Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
beschwichtigend. »Wir sind im Moment alle ein wenig aufgebracht.«
Da sie uns so schnell eingeholt hatten, nahm ich an, dass sie in Wolfsform unterwegs gewesen waren. Wir hatten hier jede Menge Ersatzkleidung für solche Fälle gelagert, und alle waren vollständig bekleidet. Kayla trug eine lockere Baumwollhose, die fast genauso aussah wie meine.
»Ich dachte, ich könnte ihm helfen«, sagte ich zu Connor.
»Wie denn? Wenn dir was passiert wäre …«
»Mir ist aber nichts passiert.«
»Außerdem hattest du keine Erlaubnis«, sagte Lucas, und es ärgerte mich, dass er sich mit Connor verbündete.
»Du bist nicht mein Bestimmer.« Ich wusste, dass meine Worte kindisch klangen, aber ich hatte keine Lust auf seine Vorwürfe.
»Doch, das bin ich. Rudelführer ist ein anderes Wort für Bestimmer oder Chef.«
»Wenn ihr auf jemanden wütend sein wollt, dann richtet eure Wut auf mich«, beharrte Rafe, und ich spürte, dass er genauso zornig war wie Connor.
Connor stürzte sich auf ihn. Ich hörte, wie seine Faust Rafes Wange traf, woraufhin beide sich am Boden wälzten. »Hört auf!«, schrie ich. »Alle beide!«
Aber sie hörten nicht auf mich, sondern droschen aufeinander
ein. Das war nicht unsere übliche Art zu kämpfen. Ich sah Lucas an, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und dastand, als würde er auf den nächsten Bus warten. »Tu etwas!«, schrie ich ihn an.
Er sah mich ungerührt an. »Was schlägst du vor?«
Ich stieß einen wüsten Fluch aus und stürzte mich ins Gefecht, um sie von ihrem Tun abzubringen. »Hört auf Jungs! Conn…«
Ein stechender Schmerz schoss mir ins Auge. Ich kreischte auf und taumelte zu Boden.
»Scheiße! Du hast sie erwischt!«, sagte Rafe und kniete neben mir nieder. Sein Gesicht war angeschwollen und blutverschmiert, und ich dachte an all die Prügel, die er von seinem Vater bekommen hatte. Ich berührte seine Wange, die sich bereits blau verfärbte.
»Ich habe sie nicht geschlagen. Das warst du«, sagte Connor und berührte meine Wange mit einer Zärtlichkeit, die in scharfem Kontrast zu dem stand, was er wenige Sekunden zuvor getan hatte.
Ich sah ihn an. Er hatte noch mehr abbekommen. Ein Auge war fast zugeschwollen. Ich berührte die Schwellung. Als er vor Schmerzen aufstöhnte, konnte ich nicht anders und fing an zu weinen.
Er nahm mich in die Arme und drückte mich an sich, woraufhin ich noch mehr weinen musste. »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Connor. Ich weiß es einfach nicht.«
Er wiegte mich hin und her. »Ist ja gut. Ist ja gut.«
Ich hörte, wie Rafe sich mühsam erhob.
»Ich geh raus und lass meine Wunden heilen«, sagte er mit tonloser Stimme, die mir nicht verriet, was er dachte.
Ich wollte nicht, dass er ging - aber wäre es fair gewesen, ihn zum Bleiben aufzufordern? Ich wand mich aus Connors Armen und wischte mir die Tränen aus den Augen. »Du solltest auch gehen und zusehen, dass deine Wunden heilen.« Ich schämte mich, dass ich vor allen anderen so die Nerven verloren hatte. Ich war so durcheinander. Wie konnte ich zwei Jungen gleichzeitig lieben?
Er hauchte einen Kuss auf meine angeschwollene Wange. »Bleib hier, bis ich wieder da bin.«
Ich hatte keine Ahnung, wo ich seiner Meinung nach hingehen könnte, bis ich verstand, dass er wissen wollte, ob ich für ihn da sein würde. Aus Gewohnheit nickte ich.
Er stand auf, aber statt wie Rafe nach draußen zu gehen, verschwand er in den Durchgang, der zum Teich führte.
Kayla hockte sich neben mich. »Du kriegst ein wunderschönes Veilchen.«
»Das ist mir egal.« Ich hatte die beiden davon abgehalten, sich gegenseitig umzubringen. Nur das zählte für mich.
»Sieht nicht so aus, als wärst du der Lösung deiner Probleme näher gekommen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wenn überhaupt, bin ich jetzt noch verwirrter als vorher. Und was ist aus den Vogelkundlern geworden?«
»Zander hat sie übernommen. Ich wollte mit hierherkommen, für den Fall, dass du Unterstützung brauchst.«
Ich lächelte sie dankbar an. »Ich bin froh, dass du da bist, aber ich muss unbedingt mit Connor sprechen.« Ich rappelte mich mühsam hoch und sah Lucas an. »Was meinst du, wie lange es dauert, bis die Wunden verheilt sind?«
»Ein paar Minuten.«
»Hat Connor dich gebeten, Rafe zu versetzen?«
Sein Gesicht wirkte wie eine undurchdringliche Maske - was mir seltsamerweise die Wahrheit verriet.
»Dann ging es also bei Daniels Aufnahme in unser Team gar nicht darum, einen Partner für Brittany
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