Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
vor sich hin, die Titelmusik von Resurrection . Die melancholische, beinahe gespenstische Melodie hallte wie eine Hymne durch seinen Kopf. Sein Blut rauschte heiß, er fieberte vor Begehren. Sie aus solcher Nähe zu sehen. Sie zu berühren … aaaah … Jetzt waren die Vorbereitungen fast abgeschlossen, sagte er sich und genoss die Kälte von Wind und Schnee, die durch die Bäume tosten. Er sah zu, wie sein Pick-up mittels der Winde von der Straße und über eine Lichtung hinweg auf ein Hochplateau am Berg gezogen wurde. Nur zu diesem Zweck, um sein Fahrzeug zu verstecken, besaß er die Vorrichtung, und jetzt, während der Schnee unablässig vom Himmel fiel, seine Haut küsste und seine Spuren verdeckte, wusste er, dass alles, was er sich erhofft, alles, was er geplant hatte, sehr bald in Erfüllung gehen würde.
Er hatte so lange auf diesen Augenblick gewartet. Das Grundstück hatte er ausfindig gemacht, sobald er erfuhr, dass Jenna Hughes sich in diesem Teil von Oregon niederlassen wollte – in einer Gegend, die ihm vertraut war, dem Landesteil, in dem seine eigene erbärmliche Mutter lebte.
Er lächelte bitter bei dem Gedanken an das Weibsstück, das ihn geboren hatte, und an den Vater, den er nie kennen gelernt hatte, den sie, wie er vermutete, selbst nicht kannte. Die schlampige Hure! Wie oft war er nach draußen geschickt worden, während sie im warmen Haus Gäste unterhielt? War sein eigener Vater von der gleichen Art gewesen wie die Männer, die er durchs Fenster gesehen hatte? Ein Musiker mit öligem Haar, einem grausamen Lächeln und schmachtenden Augen, die Sorte Mann, die sie anlockte und mit nach Hause nahm? In wie vielen Nächten war er nach draußen geschickt worden, während sie Besuch hatte?
Eine kalte, eiskalte Mutter.
Und sie lebte in der Nähe.
Sein Hochgefühl ließ ein wenig nach, als er an sie dachte, an die Frau, die nicht einmal ihr eigenes Kind erkannte. Er hatte sie auf der Straße gesehen, und sie hatte ungerührt durch ihn hindurchgeblickt. Das Miststück hatte ein Herz aus Eis.
Ironie des Schicksals, dass Jenna ausgerechnet diesen Teil des Nordwestens zu ihrer neuen Heimat erwählt hatte. Als hätte die Vorsehung sie zu den Schluchten des Columbia River mit ihren klirrend kalten Wintern gelockt.
Alles war perfekt gewesen. Mühelos hatte er eine Behausung ganz in der Nähe gefunden, eine private Skihütte, die seit Jahren leer stand, nachdem der Besitzer krank geworden war. Nach dessen Tod hatten die Erben das ihrer Meinung nach unnütze Ding gar nicht schnell genug los werden können. Es war nicht schwierig gewesen, die Skihütte zu seinem persönlichen Unterschlupf umzurüsten. Er hatte alle Arbeiten selbst ausgeführt, und im Sommer, wenn die Straßen frei waren, konnte er sein Baumaterial und seine Vorräte hinaufschaffen. Dann waren da natürlich noch seine Schwarzmarkt-Quellen, die ihn mit allem versorgten, was er für seine Kunst benötigte, dem Alginat, den Drogen und Spritzen, winzigen Kameras und was er sonst noch brauchte. Sein Kontakt in Portland konnte ihm alles beschaffen und stellte keine Fragen.
Die Winde hielt, und sein Wagen befand sich jetzt sechs Meter oberhalb der Straße, hinter Bäumen verborgen. Der einzige andere Zugang führte um den Berg herum – eine Fahrt, die unter normalen Bedingungen vierzig Minuten dauern würde, in einem Unwetter wie diesem jedoch Stunden, wenn sie überhaupt zu bewältigen wäre.
Nicht dass er fürchtete, jemand könnte ihn finden.
Niemand wusste, wer er war.
Und sie würden es auch nie erfahren.
Die Lösung lag direkt vor ihm. Dessen war Carter sicher. Während Rinda und Allie im Arbeitszimmer hockten und die Officers von der Polizei des Staates Oregon auf die Leute von der Spurensicherung warteten, breitete er die Listen der Leute vor sich aus, die Jennas Website oder die Websites ihrer Fans besucht, Filme gekauft oder ausgeliehen hatten, im Haus oder durch das Theater mit ihr in Kontakt gekommen waren, in einem Umkreis von fünfundzwanzig Meilen Grundbesitz hatten … Sein Verstand arbeitete schnell und präzise, doch die Zeit verstrich unaufhaltsam.
Merline Jacobosky und drei Mitarbeiter der staatlichen Forensikabteilung trafen ein, nachdem Shane noch einmal die Scheune und die Holzfällerstraße in Augenschein genommen hatte, um sich zu vergewissern, dass weder Jenna noch Cassie noch dort waren. An beiden Mordschauplätzen war jeweils ein Deputy postiert worden, der in der Eiseskälte wartete.
Carter hatte mit
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