Sanfte Eroberung
nachdenken zu müssen.
Vor allem wollte sie nichts sagen oder tun, das Roslyns Glück trübte. Roslyn leuchtete buchstäblich vor Freude, was sie noch bezaubernder aussehen ließ als ohnehin schon. Daher wich Lily der Frage, wie es ihr ginge, geschickt aus, wollte sie ihre Probleme doch lieber nicht erwähnen. Und wann immer das Gespräch auf Lord Claybourne kam, wechselte sie das Thema.
Glücklicherweise erschien Basil zeitig zum Dinner. Er hatte eine Droschke genommen. Lily, die bereits umgezogen war, erwartete ihn unten und führte ihn in den Salon, wo sich alle vor dem Dinner versammeln sollten. Sie erinnerte Basil nochmals daran, dass er ihr den ganzen Abend nicht von der Seite weichen durfte.
Als Arabella und Marcus sich zu ihnen gesellten, gefolgt von Roslyn und Arden, machte Lily Basil mit den beiden Adligen bekannt und erklärte, dass Mr. Eddowes ein alter Freund der Familie wäre. Arabella und Roslyn unterhielten sich mit Basil über ihre gemeinsame Kindheit in Hampshire, und gelegentlich trug auch Lily etwas zu dem Gespräch bei.
Kurz darauf kam Lady Freemantle. Eilig nahm Lily Basil beiseite, um ein Porträt von Gainsborough zu bewundern, weil sie Winifred ausweichen wollte, die sie gewiss auf Heath anspräche. Leider musste sie sich eingestehen, dass sie selbst gespannt auf das Eintreffen eines gewissen gutaussehenden Marquess wartete.
Sie spürte seine Anwesenheit in dem Augenblick, in dem er durch die Tür trat. Heaths breitschultrige Gestalt schien den gesamten Salon zu füllen und seine Anziehungskraft wirkte magnetisch. Als ihre Blicke sich begegneten, signalisierte sein verhaltenes Lächeln eine Vertrautheit, die ihr das Gefühl gab, sie wären die einzigen Menschen auf der Welt.
Es war ihr beinahe unmöglich, nicht zu ihm zu sehen, und ebenso schwer fiel es ihr, die Begrüßung auf ein bloßes Nicken zu beschränken, als Heath näher kam. Trotzdem blieb sie einsilbig und wandte ihre Aufmerksamkeit sehr bald anderen Gästen zu. Basil zog
Die nächsten zehn Minuten fragte sie den Bräutigam nach seinen Plänen, Arden Castle in Kent zu besuchen. Der Familiensitz sollte die erste Station auf der Hochzeitsreise sein. Hinterher würde der Duke mit Roslyn nach Paris reisen und von dort in die Bretagne zu der früheren Lady Loring. Victoria hatte sich mit ihrem neuen französischen Ehemann auf der Halbinsel niedergelassen. Während des Gesprächs war Lily sich immerfort Heaths Nähe inne und wusste zu jeder Zeit, wo er sich gerade aufhielt.
Schließlich traf Marcus' Schwester ein, Lady Eleanor Pierce, zusammen mit ihrer Tante, Lady Beldon. Die lebhafte schwarzhaarige Schönheit küsste Marcus liebevoll auf die Wange, ehe sie zu Heath eilte und ihn ebenso herzlich begrüßte.
Es war grotesk, dass diese Geste Lily einen schmerzlichen Stich versetzte, und doch tat sie es - umso mehr, als ihr nicht behagte, dass Lady Eleanor zu Heath aufsah und entzückt lachte.
Lily besann sich wieder auf ihren Plan, drehte sich zu Basil und gab vor, an jedem Wort zu hängen, das ihm über die Lippen kam. Leider kam wenig später Lady Eleanor mit Heath zu ihnen und schaffte es irgendwie, Basil beiseitezuziehen, so dass Lily mit exakt dem Mann allein war, den sie um jeden Preis meiden wollte.
»Erlaubst du mir, dich zum Essen zu führen?«, war Heaths erste Bemerkung.
»Das ist sehr freundlich, My Lord«, antwortete sie betont gleichgültig, »aber Basil hat mir bereits seine Begleitung angeboten. Du und ich werden ohnehin nicht nebeneinandersitzen.«
»Ich vermute, du hast für die entsprechende Tafelordnung gesorgt. «
»Nun ... ja.«
»Dann sitze ich während der Hochzeit morgen neben dir. «
»Ich versprach, morgen neben Basil zu sitzen«, erwiderte Lily hastig.
Heath zog eine Braue hoch. »Du hast zwei Seiten, nicht wahr? Ich sitze zu deiner Rechten und er darf die Linke haben. Ich denke, dieses Privileg habe ich mir verdient. Wie Fleur mir mitteilte, wurde ich zum Gewinner unseres Spiels erklärt.«
»Ja, das wurdest du«, bestätigte Lily verdrossen.
»Dann wird es das erste Mal, dass man uns zusammen in der Öffentlichkeit sieht. Mir erscheint recht passend, dass es beim Besuch einer Hochzeit sein wird. «
»Wir werden sie nicht zusammen besuchen«, korrigierte sie. »Ich fahre mit meinen Schwestern zur Kirche.«
»Wie bei der Hochzeit deiner ältesten Schwester. Ich erinnere mich an den Moment, als du ankamst. Dein Lachen fesselte meine Aufmerksamkeit. « Heath lächelte, als wäre es eine
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