Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
würde zurückkommen.
Bis dahin musste sie irgendwie vorbereitet sein.
Benommen schlug Jenna die Augen auf. Jeder Knochen in ihrem Leib schmerzte, und ihr Gehirn arbeitete nicht richtig. Wo zum Teufel war sie, und warum waren ihre Gedanken so schwerfällig, so träge, als hätte sie Pudding im Kopf?
Sie lag flach auf dem Rücken und wurde heftig durchgerüttelt. Offenbar wurde sie in einem Fahrzeug transportiert – wahrscheinlich auf der überdachten Ladefläche eines Pick-ups. Sie war an Händen und Füßen gefesselt, und ihr Körper war mit einem Gurt auf dem kalten, gewellten Metallboden festgeschnallt. Erinnerungsfetzen durchdrangen den Nebel in ihrem Gehirn. Cassie verschwunden. Turnquist, der blutend an einem Dachbalken hing. Allie besinnungslos vor Angst. Ein Stromstoß von, wie es sich anfühlte, einer Million Volt, der schmerzhaft durch ihren Körper fuhr.
Doch das war noch nicht alles gewesen, nein … Sie war betäubt worden, hatte selbst gesehen, wie ihr beinahe zärtlich eine glänzende Nadel in den Arm gestochen wurde, und eine weiche Männerstimme, die sie glaubte kennen zu müssen, sagte: »Endlich kommst du heim.«
Heim? Was sollte das heißen?
Und jetzt wurde sie ohne Umstände verschleppt, wer weiß wohin, gefesselt auf der Ladefläche eines Pritschenwagens, durch dessen Verdeck die Kälte kroch. Der Weg war so holprig, dass ihr Körper hin und her geworfen wurde. Ihre Hand- und Fußgelenke waren so fest verschnürt, dass es wehtat.
Sie dachte an ihre Tochter. Cassie … Wo um alles in der Welt war Cassie? Sie mochte sich nicht vorstellen, dass dieser Verrückte sie in seiner Gewalt hatte. Jenna wehrte sich gegen den Gedanken, dass ihre Tochter bereits tot sein könnte; dass diese abscheuliche Bestie, die Cassie in ihre Gewalt gebracht hatte, Zeit genug gehabt hatte, um sie zu töten.
Bitte nicht, lieber Gott , betete sie stumm. Gib mir die Kraft, meine Tochter zu finden und zu retten. Sie hörte den starken Motor des Wagens heulen, spürte, wie die Reifen ausglitten, als das Fahrzeug bergan fuhr, immer höher, holpernd, rutschend, zur Seite ausbrechend. Offenbar führte der Weg einen sehr steilen Berg hinauf.
Plötzlich setzte das Motorengeräusch aus, und sie machte sich auf das Schlimmste gefasst. Der Mörder hatte wahrscheinlich sein Ziel erreicht. Das war ihre Chance. Die Gelegenheit zur Flucht. Denk nach, Jenna, denk nach. Sie hatte so wenig Möglichkeiten, aber sie musste sich befreien. Wenn er die Ladeklappe öffnete, würde sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf ihn werfen, ihn mit den gefesselten Füßen ins Gesicht treten, wenn er sich vorbeugte, um sie auszuladen.
Und was dann? Dann bist du immer noch gefesselt. Nein … du wirst warten müssen, bis er versucht, dich wegzutragen. Solange du an diesen Wagen gefesselt bist, kannst du überhaupt nichts tun.
Aber dann benutzt er wieder diesen Elektroschocker.
Nicht, wenn du ihn hereinlegst. Tu so, als hätte die Wirkung des Betäubungsmittels noch nicht nachgelassen. Stell dich schwach und hilflos, und dann nichts wie weg. Du bist schließlich Schauspielerin, verflixt noch mal! Mach dich bereit für die Vorstellung deines Lebens!
Sie nahm allen Mut zusammen, betete still und starrte durch die Dunkelheit auf die Stelle, wo sie die Ladeklappe des Pick-ups vermutete. Mach schon, du geisteskranker Perverser , dachte sie. Ich bin bereit. Doch die Heckklappe des Wagens wurde nicht wie erwartet geöffnet. Stattdessen hörte Jenna Ketten klirren, ganz nahe, irgendwo beim Kühler, und dann das Heulen eines Motors. Das gesamte Fahrzeug bebte, ruckte an und bewegte sich dann langsam, Zentimeter für Zentimeter, in unheimlich steilem Winkel nach oben, kroch beinahe senkrecht immer weiter hinauf.
Wie bitte?! Nein! Sie musste flüchten … auf der Stelle! Die Schwerkraft zerrte an ihr, und Jenna wäre von der Ladefläche gerutscht, wäre sie nicht mit einem Riemen um den Körper gesichert gewesen, der an den Seitenwänden befestigt war. Was ging hier vor? Ihre Gedanken rasten vergebens, bis ihr klar wurde, dass der Wagen mit Hilfe einer Winde einen Berg hinaufgezogen wurde. Ja, so musste es sein.
Der Ort, an den er sie verschleppte, war also abgelegen. In den Bergen versteckt. Weit entfernt von allen Straßen.
Jegliche Hoffnung auf Rettung löste sich in nichts auf.
Die Polizei hatte keine Ahnung, wo sie sie suchen sollte. In diesem Schneesturm würde man sie niemals finden.
Er hatte sie!
Er hatte seine Jenna.
Er summte leise
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