Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
noch, es klang himmlisch. Vor ihrem inneren Auge sah sie sich selbst bereits mit einem Glas Wein im heißen Whirlpool liegen, wo ihre Ängste und Verspannungen sich im warmen Wasser auflösten und im Dampf, der in die kalte Luft aufstieg. Das Problem war nur, in ihrer Vorstellung war Carter bei ihr … lächerlich. Bevor ihre Fantasie mit ihr durchgehen konnte, löschte sie das Licht, und im Theater wurde es mit einem Schlag stockdunkel.
Sie trat über die Schwelle hinaus in die eiskalte Nacht. Wieder hatte sie Probleme mit dem Schlüssel, bis das Schloss endlich doch einschnappte.
Carter prüfte die Türflügel; sie waren abgeschlossen. »Gehen wir.«
»Woher wussten Sie, dass ich im Theater war?« Sie gingen dicht nebeneinander her zum Parkplatz, wo Carters Chevrolet Blazer neben ihrem Jeep stand, und die weißen Atemwolken vor ihren Mündern vermischten sich in der Luft.
»Turnquist hat mich angerufen«, erwiderte Carter. »Er hat mir erklärt, was passiert war, und auch, dass es ihm nicht behagte, Sie um diese Uhrzeit allein draußen zu wissen. Er fragte, ob vielleicht jemand nach Ihnen sehen könnte.« Carter blickte ihr in die Augen. »Ich habe mich freiwillig gemeldet.«
Ihr Herz begann zu flattern – wie töricht. »Pflichtgefühl?«
Er zog eine dunkle Braue hoch. »Ich war sowieso gerade auf dem Heimweg.«
Sie verspürte einen kleinen Stich der Enttäuschung und schimpfte sich selbst eine unverbesserliche Idiotin. Was hatte sie sich denn erhofft? Dass Carter eifrig zu ihrer Rettung herbeigeeilt war, weil er das Bedürfnis verspürte, sie zu sehen? Weil sie ihm etwas bedeutete? Bleib auf dem Teppich, Jenna.
Carter fuhr fort: »Es war gut, dass Turnquist angerufen hat. Sie sollten sich nicht allein draußen aufhalten. Mir wäre sehr viel wohler, wenn Sie ständig jemanden an ihrer Seite hätten, vorzugsweise Turnquist. Aber jeder andere wäre immer noch besser als niemand. Mir behagt die Vorstellung nicht, dass Sie ohne Begleitung im Dunkeln unterwegs sind, solange wir den Kerl nicht geschnappt haben.«
»Ich glaube, heute Abend drohte keine Gefahr. Oliver hat mich ja nicht angegriffen.«
»Dieses Mal ist es gut gegangen. Aber ich weiß nicht, ob man dem Kater auf die Dauer trauen kann«, witzelte er, und sie lachte erleichtert. Sie waren bei ihrem Jeep angekommen, und er berührte ihren Arm. »Aber im Ernst: Seien Sie vorsichtig. Ich möchte nicht, dass Ihnen etwas zustößt. Schon gar nicht, wenn ich Bereitschaft habe.« Noch einmal drückte er sie an sich, und es war schön, sich in seinen starken Armen geborgen zu fühlen. »Wissen Sie, es wäre der Kampagne zu meiner Wiederwahl nicht eben zuträglich, wenn ich die berühmteste Einwohnerin meines Bezirks verlieren sollte.«
Also hat er doch Sinn für Humor, stellte sie fest, und für den Bruchteil einer Sekunde erschienen ihr das Eis und der Raureif, die den Boden überzogen, weniger bedrohlich. »Ich würde nicht im Traum daran denken, Ihren grandiosen Ruf zu beschmutzen«, scherzte sie ihrerseits und spürte, wie sie errötete. Wie ein Schulmädchen! Was war nur los mit ihr?
»Gut so, das ist die richtige Einstellung.«
Sie sah zu ihm auf und rechnete im kühlen blauen Licht der Straßenlaterne sekundenlang damit, dass er sie vielleicht küssen würde. Sein eindringlicher Blick verriet seinen Wunsch, sie in die Arme zu schließen und zu küssen, bis sie keine Luft mehr bekam. Sie spürte den elektrischen Funken in der Luft, die prickelnd verführerische Atmosphäre, und sie erbebte innerlich. Gleich darauf schob er die Hände in die Taschen, als könnte er ihnen plötzlich nicht mehr trauen, und räusperte sich. »Ich meine das wirklich ernst«, sagte er, und seine Stimme klang etwas tiefer als gewöhnlich. »Passen Sie gut auf sich auf.«
Unwillkürlich traten ihr die Tränen in die Augen. »Ich will’s versuchen.«
»Geben Sie sich Mühe.« Ein kaum merkliches Lächeln umspielte die Mundwinkel des großen Mannes. »Ich werde das Meine tun.«
Ein Schauer überlief sie. Zärtlichkeit von diesem wortkargen Gesetzeshüter? »Danke«, sagte sie ein wenig atemlos. »Ich nehme mich in Acht, versprochen.« Dann reckte sie sich spontan, bevor ihre Vernunft sich einschalten konnte, auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf den Bartschatten seiner Wange. »Danke, Sheriff. Ich glaube, ich habe mich noch nie im Leben so gefreut, jemanden zu sehen, wie heute Abend, als Sie vor der Tür standen.« Sie wies mit einer Kopfbewegung auf den
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