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Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Titel: Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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32. Kapitel
    V ermutlich lag es an ihrem angegriffenen Nervenkostüm, dass die Stadt ihr noch verlassener vorkam als bei ihrer Durchfahrt vor wenigen Minuten. Der Parkplatz des Theaters war leer und vereist. Die alte zum Theater umfunktionierte Kirche stand da wie ein einsamer Wachtposten, dunkel, kalt und bedrohlich, und der Turm stach aufwärts in den Schneefall hinein.
    Jenna spähte durch die Windschutzscheibe, die schon wieder beschlug. Sie spürte ein kaltes Prickeln im Nacken, wie eine Warnung, keinen Schritt weiterzugehen.
    Das bildest du dir nur ein. Du warst doch erst vor einer knappen halben Stunde noch selbst im Theater! Bring es hinter dich, um Himmels willen!
    Sie erwog kurz, Jake anzurufen und in Telefonkontakt mit ihm zu bleiben, während sie nach dem Rucksack suchte, entschied sich jedoch dagegen. Es erschien ihr albern; sie würde dastehen wie ein hilfloses Weibchen.
    Was bist du nur für ein Angsthase! Hol einfach den verdammten Rucksack und fahr nach Hause!
    Bevor sie es sich anders überlegen konnte, stieg sie aus dem Jeep und schloss den Wagen ab. Eisiges Schneegrieseln rann ihr in den Nacken. Sie hastete über den schlüpfrigen Parkplatz und die Treppe hinauf. Etwa einen Block entfernt hörte sie Verkehrslärm, versuchte sich einzureden, sie sei im Grunde ja gar nicht allein, und schob den Schlüssel ins Schloss. Sie drehte ihn, doch die Verriegelung reagierte nicht. »Komm schon, komm schon«, murmelte sie ungeduldig, war versucht, das blockierende Schloss als böses Vorzeichen zu werten. Da ließ es sich plötzlich öffnen. »Gott sei Dank.«
    Im Theater war es kalt und still. Trübes Licht fiel durch die Bleiglasfenster und zeichnete merkwürdige, verschwommene Muster auf den Boden. Jenna hatte Angst. Selbst die wenigen noch verbliebenen religiösen Bilder an den Wänden wirkten in der Düsternis eher dämonisch als himmlisch.
    »Reiß dich zusammen«, flüsterte sie vor sich hin und schaltete das Licht ein. Als das alte Mittelschiff von Licht erfüllt war, beruhigte sich ihr hämmernder Herzschlag ein wenig. Sie lief mit laut hallenden Schritten den Mittelgang entlang. »Lynnetta?«, rief sie, hauptsächlich, um ihre eigene Stimme zu hören. »Bist du noch hier? Ich bin’s, Jenna.« Sie hielt inne, horchte, erhielt aber wie erwartet keine Antwort, sondern hörte nur das Knarren der alten Dachbalken und das Rauschen des Windes im Kirchturm. Zweifellos war Lynnetta bereits nach Hause gegangen, wahrscheinlich am Arm ihres Mannes.
    Jenna hastete die paar Stufen an Rindas Büro vorbei nach unten, dann über die Treppe zum Kellerbereich und zu den Umkleideräumen, in denen noch ein Hauch von Lynnettas Parfüm hing. Sie wollte nach dem Lichtschalter tasten, hielt aber mitten in der Bewegung inne.
    Wieder spürte sie ein Prickeln wie von kaltem Atem auf der Haut, eine Warnung, dass etwas nicht stimmte. Etwas war anders als sonst. Sie lehnte sich gegen die Wand. »Lynnetta?«, rief sie, überzeugt zu spüren, dass sich noch jemand in dem Gebäude aufhielt, dass jemand in der Dunkelheit atmete. Sie hielt die Luft an und lauschte.
    Nichts.
    »Herrgott«, flüsterte sie. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Wieder hämmerte ihr Herz wie wild, als sie das Licht einschaltete und das Labyrinth der Umkleideräume, Schminktische und Wandschränke plötzlich blendend hell erleuchtet war.
    Die Kleidersäcke befanden sich noch in der Nähe der Wandschränke, wo sie sie abgelegt hatten. Jenna begann hastig zwischen ihnen herumzuwühlen. Kein Rucksack. Ein kleiner Haufen von Handtaschen und Schuhen lag auf dem uralten, zerkratzten Schreibtisch, doch Allies Rucksack mit pink-lila Camouflagemuster war auch hier nicht zu finden. »Großartig«, flüsterte Jenna sarkastisch, suchte weiter und gab sich Mühe, nicht auf das Ächzen des Windes in den Dachbalken oder auf das Knarren von altem Holz zu achten.
    Schließlich hob sie ratlos beide Hände, sagte sich, Allie habe sich wohl geirrt und den Rucksack doch nicht im Auto vergessen. Und da hörte sie es.
    Das leise Scharren eines Stiefels auf Holz … oder? Ihre Nackenhaare richteten sich auf. Ein Frösteln überlief sie. »Ist da jemand?«, rief sie und kramte in ihrer Handtasche nach dem Pfefferspray. »Hallo?«
    Stille.
    Eine unirdische Ruhe.
    Und doch … Sie hatte das Gefühl, nicht allein zu sein. Ja, sie wusste , dass jemand in der Nähe war.
    Ihr Brustkorb verengte sich, das Atmen wurde ihr schwer.
    Sie hätte sich nicht bemerkbar machen

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