Sanfte Eroberung
nagte grübelnd an ihrer Unterlippe. Ihre Zustimmung bot wahrlich einige Vorteile. Wenigstens müsste Claybourne sich an die Regeln halten, und sie könnte die Gelegenheit nutzen, um ihm zu zeigen, warum er sie nicht heiraten wollte. Er würde erkennen, dass sie viel zu unabhängig für ihn war. Und vor allem diente ihr Opfer einem guten Zweck.
Darüber hinaus bezweifelte sie, dass sie ihn auf andere Weise loswurde.
Zwei Wochen waren im Grunde nicht allzu lang. Einen Großteil der Zeit wäre sie ohnehin mit Unterrichten beschäftigt, und für den Rest sollte es ihr möglich sein, sich gegen seine Annäherungsversuche zu wehren. Dass sie sich binnen nur zwei Wochen in ihn verlieben könnte, war erst recht ausgeschlossen .
Allerdings war zwingend notwendig, dass er das Spiel nicht gewann, denn weitere drei Monate formeller Brautwerbung könnte sie unter keinen Umständen durchhalten, ohne seinem Charme zu erliegen.
»Na schön«, sagte Lily, »ich weiß etwas, das ich von Ihnen will, My Lord. Wir geben in der nächsten Woche eine Soiree, auf der die jungen Damen ihre neu erlernten Fertigkeiten erproben können, um mögliche Gönner anzulocken. Ich möchte, dass Sie einige Ihrer wohlhabenden unverheirateten Freunde zu dem Debüt laden. Und Sie müssen Sorge dafür tragen, dass keine ungeeigneten Kandidaten unter den Herren sind - solche, die sich unseren jungen Damen gegenüber brutal oder herrisch gebärden könnten. Wir möchten nur rücksichtsvolle, freundliche Gentlemen. Falls Sie versprechen, uns ein Dutzend solcher Herren zu der Soiree zu bringen, erkläre ich mich bereit, bei dem Spiel mitzumachen. «
Claybourne zögerte für einen Moment; dann zuckten seine Mundwinkel. »Sie sind eine furchteinflößende Verhandlungsgegnerin, mein Engel.«
»Dann akzeptieren Sie meine Bedingungen? «
»Ja, selbstverständlich.«
Sie hörte, wie Fleur erleichtert seufzte, während Chantel in die Hände klatschte.
»Das war sehr klug, Lily«, lobte Chantel sie begeistert. »Lord Claybournes Unterstützung sollte unserer Soiree zum Erfolg verhelfen. «
»Das hoffe ich sehr«, murmelte Lily, deren eine Hand automatisch zu ihrem Bauch wanderte, denn ihr wurde mulmig. Sie hatte wirklich zugestimmt, sich vom Marquess umwerben zu lassen. Was zum Teufel war in sie gefahren?
Claybourne musste erahnen, was in ihr vorging, weil er einen ausgesprochen sanften Ton anschlug. »Wenn ich nur vierzehn Tage habe, muss ich sofort beginnen. Hätten Sie Zeit, mich morgen früh auf einen Ausritt in den Park zu begleiten, Miss Loring?«
Lily schürzte die Lippen. Ein Ausritt in einem öffentlichen Park war harmlos. Und solange sie mied, mit ihm allein zu sein, war sie in Sicherheit. »Nur wenn er vor meiner ersten Unterrichtsstunde stattfindet, die um neun beginnt. Ich denke, so früh werden Sie nicht aufstehen wollen. «
»Wäre Ihnen sieben Uhr genehm? «
Es überraschte sie, dass er willens war, seine Bequemlichkeit ihrem Stundenplan zu opfern. » Sieben Uhr ist mir recht. «
Chantel stöhnte. »Ich stehe nie vor zehn auf, aber Sie dürfen hinterher von Ihrem Ausflug berichten. «
Lord Claybourne nickte, bevor er sich wieder an Lily wandte. » Dann verabschiede ich mich vorerst. Da Ihre liebreizenden Freundinnen«, er verneigte sich in Richtung der Damen, »über meine Leistung urteilen, sollte ich mir etwas ausdenken, womit ich sie beeindrucken kann.«
»Oh, ich wette, Sie werden ei nige Punkte einheimsen, My Lord! «, ermutigte Fleur ihn, die Claybourne ein sehr charmantes Lächeln schenkte. »Ich würde sogar meinen, dass wir Ihnen jetzt bereits zwei Punkte geben sollten.«
Lily war empört. »Zwei Punkte? Das erscheint mir nicht fair. «
»Ach, aber das ist es sehr wohl, meine Liebe. Er verdient mindestens einen Punkt, weil er dich hier ausfindig gemacht hat, beweist es doch seinen herausragenden Einfallsreichtum. Und einen zweiten Punkt sollten wir ihm geben, weil er unsere Unterstützung gewann, dich zu überreden. Das war überaus clever von seiner Lordschaft.«
»Nein, nein, so muss er ja nur noch acht weitere erwerben, und ich bin von Anfang an im Nachteil! «
»Mag sein, dennoch bleibt ihm noch ein weiter Weg, und vergiss nicht, dass er Punkte verlieren könnte, sollten wir es für angebracht halten. So oder so solltest du, Lily, Sportsgeist beweisen und ihm Gelegenheit bieten, Punkte zu machen«, ermahnte Fleur sie. »Was bedeutet, dass du ihm täglich Zeit einräumst.«
»Also wirklich, Lily! «, ergänzte Chantel
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