Sanfte Eroberung
die Pension?«, fragte Heath ungläubig.
»Ja, ich bringe sie in meinem Zimmer unter.«
Er konnte sich schwerlich vorstellen, dass Fleur und Chantel entzückt wären, einen schmutzigen Straßenköter in ihrem eleganten Haus zu sehen. »Ihre Freundinnen werden Ihnen nicht unbedingt danken. «
»Ich weiß, aber dieses süßes Wesen braucht einen sicheren Platz und Futter. Sie sieht halbverhungert aus.«
»Und ein Bad wäre auch nicht schlecht«, murmelte Heath.
»Ja, natürlich.«
Jeder Widerspruch wäre zwecklos gewesen, denn sie hatte sich in den Kopf gesetzt, die Hündin zu retten. Also stand Heath auf und half Lily, sich mit dem Tier in den Armen aufzurichten. Dann ging er ihre Pferde holen, die sehr brav in der Nähe stehen geblieben waren, was Heath wunderte.
Er kam mit den beiden zu Lily. »Ich nehme sie«, bot er an und wollte ihr die Hündin abnehmen.
Doch Lily schüttelte den Kopf. »Nein, sie vertraut mir, und ich kann sie beim Reiten halten.«
Nachdem er gesehen hatte, was für eine hervorragende Reiterin sie war, konnte er dem nichts entgegenhalten, und so hob er Lily in den Sattel, wo sie mit einer Hand die Hündin auf ihrem Schoß hielt und mit der anderen die Zügel ergriff. Auf dem Rückweg blieb Heath dicht neben ihr, falls sie Hilfe brauchte, um ihre lebhafte Stute zu beherrschen.
Die ersten paar Minuten redete Lily leise auf die Hündin ein und ignorierte Heath vollständig. Erst als das kleine Tier zu zittern aufhörte, blickte Lily mit einem matten Lächeln zu ihm.
»Ich habe Ihnen noch nicht angemessen gedankt, My Lord. Diese Grobiane hätte ich allein nie überwältigen können. Sie waren wahrhaft großartig. «
Der bewundernde Blick in ihren wunder-vollen Augen löste einen merkwürdigen Stich ganz nahe an seinem Herzen aus. Nein, sie war großartig, sich zwischen die Unholde zu werfen, ohne an ihre eigene Sicherheit zu denken. Das war eine der mutigsten Taten, die er je bezeugt hatte.
Was mitnichten bedeutete, dass er ihr Handeln guthieß.
»Sie ließen mir keine andere Wahl, als Ihnen zu folgen«, entgegnete Heath. »Ich habe ein Jahr meines Lebens eingebüßt, als ich sah, wie Sie sich mitten zwischen diese Halunken warfen. Es war mutig von Ihnen, obschon überaus närrisch. Sie hätten ernstlich verletzt werden können. «
Lily zuckte nur mit den Schultern. »Ich wurde jedoch nicht verletzt, weil Sie dort waren, um uns zu retten. Die wenigsten feinen Herren würden einem streunenden Hund zu Hilfe eilen.«
»Ebenso die wenigsten feinen Damen.«
Wieder einmal hatte er erlebt, wie mitfühlend Lily sein konnte ... und wie unerschrocken. Was immer sie tat, sie tat es voller Leidenschaft. Dieses innere Feuer wurde in allem offensichtlich, was sie machte, wie Heath auffiel, während er ihre noch leicht geröteten Wangen und ihre leuchtenden Augen betrachtete.
Trotzdem glaubte er nicht, dass ihre Freundinnen Lilys Wunsch teilten, eine räudige Hündin aufzupäppeln. »Können Sie sich ernsthaft vorstellen, dass Ihre Freundinnen den Vierbeiner bei sich aufnehmen wollen? «, erkundigte er sich.
Lily lächelte unsicher. »Ich werde sie überreden müssen. Und die Kleine wird sehr viel vorzeigbarer aussehen, nachdem ich sie erst gebadet und ihre Wunden versorgt habe. «
»Da habe ich meine Zweifel.«
»Nun, natürlich ist sie nicht adlig wie Sie. «
»Nein, das ist sie nicht.«
Lily schmunzelte. »Aber sie ist sehr süß. Sehen Sie sich doch nur ihr wunderschönes Gesicht an! «
»Wunderschön wäre nicht unbedingt der Ausdruck, der mir einfiele«, bemerkte Heath mit Blick auf das blutverschmierte Hundegesicht.
»Wie dem auch sei, ich werde sie nicht wieder auf der Straße aussetzen. Obwohl ... «
»Was?«, hakte er nach, als sie verstummte.
»London ist kein Platz für einen Hund«, bemerkte sie nachdenklich. »Auf dem Lande würde sie sich gewiss sehr viel wohler fühlen. Vielleicht kann ich sie nach Danvers Hall schicken ... aber nein. Sie braucht eine gute Pflege, und Roslyn und Arabella sind mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt.«
»Ich könnte sie Ihnen abnehmen«, schlug Heath vor.
Lily sah ihn ungläubig an. »Sie, My Lord? Was wollen Sie mit einer Streunerin ohne Stammbaum? «
Er gab sich ein wenig pikiert. »Ich biete Ihnen nicht an, sie zu meinem Haustier zu machen. Sie könnte auf unserem Landgut in Kent unterkommen. «
Immer noch zögerte Lily. »Ich wäre Ihnen ungern verpflichtet.«
»Ja, ich weiß. Aber denken Sie an die arme Hündin. Sie hätte
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