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Sanfte Eroberung

Sanfte Eroberung

Titel: Sanfte Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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doch aus schmerzlicher Erfahrung, wie trügerisch der äußere Schein sein konnte. Das hatte ihr eigener Vater ihr hinlänglich bewiesen.
    »Lord Claybournes Charme tut hier nichts zur Sache«, erklärte Lily darum bestimmt. »Nichts könnte mich in Versuchung führen, ihn zu heiraten. Somit ergibt sich für ihn keinerlei Anlass, mich zu umwerben.«
    »Was gedenkst du also zu unternehmen? Ich würde ernstlich bezweifeln, dass ein Mann wie Claybourne sich leicht dazu bewegen ließe, aufzugeben.«
    Eine fürwahr beklemmende Frage! »Ich weiß es nicht«, seufzte Lily. In einer solchen Lage hatte sie sich noch nie befunden. Bisher war sie mit keinem Adligen konfrontiert gewesen, der sie ernstlich ehelichen wollte.
    »Nun«, sagte Tess bedächtig, »ich muss fürs Erste fort, Lily. Aber ich komme später zurück und werde mit dir beraten. «
    »Ja, bitte. Und nun fahr zu deiner Verabredung ! «
    Tess verbrachte den Großteil ihrer Zeit mit wohltätiger Arbeit, hauptsächlich für die Familien gefallener Soldaten, seit sie vor zwei Jahren in der Schlacht bei Waterloo ihren Verlobten verloren hatte. Und gegenwärtig war sie damit befasst, den örtlichen Landadel um Spenden für die gute Sache zu bitten.
    Als Tess fort war, packte Lily ihren Koffer sowie den Korb seiner Lordschaft und stieg die Stufen zum Herrenhaus hinauf.
    Sie schüttelte den Kopf ob dessen, was ihre Freundin zu der Ankündigung Claybournes gesagt hatte, dass er um sie werben würde.
    Blieb sie in Danvers Hall, wäre sie ein zu leichtes Opfer seines Charmes, solange Arabella und Marcus sich auf Hochzeitsreise befanden. Um einem Adligen wie Claybourne die Stirn zu bieten, war sie schlicht zu unerfahren. Mit seinem trägen Lächeln, seinem umwerfenden Charme und seiner atemberaubenden Sinnlichkeit war er gefährlich anders als alle Männer, die ihr je begegnet waren.
    Doch sie würde nicht hier sitzen und ein willfähriges Opfer seines Werbens abgeben! Nein, sie würde handeln - und wäre es auch nur, um zu beweisen, dass sie immer noch selbst über ihr Schicksal bestimmte!
    Na, komm schon, sei ehrlich!, ermahnte eine enervierende Stimme in ihrem Kopf sie. Da hast Angst, dass deine zügellose Natur dich auf Abwege fahrt. Dass du deinen Reizen erliegst.
    Ja, die leidige Wahrheit war, dass sie sich nicht zutraute, Lord Claybourne zu widerstehen, sollte er tatsächlich um sie werben.
    Unter den gegebenen Umständen war es eventuell das Beste, sie würde ihr Zuhause für eine Weile fliehen. Aber wohin? Nachdem sie neuerdings über hinreichend Mittel verfügte, könnte sie ihre früheren Nachbarn und Freunde in Hampshire besuchen, aber sie verspürte wenig Neigung, fernab von daheim wie eine Flüchtige auszuharren.
    Könnte sie nicht zu Fanny nach London? Nicht in Fannys Haus, wo sie ihrem Kurtisanengeschäft nachging, natürlich. Aber Fanny besaß eine Privatpension in London ... zufällig hatten sie darüber erst gestern Abend auf dem Hochzeitsball gesprochen.
    Lily überlegte noch, während sie mit dem Schlüssel die Vordertür öffnete. Fanny war auf dem Ball nicht so munter gewesen wie sonst, und als Lily nachfragte, hatte Fanny gestanden, dass sie sich um zwei enge Freundinnen sorgte, die in finanziellen Schwierigkeiten steckten.
    Lily hatte über deren Probleme unter anderem nachgedacht, als sie sich die letzte Nacht schlaflos im Bett wälzte. Bedauerlicherweise waren ihr keine bahnbrechenden Einfälle gekommen, wie man die beinahe dreißigtausend Pfund verdienen könnte.
    Vielleicht könnte sie Fanny helfen, indem sie nach London ging. Und im gleichen Zuge wäre ihr geholfen, weil sie Lord Claybourne auswich.
    Es wäre eine Möglichkeit, beschloss Lily, als sie ihren Koffer und den Korb einem Diener übergab, bevor sie sich auf die Suche nach ihrer Schwester Roslyn machte.
     
    Roslyn hielt sich im Morgensalon auf, wo sie die unzähligen Hochzeitsgeschenke katalogisierte, die dem Earl of Danvers und seiner neuen Komtesse, Arabella, geschickt worden waren. Roslyn beteuerte, dass es ihr trotz des entsetzlichen Vorkommnisses letzte Nacht gut ginge.
    Dennoch wünschte Lily, sie hätte ihrer Schwester letzte Nacht beistehen können, vor allem weil sie gewiss eher imstande gewesen wäre, einen bewaffneten Straßenräuber in die Flucht zu schlagen. Immerhin wusste sie, wie man eine Pistole abfeuerte. Andererseits war ihr ebenfalls klar, dass Roslyns zarte Züge trügerisch waren. Ihre so überaus aristokratisch und vornehm wirkende Schwester war innerlich sehr

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