Sanfte Eroberung
als Schmuck,
»Was erklärt, warum du trotz aller früheren Erfolge so wenig vorzuweisen hast«, bemerkte Fleur trocken. »Du hattest nie Sinn fürs Geschäft.«
Chantel schmollte. »Ach ja, das ist wahr! Ein schönes Gesicht und romantische Worte konnten mich stets mehr beeindrucken als edles Geschmeide,
»Und du hattest immer deine Lieblinge.«
»Mmm. Lord Poole, erinnerst du dich, Fleur? Also, er war ein glänzender Verehrer. Von all meinen Liebhabern errang er immer die höchste Punktzahl.«
»Mit Abstand«, bestätigte Fleur.
»Und wie verdiene ich mir Punkte in unserem Spiel? «, wollte Claybourne wissen.
»Ja, richtig, Sie umwerben Lily und werden für Ihre Kreativität wie Ihre Verführungskunst belohnt. « Fleur kräuselte angestrengt nachdenkend die Stirn. »Ich schlage vor, dass der Unparteilichkeit halber Chantel und ich die Regeln festsetzen und als Richterinnen fungieren, denn Lily wird Ihre Bemühungen kaum des Lohnes würdig erachten. Was die Einsätze betrifft, denke ich, sollten Sie binnen zwei Wochen eine bestimmte Punktzahl erreicht haben - sagen wir: zehn -, muss Lily zustimmen, sich von Ihnen offiziell den Hof machen zu lassen, und zwar für ein volles Vierteljahr. Erreichen Sie die Punktzahl nicht, beenden Sie Ihr Werben für immer und belohnen Lily mit einem Preis ihrer Wahl. Wir können morgen beginnen. Folglich ginge das Spiel exakt bis zu Roslyns Hochzeit. Das sollte reichlich Zeit sein, um herauszufinden, ob Sie Lily wirklich zur Braut wollen, nicht wahr? «
Bei dem Wort Braut zuckte Lily zusammen. »Nein, das kommt nicht infrage ! «, widersprach sie. » Ich werde an keinerlei Spiel teilnehmen. Das Werben seiner Lordschaft würde ich keinen einzigen Tag er-tragen, von zwei Wochen ganz zu schweigen. «,
»Aber erkennst du denn die Vorteile nicht, meine Liebe? «, fragte Chantel. » Du darfst alles von ihm verlangen, was du willst. «
»Ich will überhaupt nichts von ihm! «
»Gar nichts? Überleg noch einmal! Es gibt gewiss etwas, das du dir wünschst und Lord Claybourne dir bieten kann.«
Diese Frage ließ Lily kurzfristig verstummen. Gab es etwas von Wert, das er ihr geben konnte? Vielleicht nicht für sie selbst, sondern für ihre Freundinnen?
Als sie nicht antwortete, schnalzte Claybourne leise mit der Zunge. »Ich gestehe, dass ich Sie mutiger eingeschätzt habe, Miss Loring. Sie haben Angst, dass ich gewinnen könnte.«
Lily machte sofort ihren Rücken gerade, als er ihr diese Provokation entgegenschleuderte. Ja, sie fürchtete tatsächlich, dass er gewinnen könnte, doch ihr Stolz verbot ihr, auf dem Absatz kehrtzumachen und erneut feige vor ihm davonzulaufen. Noch viel weniger konnte sie die Herausforderung ignorieren, auch wenn sie wusste, dass sie reine Taktik darstellte.
»Ich besitze jede Menge Mut, My Lord«, verteidigte sie sich verbissen. »Ich brauchte lediglich ein wenig Zeit, um zu überlegen, was es wert sein könnte, mich über eine so lange Periode von einem ärgerlichen Unhold belästigen zu lassen. «
Er sah sie belustigt an. »Nennen Sie Ihren Preis! «
Wenn sie es sich genau überlegte, gab es etwas, das sie von ihm wollte. Selbstverständlich war ausgeschlossen, dass sie den Marquess um dreißigtausend Pfund bat, mit denen sie Fleurs und Chantels Schulden beglich. Eine solche Forderung verbot sich selbst bei dem beinahe unanständig reichen Lord Claybourne. Und Lily wäre höchst unwohl dabei, zudem sie bezweifelte, dass er sich von einer Summe dieser Höhe trennte, ohne sie im Gegenzug zur Frau zu bekommen. Nein, sie würde einen anderen Gefallen verlangen, der noch notleidenderen Seelen zugutekäme.
Womit die Frage blieb, ob sie es wagte, sich von ihm umwerben zu lassen. Andererseits hatte sie eigentlich nichts zu befürchten, nicht wahr? Sie glaubte kaum, dass seine Lordschaft volle zwei Wochen durchhielt. Falls er so war wie die meisten Adligen, hatte er viel zu viel freie Zeit zur Verfügung, und seine gegenwärtige Beschäftigung mit ihr war nichts weiter als ein Mittel, um die Langeweile zu bekämpfen. Sie bedeutete Zerstreuung, nicht mehr und nicht weniger. Folglich war es sehr wahrscheinlich, dass er schon bald das Interesse an ihr verlor, sollte sie brav mitspielen.
»Bitte, Lily, Liebes!«, beschwor Chantel sie. »Es würde mir und Fleur das Gewissen erleichtern. Wir könnten es nicht ertragen, solltest du deine Chance auf eine gute Partie verwirken, weil du zu sehr damit befasst bist, uns zu helfen. «
Immer noch schwieg Lily und
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