Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
ausgeliehen. Lass dir das mal durch den Kopf gehen.«
»Das werde ich«, versprach er und warf einen Blick auf die übrigen Computerausdrucke, die BJ ihm noch nicht vorgelegt hatte. »Noch mehr Informationen, vermute ich.«
»Ah, Sherlock, deshalb wurdest du also zum Sheriff ernannt: aufgrund deines detektivischen Scharfsinns.«
»Verflixt. Und ich dachte immer, es läge an meinem altmodischen Charme.«
»Aber natürlich, so muss es sein«, versetzte sie spöttisch. Sie warf den nächsten Papierstapel auf seinen Schreibtisch. »Ich habe mit Webmaster Jenna Hughes’ offizielle Homepage geprüft, nachgesehen, wer ihr die meisten E-Mails schickt, wer sich am häufigsten einloggt. Daraus ist eine riesige Datei entstanden, aber ich habe auch hier wieder nur die Namen von Fans ausgedruckt, die im Umkreis von hundert Meilen leben. Das Gebiet ließe sich ebenfalls erweitern.«
Er überflog den Bericht. »Tüchtig, tüchtig.«
»Finde ich auch.« Sie lehnte sich mit der Hüfte an seinen Schreibtisch. »Der nächste Schritt war die Sichtung der Fan-Websites, die Jenna Hughes gewidmet sind – nicht nur der offiziellen Homepage, sondern auch aller anderen nicht sanktionierten ›inoffiziellen‹ Websites. Ich sage dir, das war ein Erlebnis! Sie zieht besessene Typen geradezu scharenweise an.«
Carter presste die Lippen zusammen; ihm gefiel die Richtung nicht, die seine Gedanken nahmen. Jeder Perverse, der einen Computer besaß, konnte ein Stückchen von Jenna Hughes haben.
Wie du? , forderte eine innere Stimme ihn heraus, die er schnell zum Schweigen brachte. Er wollte nicht darüber nachdenken.
BJ setzte ihre Erklärungen fort. »Ein paar von diesen Seiten sind nichts als Mist, einschließlich Nacktfotos, die ebenso gut gefälscht sein können, sexuellen Anzüglichkeiten und weitschweifigen Diskussionen darüber, wie unheimlich sexy sie ist.
Wenn das das Übliche für die Reichen, Schönen und Berühmten ist, möchte ich nicht dazugehören. Beim Sichten mancher dieser Websites hatte sich das Gefühl, ich sollte Gummihandschuhe anziehen, weil wahrscheinlich meine Tastatur verseucht wäre. Und während der gesamten Suche ging ein Pop-up nach dem anderen auf, immer und immer wieder. Verdammt nervenaufreibend. Ich finde, ich sollte nicht nur Überstunden, sondern zusätzlich auch Gefahrenzulage bezahlt bekommen.«
»Stell einen Antrag. Warte ab, was die Zuständigen dazu sagen«, riet Carter ihr reichlich humorlos.
»Ich werde ihnen sagen, dass der Vorschlag von dir stammt«, zog BJ ihn auf und wandte sich wieder den Ausdrucken zu.
Carter war die dunklere Seite der Berühmtheit natürlich bewusst – der Mangel an Privatsphäre, die fotogierigen Paparazzi, die besessenen Fans, die Ausschlachtung durch die Boulevardpresse –, aber seiner Meinung nach gehörte das eben zum Berufsbild, war im Grunde der Preis für den Ruhm. Doch als er sich jetzt die Angst vorstellte, die Teil von Jenna Hughes’ Leben geworden war, erschien ihm die Kehrseite der Medaille realer, die Gefahr wirklicher. Er empfand einen inneren Zorn, eine stille Entschlossenheit, den Typen, der sie terrorisierte, zu stellen und hinter Gitter zu bringen.
BJ berichtete immer noch von den Ergebnissen ihrer Internetrecherchen. »Bei diesen groteskeren Sites ist es natürlich schwieriger, den Verantwortlichen ausfindig zu machen, doch ich konnte die Logs der Chatrooms und Foren einsehen und diejenigen heraussuchen, die am heftigsten von Jenna Hughes und ihren Filmen besessen waren. Das Problem ist nur, dass diese Typen nicht ihren Realnamen angeben müssen – sie benutzen alle möglichen merkwürdigen Nicknames, und ich arbeitete immer noch daran, herauszufinden, wer sich hinter einigen davon verbirgt.«
»Aber das kannst du?«
BJ zwinkerte. »Ich glaube schon.«
»Ist das legal?«
Sie sah ihm fest in die Augen. »Absolut.«
»Damit wir, wenn wir den Scheißkerl kriegen, ihn auch einlochen können. Damit er nicht irgendeinen teuren schmierigen Anwalt dafür bezahlt, dass er über den Missbrauch der Rechte seines Klienten durch die Polizei lamentiert und den Prozess platzen lässt.«
Sie zögerte nur eine Sekunde. »Nein.«
»Ganz sicher?«
»Keine Sorge, Carter. Alles, was ich herausfinde, wird vor Gericht standhalten.«
»Wollen wir’s hoffen.« Er fächerte mit dem Daumen den unteren Rand des Papierstapels auf. »Sag jetzt bitte noch, dass du irgendeine Sortierfunktion oder so benutzt hast und so eine Namensliste derjenigen gefunden hast,
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