Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Haltung in dem Sessel, wich seinem Blick aus und sah aus einem der Fenster seines Büros. Die Scheiben waren von Eis überzogen, sodass die Umrisse der Häuser auf der anderen Straßenseite verschwommen wirkten.
»Oder gibt es sonst noch was?«, bohrte er. Er hoffte inbrünstig, dass sie ihn nicht überreden wollte, etwas gegen das verflixte Bußgeld zu unternehmen.
»Okay … ja«, gab sie zu und sah ihn schließlich doch wieder offen an. »Ich weiß nicht, mit wem ich sonst darüber reden soll, Shane. Als mir klar wurde, was da vor sich geht, habe ich es mit der Angst zu tun bekommen.«
»Und was geht da vor sich?«
»Alles, was fehlt, hat früher Jenna Hughes gehört. Und nicht nur das; sämtliche fehlenden Gegenstände« – sie zog aus ihrer Handtasche einen Computerausdruck hervor – »stammen aus ihren Filmen. Zwei Armbänder, ein Ring, ein Halstuch, eine Sonnenbrille, drei Paar Schuhe, alles aus verschiedenen Filmen. Und jetzt ist das schwarze Kleid verschwunden. Das Kleid, das sie in Resurrection getragen hat.« Sie reichte Carter die gedruckte Liste. »Ich hätte wohl schneller reagieren sollen, aber ich habe anfangs angenommen, wir hätten einige von den Sachen bloß verlegt, und mir kam anfangs gar nicht in den Sinn, dass alle verschwundenen Gegenstände in Jennas Filmen vorkamen. Heute, als Jenna und ich das Kleid nicht finden konnten, habe ich die Liste aufgestellt. Da erst ist es mir richtig klar geworden.«
Er überflog die Seite. »Du hast diese Sachen überall gesucht?«
»Natürlich!«
»Und du hast auch die Belegschaft und die Schauspieler danach gefragt?«
»Ich habe den ganzen Vormittag damit verbracht, alle anzurufen, die Zugang zu den Sachen haben.«
»Das heißt, dieser ganze Kram ist eingeschlossen?«
»Im Theater eingeschlossen. Die Schränke und Garderoben und Schminkplätze haben keine Schlösser.«
»Wäre vielleicht besser.« Er senkte den Blick wieder auf die Liste.
»Du willst mir gute Ratschläge geben.«
»Nein«, schwindelte er. »Ich weiß nur nicht, was ich in dieser Sache unternehmen könnte.«
»Das heißt, du hast zu viel zu tun.«
»Genau. Hast du dich schon an die städtische Polizei gewandt?«
»Noch nicht. Ich dachte, sie würden mich doch nur auslachen.«
»Und ich nicht?«
»Vielleicht doch, aber das würde mir nicht den Schlaf rauben.«
»Ich verstehe. Das hier ist eine persönliche Angelegenheit und nicht unbedingt ein Fall für die Polizei.«
»Im Augenblick zumindest. Ich hatte nur das Gefühl, ich sollte mit jemandem darüber reden.« Sie beugte sich in ihrem Sessel vor. »Findest du es denn nicht merkwürdig, dass alles, was verschwunden ist, von Jenna Hughes stammt?«
»Eigentlich nicht«, antwortete Carter. »Sie ist die größte Berühmtheit weit und breit. Das ergibt schon einen Sinn.«
»Ja, aber auf eine ziemlich unerfreuliche Art und Weise.«
»Stimmt.« Er schob ihr die Liste wieder zu und dachte an die Unbekannte und an das drohende Unwetter. Im alten Holzfäller-Camp im Wald östlich der Stadt war eingebrochen worden. Ein Wanderer wurde in den Ausläufern von Mount Hood vermisst, und im südlichen Zipfel des Bezirks war ein Rauschgiftlabor ausgehoben worden. Zwei Betrunkene hatten ihren Geländewagen gegen Grandys Laden gefahren und saßen im Gefängnis. Ein Autofahrer war auf einer Raststätte bei den Multnomah Falls ausgeraubt worden. Und eine Frau war ermordet worden. Carters Telefon hatte den ganzen Vormittag über unentwegt geklingelt. »Ich kann nicht viel ausrichten, Rinda. Wir stecken bis über beide Ohren in Arbeit, und bei diesem Wetter wird es nur noch schlimmer. Vielleicht hast du bei den Jungs von der Stadt mehr Glück.«
»Das hatte ich noch nie. Behalte das.« Sie nahm das Blatt Papier, das zwischen ihnen lag, nicht an sich. »Es ist eine Kopie, und, ja, ich werde mit Officer Twinkle reden, wenn du meinst.«
»Er heißt Officer Winkle, und mit dieser Einstellung kommst du nicht weit.«
»Ja, Rip Van. Der Typ schläft schon seit Jahren an seinem Schreibtisch.«
»Du redest von den Freunden und Helfern von Falls Crossing und meinem Kollegen. Wir stehen füreinander ein.«
»Dann bist du aber verloren, falls du dich auf Wade Winkle verlässt«, versetzte sie ziemlich bissig und stand auf. »Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, Teenies zu belästigen, um jemals Polizeiarbeit leisten zu können.«
Carter wusste, worauf sie anspielte. Vor ein paar Jahren hatte Scott, Rindas Sohn, ein paar Zusammenstöße mit
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