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Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Titel: Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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gerungen – seit der Nacht, in der Lynnetta Swaggart entführt worden war. Er hatte gehofft, genug Material gegen Wes sammeln zu können, um den verdammten Durchsuchungsbefehl zu bekommen, doch Amanda Pratt und ihr Chef, der Bezirksstaatsanwalt, ließen sich nicht dadurch beeindrucken, dass Wes Allen sich als Künstler versuchte, Jenna kannte und ihre sämtlichen Filme auf DVD oder Video gekauft oder ausgeliehen hatte. Und zwischen Wes und Leo Ruskin, dem Timothy-Leary-Nachfolge-Dichter aus L. A., der vom Erdboden verschwunden zu sein schien, bestand keinerlei Verbindung.
    Shane war sich selbst darüber im Klaren gewesen, dass das von ihm zusammengetragene belastende Material mehr als spärlich war, und sein Instinkt zählte hier nun einmal nicht. Außerdem bestand da noch das kleine Problem möglicher Rachegelüste, das Amanda Pratt zur Sprache gebracht hatte.
    »Ist der Typ nicht ein Freund von Ihnen … ach!« Sie setzte sich auf die Schreibtischkante, ließ die Beine baumeln und schnippte mit den Fingern, als sei die Erkenntnis gerade erst blitzartig über sie gekommen. »Moment mal … Das war doch der Kerl, der eine Affäre mit Ihrer Frau hatte, oder? Und Sie haben in einem Wutanfall geschworen, ihn umzubringen – war das nicht der Grund dafür, dass man Ihnen eine Therapie nahe legte? Um Ihren Kummer und Ihre Wut in den Griff zu bekommen? Wenn ich mich recht entsinne, hat dieser Vorfall Sie damals fast Ihren Job gekostet.«
    »Das liegt lange zurück«, hatte Carter geantwortet.
    »Man sagt doch immer, Rache schmeckt am besten, wenn sie kalt serviert wird.«
    Sie war unerbittlich geblieben. Deshalb war er also jetzt, Stunden später, hier und parkte seinen Wagen an einer alten Holzfällerstraße eine Viertelmeile von Wes’ Farmhaus entfernt, schmachtete nach einer Zigarette und war drauf und dran, das Gesetz zu brechen und alles aufs Spiel zu setzen, wofür er ein Leben lang gearbeitet hatte.
    Wegen eines Gefühls im Bauch.
    Und weil er jegliche Verhältnismäßigkeit aus den Augen verlor, wenn er an Jenna Hughes dachte. Was hatte Dr. Randall doch gleich über ihn gesagt? Er sei der Typ, der sich grundsätzlich selbst ins Bein schoss, der immer einen Weg fand, sich selbst Schaden zuzufügen? Zuerst Carolyn. Und jetzt … sein Beruf.
    Pech, dachte er, stieg aus seinem Wagen und stapfte durch den Wald. Er trug Stiefel, die eine Nummer zu groß waren – ein Paar, das Wes selbst vor Jahren in Carters Hütte zurückgelassen hatte. Wie passend, dachte Carter zynisch. Die Stiefel waren eine gängige Marke, beliebt bei Jägern und Wanderern im Nordwesten. Schwer zu identifizieren. Vorsichtig suchte er sich mit Hilfe einer Taschenlampe den Weg durch den Wald, dankbar, dass der Schneesturm nachgelassen hatte, der durch die Schlucht getobt war. Er kannte die Wildwechsel gut, war ihnen als Jugendlicher gefolgt, wenn er gejagt hatte, zusammen mit Wes und David.
    Das lag Jahre zurück. Carter hatte diesen Teil des Waldes nicht mehr betreten, seit David Landis bei seinem Versuch, die Pious Falls zu erklimmen, zu Tode gestürzt war. Doch die Gegend hatte sich kaum verändert, der Wald schien wie immer. Carter schlug einen Bogen um die Fälle, die sich als massiv gefrorene Wassersäulen von der Oberkante der hoch aufragenden Steilwand bis zu dem vereisten Becken tief unten erstreckten.
    Die Nacht war still. Eigentümlich still ohne das Tosen des herabstürzenden Wassers, ohne das Heulen des Windes in der Schlucht, die der Columbia River gegraben hatte. Der Wald hüllte sich in gespenstisches Schweigen. Eine schmale Mondsichel lugte durch die dichten Wolken, doch die Sterne waren verhangen, als wollten sie nicht Zeugen seiner Tat werden.
    Manchmal blieb einem Mann nun einmal keine andere Wahl, als das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. So, wie er es jetzt tat.
    Als er schräg den Hügel hinunterstieg, sah er zwischen den Bäumen hindurch Wes’ Haus vor sich. Ein einziger starker Sicherheitsscheinwerfer beleuchtete die kleine Farm mit dem alten Wohnhaus und der geräumigen Scheune. Wes’ Pick-up war nicht da, was Carter nicht überraschte, da er ihn vor dem Lucky Seven Saloon gesehen hatte, einem beliebten Bierlokal nahe der Stadtgrenze. Dort verbrachte Wes gewöhnlich an jedem Abend, wenn die Trail Chevrolet Blazers spielten, ein paar Stunden. Carter konnte nur hoffen, dass er seine Gewohnheit nicht ausgerechnet an diesem Abend durchbrach. Das Spiel hatte vor einer Stunde angefangen, sodass ihm noch reichlich

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