Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
zuletzt in Medford gesehen«, erinnerte sich Carter. »Okay, wie heißt er?« Er erwartete gespannt die Antwort.
»Steven White«, sagte sie.
»Steven White? Nie gehört.«
»Ich auch nicht, und sein Name steht auch nicht im hiesigen Telefonbuch. Natürlich gibt es etwa zwanzigtausend S. Whites in der Umgebung von Portland, und ich überprüfe sie alle. Außerdem fordere ich sämtliche Strafregister zu diesem Namen an.
Bei Hazzard Brothers haben sie tonnenweise Informationen über den Angestellten White, die sie mir faxen wollen, einschließlich eines Fotos. Falls der Kerl einen falschen Namen führt, finden wir ihn trotzdem.«
»Und schau nach, wo seit dem Unfall Grundstücke gekauft wurden. Dieser Typ muss irgendwo hier in der Nähe wohnen, und ich möchte wetten, er kann gut auf einen neugierigen Vermieter verzichten. Also beschaff eine Liste der Personen, die seit dem Unfall Grundstücke oder Häuser gekauft haben.«
»Und da ist noch etwas«, fügte BJ hastig an. »Das heißt, ich weiß nicht recht, wie es zusammenpasst, wenn überhaupt. Aber Steven White war der Name einer Figur in Resurrection . Er war der Schwarm von Anne Parks, gespielt von Jenna Hughes.«
»Oh, das passt durchaus zusammen«, stellte Carter voller Überzeugung fest. »Ich weiß nur noch nicht, wie. Ich rufe Lieutenant Sparks an und bitte ihn, sich an das FBI zu wenden, damit sie dort Steven Whites Namen durch den Computer jagen. Außerdem würde mich interessieren, ob an der Westküste mal jemand mit diesem Namen eingesessen hat.«
»Das überprüfe ich«, versprach BJ. »Sobald ich wieder im Büro bin.«
»Halte mich auf dem Laufenden.« Carter beendete das Gespräch mit einem Tastendruck, dann wählte er Sparks’ Nummer und trug sein Anliegen vor. Gleich darauf bog er von der Hauptstraße ab. Von hier aus waren es noch knapp zwanzig Minuten bis zu Jenna.
Jenna hielt in einer Hand die Flinte und in der anderen die Taschenlampe. Eisiger Schnee prasselte auf sie nieder, während sie versuchte, die Spuren zu lesen, die sich um Haus, Garage und Scheunen herum angesammelt hatten. Über ihr drehten sich die Windmühlenflügel knarrend im kalten Wind, und obwohl die Nacht dank der weißen Schneedecke hell wirkte, erschien sie ihr doch von Bosheit erfüllt, von einem Grauen, das sie weder benennen noch sehen, sondern nur fühlen konnte, als ob sein kalter Atem ihren Nacken streifte.
Die Fußstapfen waren bereits wieder zur Hälfte mit frischem Schnee aufgefüllt, doch sie bemerkte mehrere Doppelreihen, die zum Stall, zum Zaun und zur Scheune führten. Große Fußstapfen. Turnquist hatte sie hinterlassen, als er das Grundstück abschritt.
Und was hat es genutzt? , fragte sie sich wütend, als sie die kleinen Spuren bemerkte, die, fast völlig zugeschneit, geradewegs zur Scheune führten. Ihr Herz raste. Allie … Das konnten nur Allies Fußabdrücke sein. Daneben verlief die Fährte eines Tiers. Der Hund? Und da waren auch noch größere Abdrücke. Hoffentlich stammten sie von Turnquist.
Hilfe , dachte Jenna und folgte im Lichtschein ihrer Taschenlampe den Spuren. Ihr Herz schlug wie ein Schmiedehammer vor Angst, Adrenalin strömte in ihr Blut. Was, wenn der Scheißkerl tatsächlich ihre Töchter in seiner Gewalt hatte? Flüchtig dachte sie an Sonja Hatchell, Lynnetta Swaggart und Roxie Olmstead – kräftige Erwachsene, die wahrscheinlich demselben geisteskranken Schweinehund zum Opfer gefallen waren, dem jetzt ihre Kinder ausgeliefert waren. Die Sorge legte sich bleischwer auf ihr Herz. Sie umklammerte die Flinte noch fester.
Wäre sie fähig, das Schwein zu erschießen?
Wenn er ihre Kinder hatte – jederzeit.
Und wenn er Allie als Schild benutzte?
Sie würde einen Weg finden müssen, ihre Töchter zu befreien.
Und wenn Allie und Cassie schon tot sein sollten?
So weit wollte sie gar nicht denken. Sie biss die Zähne zusammen, stapfte durch den knietiefen Schnee zum Fenster und spähte vorsichtig in die dunkle Scheune, die ihr als Lagerraum diente. Sie hatte nie Vieh oder Schafe besessen, und ihre Pferde standen im Stall.
Durch die vereisten Scheiben sah sie nichts als Schwärze, kein Lebenszeichen drang aus dem Inneren. Doch die Spuren hörten vor dem Scheunentor auf.
Jenna atmete tief durch und knipste die Taschenlampe aus, um nicht unnötig auf sich aufmerksam zu machen. Falls dort drinnen jemand auf sie wartete, wollte sie kein leichtes Opfer abgeben.
Dann fiel ihr Blick wieder auf den Schnee bei der Tür, und ihre
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