Sanfte Eroberung
nicht, und dennoch wirkte sie sich verheerend auf Lily aus. Genau wie sie es geahnt hatte.
Lily war heiß, sie fühlte sich kurzatmig und benommen, als es endlich vorbei war.
Während sie sich vergebens anstrengte, ihren Verstand wieder zu ordnen, applaudierte Chantel verzückt. »Dieser Kuss war vollkommen, Lord Claybourne! «
»Und ziemlich romantisch«, seufzte Fleur. »Ich denke, Sie sollten dafür noch einen Punkt bekommen. «
»Fleur! «, protestierte Lily. »So außergewöhnlich war er wahrlich nicht! «
»Ich könnte verletzt sein, meine Liebe«, meldete Claybourne sich amüsiert zu Wort, »würde ich annehmen, dass Sie das wirklich meinen.«
Sie brauchte bloß in seine braunen Augen zu sehen, um zu erkennen, dass sie ihm nichts vormachen konnte. Er wusste sehr wohl, dass selbst ein einfacher Kuss von ihm reichte, um sie zu überwältigen.
»Einen ganzen Punkt jedenfalls war er gewiss nicht wert«, jammerte sie.
Der Marquess betrachtete sie nachdenklich. »Was halten Sie davon, wenn Wir einen Kompromiss schließen? Ich verzichte vorerst auf Punkte für mein Kusstalent und erhalte im Gegenzug einige ungestörte Momente mit Ihnen.«
Lily wurde abermals misstrauisch. »Warum wollen Sie mit mir allein sein? «
»Lassen Sie es mich so formulieren: Ihre beiden Freudinnen sind überaus charmant und liebreizend«, erklärte er mit einer Verneigung zu den beiden Kurtisanen, »doch ihre Anwesenheit beeinträchtigt mein Werben.«
»Es war nie Teil das Spiels, dass ich mit Ihnen allein sein müsste.«
»Ihnen ist es also lieber, wenn ich einen weiteren Punkt ... «
»Nein! «, rief Lily aus.
Fleur erhob sich. »Ich schätze, Sie haben sich das Recht auf ein wenig Ungestörtheit mit Lily verdient, My Lord. Wir gewähren Ihnen fünf Minuten, nicht länger.«
»Das kann nicht dein Ernst sein!«, entfuhr es Lily entgeistert.
»Oh doch, das ist es«, entgegnete Fleur. »Ein gewisses Maß an Intimität wird dir helfen, etwas gelassener zu werden, meine Liebe. Und seine Lordschaft ist genau der richtige Mann zu diesem Zwecke. Du wirst wenige Gentlemen treffen, die sein Talent vorweisen können. Und ihn jetzt besser kennenzulernen, erleichtert dir die spätere Entscheidung, ob du ihn heiraten möchtest oder nicht. « Fleurs Mundwinkel zuckten, als sie Lily musterte. »Zufällig bin ich der Ansicht, dass es unklug von dir ist, seinem Werben abgeneigt zu sein, meine Teure, aber du bist diejenige, die mit den Konsequenzen leben muss.«
»Dem stimme ich zu, Lily«, verkündete Chantel, die ebenfalls aufstand. »Wäre ich zwanzig Jahre jünger, würde ich womöglich versuchen, ihn dir auszuspannen,
»Du darfst ihn gern haben«, murmelte Lily vor sich hin.
Nachdem die beiden Frauen den Salon verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatten, sah sie nervös den Marquess an. »Was denken Sie sich eigentlich bei dem, was Sie tun? «
»Ich beabsichtige, Sie nochmals zu küssen. Dieser kurze Vorgeschmack war nicht annähernd ausreichend, weder für mich noch für Sie, würde ich meinen. «
»Er war mehr als genug für mich. «
Er lächelte. »Dann betrachten Sie es als Erwerb weiteren Wissens, auf das Sie Ihre Entscheidung gründen können. «
Sie wollte nicht mehr über ihn wissen! Und ganz sicher wollte sie die Art sinnliche Unterweisung nicht, die er offenbar plante. Lily wich zurück, um den Abstand zwischen Lord Claybourne und sich zu vergrößern, doch er umfasste ihr Handgelenk.
»Sie spielen wirklich unfair! «, protestierte sie und versuchte, ihm ihre Hand zu entwinden, was ihr nicht gelang.
»Mag sein, aber Sie kennen doch das Sprichwort: In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt.«
»Was immer Sie hier veranstalten, mit Liebe hat es wohl kaum zu tun! Sie wollen bloß dieses absurde Spiel gewinnen ... und eventuell eine Zuchtstute für Ihre Erben.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, Lily, ich wünsche mir eine Ehefrau, und ich habe vor, Sie als solche zu gewinnen.«
Ihre Unsicherheit verwandelte sich in Wut. »Sie können nicht einfach Anspruch auf mich erheben, als sei ich eine Kriegsbeute.«
»Sie sind es, die das hier zu einem Krieg machte. Ich hingegen gebe mir größte Mühe, Sie zu umwerben. «
»Nun, ich wünschte, Sie würden aufhören, mich auf solch irritierende Weise zu quälen.«
Claybourne ließ ihre Hand los, hielt sie jedoch mit seinem Blick fest. »Ein Kuss, dann gehe ich.«
Lily staunte. »Nur einer? «
»Ja. Und Sie beenden ihn, wann immer Sie wollen. «
Es war äußerst
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