Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Kein gutes Zeichen. Ein weiterer hastiger Blick in sämtliche Spiegel zeigte ihr, dass sie allein auf der Straße war.
Ihr Verfolger hatte von ihr abgelassen.
Und es bestand immer noch die Möglichkeit, dass er einfach nur ein schlechter Fahrer war, einer, der zu dicht auffuhr, der versehentlich das Fernlicht einschaltete …
Und was ist mit deiner Stoßstange? Von wegen!
Ihre Aufmerksamkeit galt der Straße vor ihr und der dunklen Nacht hinter ihr, als sie auf die Landstraße abbog, die zu ihrem Haus führte. Wegen der nervlichen Anspannung nahm sie die Kurve rasanter als gewohnt und geriet erneut ins Schleudern. Als der Jeep wieder ausgerichtet war und die Reifen Bodenhaftung hatten, gab sie Gas, um die letzte Steigung zu bewältigen. Oben angekommen, konnte sie das offene Tor am Ende ihrer Zufahrt sehen.
Das Tor hätte geschlossen sein müssen; es funktionierte ja wieder, nachdem Hans das Eis abgeschmolzen und die defekten Leitungen repariert hatte.
Wieder setzte ihr Herz einen Schlag aus. Was, wenn jemand ins Haus eingedrungen war? Jemand mit bösen Absichten? Mach dich nicht verrückt. Das Tor steht seit achtzehn Monaten offen, ohne dass etwas passiert ist. Du machst dir zu viele Sorgen!
Sie fuhr zwischen den Steinpfosten hindurch und drückte dann auf die Taste ihrer Fernbedienung. Mit einem Surren schlossen sich die Torflügel hinter ihr. Ein weiterer Druck auf die Taste für das Garagentor, und die schwere Tür hob sich. Als sie hindurchfuhr, sah sie Allie im Licht der Deckenlampe in der Küche stehen. Sie winkte hektisch, und noch bevor Jenna aus dem Jeep gestiegen war, rannte Allie nur in Pyjama und Hausschuhen nach draußen in den Durchgang. Critter sprang neben ihr her und wedelte wie verrückt mit dem Schwanz, nein, mit dem ganzen Körper, als er Jenna erblickte.
»Bist du verrückt?«, schalt Jenna ihre Tochter, als Allie die Seitentür zur Garage öffnete. »Geh ins Haus und zieh dir eine Jacke und Stiefel an!« Sie holte ihre Handtasche und den Pizzakarton aus dem Wagen, wobei sie immer wieder dem überschwänglichen Hund ausweichen musste.
»Aber ich habe Hunger«, protestierte Allie und stürzte sich auf den Pizzakarton, so wild, dass sie Jenna beinahe umgerissen hätte.
»Du bekommst ja sofort was zu essen. Komm schnell, zurück ins Haus. Ihr beide!« Sie scheuchte ihre Tochter und den Hund zurück in die Küche, aus der ihr warme Luft einladend entgegenschlug. »Was hast du dir nur dabei gedacht, Allie?«
Cassie saß im Arbeitszimmer, die Füße auf der Heizung, und blätterte in einer Zeitschrift. »Manchmal denkt sie einfach nicht, Mom«, bemerkte sie.
»Ich hau wenigstens nicht heimlich ab.« Allie riss Jenna bereits den Pizzakarton aus den Händen.
»Du bist ja auch viel zu blöd dazu.«
»Das reicht!«, schaltete sich Jenna ein. Sie war nicht in der Stimmung für die kleinen Sticheleien der Mädchen. »Was war heute Abend los?«
»Nichts«, sagte Cassie. »Wie üblich.«
»Lüge!« Allie öffnete den Pizzakarton und sah eine zerlaufene Masse. Der Käse und die Peperoni waren vom Teigboden gerutscht und klebten an einer Seite des Kartons; die Pizza selbst war nackter Teig mit Spuren von rotem Tomatenpüree. »Bah, was ist denn da passiert?«
»Ich musste stark bremsen, und da ist der Karton vom Sitz gerutscht.«
Allie rümpfte die Nase. »Das sieht eklig aus.«
»Stimmt, aber es schmeckt nicht anders als sonst.« Jenna hatte keine Lust auf einen Streit. Nicht an diesem Abend.
Cassie legte ihre Zeitschrift zur Seite und trat an den Tisch, auf dem die Pizza erkaltete. »Mom hat Recht«, sagte sie, und Jenna vergaß beinahe, den Mund zu schließen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann ihre ältere Tochter zum letzten Mal einer Meinung mit ihr gewesen war. Cassie nahm ein zerlaufenes Dreieck aus der Schachtel, schob etwas Käse und Salami darauf und probierte einen Bissen. »Schmeckt prima.«
Allie war noch immer argwöhnisch, tat es jedoch ihrer älteren Schwester nach und griff sich ein Stück ohne Belag.
»Gut, dann erzählt mal, was passiert ist, seit ich weggefahren bin. Hans ist schon nach Hause gegangen?«
»Ja, er hat die Pferde gefüttert und getränkt und ist dann gegangen. Ich durfte ihm helfen.« Allie wickelte zerlaufenen Mozzarella um ihr Pizzastück.
»Gut. Sonst noch was? Hat jemand angerufen?«
»Ja, Travis Settler. Er hat gesagt, er versucht es später noch einmal«, antwortete Cassie. »Und ein paar Mal hat jemand aufgelegt. Keine Nummer auf dem
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