Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
Hunde knurrend und bellend an ihren Leinen zerrten. Ich erkannte einen der Wachmänner. Es war der glatzköpfige Kerl, den ich im Sly Fox gesehen hatte, als wir Dallas kennen lernten. Er sah noch brutaler aus, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Mein Herz geriet ins Stolpern, als ich Kayla, Lucas und Connor sah. Mit hinter dem Rücken gefesselten Händen
wurden sie aus der Höhle geschleift von zwei Typen, die aussahen, als würden sie Nägel zum Frühstück essen und zum Spaß zentnerschwere Gewichte stemmen. Die Arme vor der Brust verschränkt, trat Mason ihnen entgegen. »So trifft man sich wieder.«
Sein braunes Haar fiel ihm in die Stirn. Ich erinnerte mich daran, dass er schöne grüne Augen hatte - Augen, denen nicht zu trauen war. Wie konnte er uns etwas Böses antun wollen?
Kayla nahm die Schultern zurück. »Was machst du hier, Mason?«
»Ich habe euch gesucht, wir haben noch ein paar offene Rechnungen«, sagte er.
O Gott . Ich wich hinter dem Felsen zurück, damit ich sie nicht mehr sehen konnte. Mit zusammengekniffenen Augen presste ich mich gegen die Felswand und versuchte, die Bilder zu verscheuchen, die sich vor mir abspielten. Ich hatte schreckliche Angst um meine Freunde. Was würde Mason mit ihnen anstellen? Ich klammerte mich an einen positiven Gedanken. Meines Wissens wusste Mason nicht, dass Kayla eine von uns war. Das konnte ihre Rettung sein. Aber Lucas - ihn hatte Mason in Verdacht. Und was dachte er über Connor?
Verzweifelt schlug ich mit der Faust auf den harten Fels. Wie konnte das nur geschehen? Hatte Dallas von Anfang an vorgehabt, uns in die Falle zu locken? Übelkeit stieg in mir auf, und ich fürchtete, mich erbrechen zu müssen.
»Lindsey, wir müssen los. Die Hunde sind abgelenkt, aber bald nehmen sie unseren Geruch auf.«
Rafe hatte Recht. Obwohl es feige schien, sich zu verdrücken,
war mir klar, dass wir fortmussten, damit wir frei waren und ihnen zur Flucht verhelfen konnten. Ich wartete nicht, bis Rafe sich ausgezogen und die Gestalt gewechselt hatte, sondern rannte von Zweifeln getrieben davon.
Wie hatten sie uns gefunden? Wo war Rafe gewesen? Wünschte er sich so sehr, Connor loszuwerden, dass er Mason verraten hatte, wo er zu finden war?
Kayla hatte Mason vertraut. Sie mochte ihn. Und er hatte sie benutzt.
Hatte ich Rafe falsch eingeschätzt? War er wie sein Vater? Würde er die Menschen verletzen, die er liebte? Liebte er mich?
Ich wusste nicht, wie weit ich laufen sollte. Wie alle Gestaltwandler verfügte ich über eine enorme Ausdauer, die weit über die Ausdauer eines Menschen hinausging. Und wie alle Sherpas besaß ich einen hervorragenden Orientierungssinn und hatte keine Angst, mich zu verlaufen. Ich wollte mich nur weit genug entfernen, dass die Hunde meinen Geruch nicht mehr wahrnehmen konnten. Ich hastete über zerklüftetes Terrain, stürzte, schlug mir das Knie auf und verfluchte mich, wegen der Blutspur, die ich hinterließ. Ich erreichte einen Fluss und watete eine Weile durch das eiskalte Wasser, das meine schmerzenden Schürfwunden betäubte. Dann ging ich ans andere Ufer und machte mich auf den Rückweg. Falls die Hunde mich verfolgten, würden sie durch die im Wasser zurückgelegte Strecke meine Spur verlieren.
Oder sie würden Rafe verfolgen. Der Geruch eines Wolfs würde sie wahrscheinlich viel stärker anziehen als meiner.
Zitternd vor Erschöpfung, Furcht und Zorn ließ ich mich zu Boden fallen und lehnte mich gegen einen Baum. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen, und ich erkannte die Wahrheit.
Rafe hatte nicht die Gestalt gewechselt, um die Szene besser beobachten zu können. Er hatte sich verwandelt, um die Hunde von mir wegzulocken. Das war mir plötzlich sonnenklar.
Wie konnte ich an seiner Loyalität zweifeln? O Gott - hoffentlich war er zu beschäftigt, um meine Gedanken zu observieren. Aber in letzter Zeit waren sie so verworren, dass sich niemand einen Reim darauf machen konnte. Hatte ich mir eben noch Sorgen um Connor gemacht, galt meine Sorge im nächsten Augenblick schon wieder Rafe.
Aber meine Furcht um Connor bezog sich allein auf seine Sicherheit. Immer wenn ich an Rafe dachte, waren die Gedanken intensiver, angsterfüllter - als würde das, was ihm zustoßen mochte, auch einem Teil von mir zustoßen.
Im Laufe des Spätnachmittags kam mir in den Sinn, ich könnte, indem ich meine Geruchsspuren für die Hunde verwischt hatte, auch Rafe daran gehindert haben, mich zu finden.
Großartig!, murmelte ich vor mich
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