Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Panik, ihre Stimme brach. Es fiel ihr unendlich schwer, sich zu beherrschen.
»Okay. Hör zu. Schließ jetzt alle Türen ab. Rinda soll bei dir bleiben. Verschanzt euch in einem Zimmer mit nur einem Zugang und schließt die Tür gut ab. Ich schicke jemanden zu euch, eine Einheit der Polizei von Oregon, die gerade in der Nähe ist, und ich selbst bin in einer halben Stunde da. Bleibt, wo ihr seid. Haltet die Handyverbindung aufrecht, wenn ihr wollt.«
»Ich gehe raus und durchsuche den Stall und die Scheune.«
»Warte, bis die Polizei eingetroffen ist.«
»Ich kann nicht, Shane. Ich muss die Mädchen finden.«
»Auf ein paar Minuten mehr oder weniger kommt es jetzt nicht an.«
»Ein paar Minuten mehr oder weniger können entscheidend sein. Womöglich erfrieren sie da draußen in diesem verfluchten Schneesturm. Jede Minute zählt.« Sie starrte aus dem Fenster auf die verschneite Landschaft, die Schneewehen, die dräuenden dunklen Gebäude mit ihren vereisten schwarzen Fenstern. »Oder er hat sie in seiner Gewalt. Jetzt, in diesem Moment. Ich habe schon wieder so einen merkwürdigen Anruf bekommen.«
»Einen Anruf?«
»Auf meinem Handy. Er fordert mich heraus, Shane.«
»Bleib, wo du bist!«
»Ich komme schon zurecht. Ich habe das Gewehr.«
»Halte es griffbereit. Im Haus.«
»Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte sie.
»Ich bin gleich bei euch.«
Sie beendete das Gespräch und reichte Rinda das Handy.
»Du gehst nicht noch mal raus.«
»Doch, natürlich. Du würdest es auch tun. Wenn es um Scott ginge.«
Da die Handys wieder funktionierten, kramte sie ihr eigenes Gerät aus der Tasche und drückte eine Kurzwahltaste.
Ihr erster Anruf galt Cassie, die sich jedoch nicht meldete. Jenna ließ es vier Mal klingeln und hinterließ dann auf der Voicemail die Nachricht, Cassie solle schnellstens zu Hause anrufen. Anschließend wählte sie die Nummer von Allies Handy. Während sie wartete, hörte sie Allies Gerät klingeln und fand es unter einem Sofapolster im Arbeitszimmer.
»Verdammt.«
Sie sah Rinda an und versuchte es als Nächstes mit Joshs Handynummer. Wieder ohne Erfolg. »Komm schon, melde dich endlich«, verlangte sie, als könnte der Junge sie hören. Innerlich zitterte sie, fürchtete sich zu Tode. Als Joshs körperlose Stimme sie aufforderte, eine Nachricht zu hinterlassen, sagte sie: »Hi, hier ist Jenna, Cassies Mutter. Ich mache mir Sorgen um sie. Sie ist nicht zu Hause, und ich dachte, das heißt, ich hoffte , sie könnte bei dir sein. Bitte ruf mich so bald wie möglich zurück.« Sie nannte ihre Telefonnummer, unterbrach dann die Verbindung und wählte eine letzte Nummer.
Eine raue Frauenstimme meldete sich. Es hörte sich an, als sei die Frau aus dem Schlaf gerissen worden. »Hallo?«
»Mrs Sykes? Hier spricht Jenna Hughes. Ich suche meine Tochter und habe gehofft, Josh sprechen zu können.«
»Er ist nicht zu Hause. Keine Ahnung, wann er zurückkommt.« Sie hielt inne, und Jenna hörte das Klicken eines Feuerzeugs, dann tiefes Inhalieren. »Ich dachte, er wäre mit Ihrer Tochter zusammen«, sagte Wanda Sykes in einem Tonfall, als wolle sie Cassie beschuldigen, einen schlechten Einfluss auf ihren Sohn auszuüben.
»Ich weiß nicht, wo die beiden sein könnten.«
»Kein Wunder.« Sie sog noch einmal tief an ihrer Zigarette. »Wissen Sie, ich habe versucht und versucht, den Jungen zu bändigen, aber er hört nicht auf mich, schon gar nicht, wenn es um Ihre Tochter geht. Ich habe ihm geraten, sich von ihr fern zu halten, denn sie ist nichts für ihn, aber hört er auf mich? Nein, zum Teufel. Hatte noch nie einen Funken Verstand. Ist seinem Alten viel zu ähnlich. Nichts im Kopf außer Trinken, Rauchen und Weiber.«
Jenna war sprachlos. Sie hatte die Frau nie persönlich kennen gelernt, und trotzdem schüttete Wanda ihr so bereitwillig ihr Herz aus. »Hören Sie, wenn Josh kommt oder anruft, sagen Sie ihm bitte, er möchte sich bei mir melden?«
Als Antwort ertönte ein gackerndes, sarkastisches Lachen, das mit einem Hustenanfall endete. »O ja, ich sag’s ihm, falls es was bringt und falls ich wach bin. Klar sag ich ihm das.«
»Bitte, hinterlassen Sie ihm eine Nachricht, falls Sie zu Bett gehen wollen.« Wieso war Wanda nicht ebenfalls außer sich vor Sorge?
»Sagten Sie nicht, Sie hätten ihm eine Nachricht aufs Handy gesprochen? Er wird sich schon bei Ihnen melden.« Damit legte sie auf, als sei Cassies Verschwinden völlig nebensächlich.
»Bescheuertes Weib. Weiß sie
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