, wenn sie die Tür hinter ihm schloss? Aber in dieser Nacht schien von dem See eine Magie auszugehen. Schwarze Magie.
    Natürlich holte er sie ein, packte sie, und sie wand sich lachend in seinen Armen, durchgefroren bis auf die Knochen. Sein Herz pochte wild, sein Atem ging kalt und flach, als er sie an sich drückte und in ihre Augen sah, die die Nacht spiegelten. »Küss mich«, befahl sie und zog, die Hände in seinem Haar, seinen Kopf zu sich herab. Kalte Lippen berührten seinen Mund und brachten sein Blut in Aufruhr. Ihre Zunge stieß gegen seine Zähne, schob sich zwischen ihnen hindurch und berührte die seine.
    Er stöhnte. War verloren. Er schob ihr Nachthemd hoch, zwischen seinen Beinen pochte es plötzlich vor Begierde.
    Zuerst hielt er das Geräusch für das Rauschen des Blutes in seinen Adern, das Hämmern seines Herzens, doch er täuschte sich. Instinktiv spannten sich seine Muskeln an, während er horchte und das gespenstische Ächzen vernahm. Ein bedrohliches, kaum hörbares Knirschen, das wie eine Warnung in sein Bewusstsein drang.
    Er hob den Kopf. Das Ufer lag hundertfünfzig Meter entfernt. Wie hatten sie sich so weit vom festen Boden entfernen können? »Beweg dich nicht«, flüsterte er zitternd. Vielleicht würde es einfach aufhören.
    Doch er wusste es besser.
    Noch einmal hallte ein tiefes Ächzen durch das Tal. Die feinen Härchen auf seinen Armen richteten sich auf.
    »O Gott.«
    »Was denn?«
    Sie waren zu weit vom Ufer entfernt. Viel zu weit. »Komm!«, befahl er, als ein neuerliches Knacken in seinem Kopf nachhallte. Und dann spürte er es: eine leise Bewegung unter seinen Stiefeln. Er packte ihre Hand. »Lauf!«, schrie er über das Knirschen hinweg, das immer lauter und schärfer ertönte – das Geräusch eines Risses, der sich in Windeseile durchs Eis zog.
    »Warum? O Gott!«
    » Lauf!«
    »Ich kann nicht!« Ihre Füße in den Pelzschühchen fanden keinen Halt auf der glatten Oberfläche, sie glitt immer wieder aus. Er packte ihr Handgelenk, rannte los und zerrte sie mit sich in Richtung Ufer. Sie war schwer, hielt ihn auf, doch das kümmerte ihn nicht. Er lief schneller und schneller, geriet selbst mehrmals ins Schlittern. Er lief in Richtung des Hauses, wo er zwischen den entlaubten Bäumen hindurch warmes Licht aus den Fenstern scheinen sah. Er roch den Rauch des Holzfeuers, der aus dem Schornstein aufstieg, hörte leises Lachen und Musik, bemerkte das unbekannte Auto, das auf der verschneiten Zufahrt parkte.
    Nina weinte jetzt verängstigt. »Komm schon«, drängte er, zerrte an ihrem Handgelenk, zwang sie weiter. Dann drehte er sich wieder zum Haus um. »Ma!«, schrie er so laut, dass das Eis den Schall zurückzuwerfen schien. »Ma! Hilfe!«
    Erneut

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