Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
die deines Wissens ihre Website besucht und die meisten ihrer Filme ausgeliehen oder gekauft haben.«
»Und im näheren Umkreis leben.« Sie lächelte selbstzufrieden und schob einen dünneren Papierstapel auf seinen Schreibtisch. »Bitte schön, Boss«, sagte sie. »Sämtliche unüblichen Verdächtigen.«
31. Kapitel
Z u Hause ist es wie im Gefängnis«, maulte Cassie, als Josh sie nach der Schule abholte. Sie ging ein Risiko ein, indem sie die Vorbereitungsstunde schwänzte, aber es war ihr gleichgültig. In einigen Fächern hinkte sie ohnehin schon hoffnungslos hinterher. Sie öffnete die Tür seines Pick-ups und stieg in die höher gelegte Kabine. Dann zündete sie sich eine Zigarette an und sagte: »Wir haben jetzt einen Bodyguard, der aussieht wie ein Ausbildungsoffizier oder Agent oder so. Er will über alles Bescheid wissen, was ich unternehme.«
» Alles ?«, fragte Josh und zog die Augenbrauen hoch.
»Mindestens.« Sie nahm den Köder nicht, blies nur eine weiße Rauchwolke aus. »Das nervt mich.«
»Wie lange bleibt er?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich bis der Absender dieser komischen Briefe gefasst ist, die Mom bekommen hat.«
»Was meinst du, wer die geschrieben hat?«, erkundigte er sich, fuhr vom Schulparkplatz und trat so heftig aufs Gas, dass der Wagen hinten ausbrach.
»Hey!«, schrie Cassie, doch die großen Reifen hatten bereits wieder Halt gefunden. »Lass das, ja? Dazu bin ich nicht in der Stimmung.«
Doch Josh grinste sie nur selbstzufrieden an und bremste vor der nächsten Querstraße ab.
Er führt sich auf, als hätte er gerade das Indy 500 gewonnen , dachte sie. Plötzlich betrachtete sie die Situation ganz klar und nüchtern. Was ist nur los mit ihm? Mit mir? Warum zum Teufel bin ich mit diesem arroganten Vollidioten zusammen?
»Also, wer schickt die Briefe?«, wiederholte er, als hätte er einen Sprung in der Platte.
»Himmel, das weiß ich doch nicht.« Sie seufzte entnervt. »Vielleicht derselbe Spinner wie beim letzten Mal. Oder auch ein neuer. Ich wollte, er würde einfach verschwinden.« Sie warf einen Blick auf Josh, gespannt auf seine Reaktion. »Die Polizei ist auch schon eingeschaltet. Der Sheriff versucht, dem Briefeschreiber auf die Spur zu kommen.«
»Der Drecksack findet doch seinen eigenen Arsch nicht, nicht mal mit einer Lupe.«
»Himmel, musst du immer so vulgär sein?«, versetzte sie.
»Stimmt doch«, beharrte er verdrossen. »Dauernd versucht er, mich am Arsch zu kriegen.«
»Tja, jetzt ist er aber hinter dem Kerl her, der Mom diese Briefe schickt. Ich vermute, er sucht ihn unter all den Typen, die so fanatisch von ihr besessen sind.«
»Das trifft auf jeden zweiten Mann in unserer Gegend zu.«
»Ja, ich weiß.« Den Sheriff selbst eingeschlossen , setzte Cassie in Gedanken hinzu. Sheriff Carter … also, das war mal ein interessanter Typ. Ruhig. Intelligent. Gut aussehend … der neue Leibwächter ebenfalls, obwohl er schon echt alt war, in den Dreißigern oder so. Ihr gefielen sein kurzes blondes Haar, die ausdrucksvollen blauen Augen, die gerade Nase und die makellosen Zähne. Er war durchtrainiert, muskulös, und wenn er lächelte, was leider nicht oft vorkam, sah er aus wie ein Typ aus dieser Werbung für die Marines im Fernsehen. Darüber hinaus war er hochintelligent. Das hatte sie auf Anhieb erkannt. Es stimmte, dass Jake Turnquist ihr das Leben zu einem Gefängnis machte, doch Cassie konnte sich schlimmere Gefangenenwärter vorstellen. Sie kurbelte das Fenster einen Spalt herunter und ließ die kalte Luft ein, damit der Zigarettenrauch sich verflüchtigte, während Josh, ohne die Straße ganz aus den Augen zu lassen, eine CD einlegte und die Bässe voll aufdrehte. Sein Subwoofer dröhnte, seine Finger trommelten den Rhythmus auf dem Lenkrad mit, sein Kopf nickte zur lauten Musik.
»Ist deine Mom noch sauer auf mich?«
»Sogar ganz gewaltig.«
Er verzog das Gesicht. »Scheiße.«
»Stört dich das etwa?«
»Klar. Wenn sie sauer auf mich ist, wird’s desto schwerer, mich mit dir zu treffen.« Er sah sie mit einem lüsternen Lächeln an, das wahrscheinlich sexy wirken sollte.
Doch es ärgerte sie nur. Manchmal fragte sie sich, was sie eigentlich an Josh fand. Seit dem Fiasko am Catwalk Point spielte sie mit dem Gedanken, mit ihm Schluss zu machen. Dann wärst du allein . Na und? Allein zu sein war vielleicht doch besser, als sich von Josh in Verlegenheit bringen zu lassen, der sich manchmal benahm wie ein Vierzehnjähriger. Vielleicht
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