Sanfte Eroberung
solch wünschenswerten Verehrer findest.« Sie warf dem Marquess einen scheuen Blick zu. »Noch dazu einen so gutaussehenden, so charmanten und so eindrucksvollen.«
»Ja«, hauchte Chantel verträumt . » F ür einen solchen Mann würde ich sterben! «
»Ich könnte morden für einen Mann wie ihn«, beteuerte Fleur offen. »Vertraue mir, Lily! Es gibt unzählige Frauen, die sich danach verzehren, an deiner Stelle zu sein. Sieh ihn doch nur an! Wie kannst du einem solch erstaunlichen Verehrer widerstehen?«
Lily fand die Bemerkungen der beiden Freundinnen äußerst ärgerlich, aber unweigerlich schaute sie zu Lord Claybourne. Sie konnte nicht abstreiten, dass er eine eindrucksvolle Präsenz besaß, die von seiner Aura maskuliner Vitalität noch gestärkt wurde. Fügte man dem seine atemberaubend schönen Züge sowie seinen unangestrengten Charme hinzu, wurde er für alle Frauenherzen zu einer tödlichen Bedrohung.
Sie verstand sehr gut, weshalb der Marquess sich bei Damen jeder Couleur größter Beliebtheit erfreute und ihn Scharen junger Damen anbeteten. Aber gerade sein legendärer Ruf als Liebhaber veranlasste sie, ihn um jeden Preis zu meiden. Sie wollte ganz gewiss nicht unter all den liebeskranken Frauen enden, die ihm ihr Herz wie ihren Körper hingaben.
Vielmehr sollte sie inzwischen klug genug sein, um gegen seinen zugegebenermaßen überwältigenden Charme gefeit zu sein. Also warum brachte seine bloße Nähe sie dennoch aus der Fassung? Warum machte sein träges Lächeln ihren Puls rasen und ließ Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzen? Diese Frage bewegte sie, während ihr Blick wie von selbst zu ihm wanderte.
Das amüsierte Blitzen in seinen braunen Augen bedeutete ihr, dass er wusste, welche Wirkung er auf sie hatte.
Im Geiste stieß Lily einen Fluch aus. Das war der triftigste Grund, seine Bitte abzulehnen: Sie fürchtete, dass sie Claybournes Charme erliegen könnte. Immerhin hatte sie bereits bewiesen, wie empfänglich sie für seine Küsse war.
Als sie trotzig schwieg, wandte Fleur sich mit einem bedauernden Seufzen an den Marquess. »Es tut mir leid, My Lord, aber. wie es aussieht, besteht keine Hoffnung. Lily scheint vollkommen immun gegen männlichen Charme, sogar gegen Ihren.«
»Noch gebe ich nicht auf. «
»Es gäbe da eine Lösung für die gegenwärtige Pattsituation, Fleur«, überlegte Chantel nachdenklich. »Das Spiel.«
Fleur strahlte. »Denkst du, damit wäre sie einverstanden? «
»Wir könnten versuchen, sie zu überreden. «
»Mich wozu überreden? «, fragte Lily gereizt.
Fleur musterte sie. »Wir haben häufiger ein Spiel mit unseren Verehrern gespielt - damals, als zahlreiche Herren sich um unsere Gunst bewarben. «
»Es machte großen Spaß«, flötete Chantel. »Unsere Herren durften uns für eine im Voraus festgesetzte Zeit umwerben, gewöhnlich vierzehn Tage lang. Wir konnten uns auf diese Weise einen Eindruck von ihrer Kreativität und ihren Qualitäten machen. Und am Ende wurden die beiden Gewinner mit exklusiven Rechten für das folgende Quartal belohnt.«
Fleur lächelte verträumt. »Der Wettbewerb bot uns nicht bloß eine entzückende Zerstreuung, er sorgte auch dafür, dass die Herren sich mehr Mühe gaben, um uns zu beeindrucken.«
Lily verstand nicht, worauf sie hinaus wollten. »Was, hat euer Spiel mit mir zu tun? «
»Es könnte ein Ausweg aus dem momentanen Dilemma sein«, antwortete Fleur. »Du spielst es mit Lord Claybourne. Im Grunde wäre es wie ein Wettbewerb zwischen euch beiden.«
»Aber natürlich kann Lily ihn am Ende nicht zum Liebhaber nehmen«, ergänzte Chantel.
Fleur nickte. »Natürlich nicht. Der Einsatz muss ein anderer sein. Sie gewährt Lord Claybourne vierzehn Tage, sie zu umwerben ... aber im Austausch gegen was?«
Um diese abwegige Idee im Keim zu ersticken, erklärte Lily kopfschüttelnd: »Ich beteilige mich nicht an einem albernen Spiel. Allein der Gedanke ist grotesk! «
»Ich finde die Idee recht reizvoll«, konterte Claybourne. »Wie würde es in unserem Fall ablaufen? «
»Nun«, sagte Fleur nachdenklich, »wir haben jedem Wettbewerber Punkte gegeben und sie nach Ablauf der vierzehn Tage zusammengezählt. Es spricht nichts dagegen, diese Methode auch hier anzuwenden. Beispielsweise bringen Sie, My Lord, Lily ein Geschenk, um Punkte zu gewinnen. Bei Chantel erzielten Sonette die -höchsten Werte, denn sie hat ein Faible für Poesie.«
»Oh ja, Sonette waren meine Lieblingsgeschenke«~ hauchte Chantel, »noch besser
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