Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
und schäumenden Drinks heraufbeschwor.
Das hörte sich himmlisch an.
Sie summte die Melodie mit. Ihr Handy klingelte, und sie rechnete damit, dass Allie, die nicht gerade mit Geduld gesegnet war, nachfragte, wann sie mit der Pizza käme. Sie klappte das Handy auf und sah auf dem Display eine Nummer aus L.A.
Robert.
Ihr wurde flau im Magen, als sie sich meldete. »Hallo?«
»Hi, Jen.« Roberts samtiger Bariton wurde von statischem Knistern unterbrochen. »Wie ich höre … Ärger … Cassie hat angerufen … und …«
»Robert, ich kann dich nicht richtig hören. Der Empfang ist sehr schlecht.«
»… verflixtes Handy … ruf dich …« Er wurde immer wieder durch Knistern unterbrochen.
»Kannst du mich hören?«
»… undeutlich …«
»Ja, ich höre dich auch nur undeutlich. Ich ruf dich noch einmal an … auf dem Festnetz, wenn ich zu Hause bin. Verstanden?«
»…Cass …«
»Ich kann dich nicht hören!«, schrie sie und drosselte kurz vor einer scharfen Kurve die Geschwindigkeit, ohne auf die Bremse zu treten. Die Reifen gerieten ins Rutschen und sie schleuderte auf die Gegenfahrbahn. »Verdammt!« Sie ließ das Handy fallen. Auch der Pizzakarton rutschte vom Beifahrersitz auf die Bodenmatte.
Adrenalin schoss durch ihre Adern. Sie umklammerte fest das Steuerrad und lenkte gegen, um den Wagen wieder auf die richtige Fahrspur zu bringen. Dort geriet sie erneut ins Schleudern. »O Gott«, flüsterte sie, schaltete herunter, setzte die Motorbremse ein und spürte, wie die Reifen wieder Bodenhaftung gewannen. Das Handy knisterte. Sie kümmerte sich nicht darum, sondern konzentrierte sich auf die Straße, auf den eisüberzogenen Asphalt.
Der Schnee fiel immer dichter, und vorsorglich schaltete sie die Scheibenwischer schneller. Wieder klingelte das Handy. Sie beachtete es nicht. Robert konnte noch einmal anrufen oder es sein lassen, das war ihr ziemlich gleichgültig. Wichtig war nur, dass sie unbeschadet nach Hause kam. Außerdem war sie es gewöhnt, ihre Kinder allein zu erziehen. Fast eine Woche war vergangen, seit Cassie heimlich ausgerückt war, und jetzt endlich geruhte ihr Vater auf ihren Anruf zu reagieren. Dieser Mistkerl!
Endlich hatte sie den Jeep wieder unter Kontrolle, doch ihr Puls raste immer noch, ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, während sie der abschüssigen, kurvenreichen Straße folgte und sich dabei immer dichter dem Columbia River näherte mit seinem tosenden, dunklen, eiskalten Wasser, das mit Macht durch die Schlucht rauschte.
Sie konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen, das Feuer zu schüren und in ein Stück würzige Pizza mit zerlaufenem Käse und scharfen Peperoni zu beißen.
Vielleicht würde sie anschließend noch ein Bad nehmen und in dem Roman lesen, der neben ihrem Bett wartete.
In ihrem Rückspiegel leuchteten Scheinwerfer auf.
Gott sei Dank. Jetzt war sie wenigstens nicht mehr allein auf der Straße. Außer ihr fuhr noch ein Idiot diese abgelegene Strecke am Fluss entlang. Das war irgendwie tröstlich.
Sie sah in den Rückspiegel und blinzelte, als das Fahrzeug hinter ihr stark beschleunigte. Das Fernlicht war eingeschaltet und blendete, als der Wagen näher kam.
Jenna nahm die nächste Kurve. Das Fahrzeug – ein Pick-up? – fiel zurück, als sie in die Kurve ging, holte dann aber wieder auf.
Auf gerader Strecke änderte sich die Lage rapide. Das Fahrzeug hinter ihr schloss rasend schnell auf. Viel zu schnell angesichts der vereisten Fahrbahn. »Was um alles in der Welt …?« Jenna ging leicht auf die Bremse – eine Warnung an den Fahrer hinter ihr. Erfolglos. Grell blinkte die Lichthupe auf. Als sei das Ganze eine Art Spielchen.
Der Fahrer wollte sie ärgern? Trotz des Glatteises? Aber das war Wahnsinn.
Ihr Herz hämmerte vor Angst, und Josh Sykes kam ihr in den Kopf. Hatte sie ihn vor seinen Freunden in Verlegenheit gebracht und machte er sich jetzt einen Spaß daraus, sie zu Tode zu erschrecken? Das wäre verrückt. Der Wagen war so dicht hinter ihr, dass sein Licht sie blendete. Jenna ging vom Gas in der Hoffnung, dass der Typ verstand. Nein. Er klebte fast an ihrer Stoßstange, legte es auf einen Unfall an.
»Schwachkopf«, murmelte Jenna. Ihr brach der Schweiß aus. Sie dachte an all die Warnungen vor Straftätern, die absichtlich dicht auf die Stoßstange auffuhren, wenn eine Frau allein im Fahrzeug saß, und sie zwangen, am Straßenrand zu halten. Wenn das potenzielle Opfer den Köder schluckte, anhielt und ausstieg,
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