Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
aber die Dunkelheit rief lauter und lauter nach mir - und ich folgte ihrem Ruf.
»Du solltest auf sie aufpassen!«
»Wenn du die Wachen und ihre blöden Köter aufgehalten hättest, wäre sie nicht verletzt worden!«
Das Geschrei und die Vorwürfe nahmen kein Ende. Als ich langsam aus dem Nebel der Bewusstlosigkeit auftauchte, erkannte ich die Stimmen: Rafe und Connor. Gott sei Dank waren beide am Leben und weitaus energiegeladener, als ich es war.
»Hört auf, Jungs!«, befahl Kayla. »Sonst versohl ich euch den Hintern!«
Ich merkte, dass ich auf dem Boden lag, während Kayla neben mir saß.Wir befanden uns in einem unserer kleineren Schlupfwinkel. Also waren wir entkommen. Wir waren alle in Sicherheit. Oder etwa nicht?
»Lucas?«, krächzte ich.
»Du bist aufgewacht«, sagte Kayla und drückte meine Hand.
»Lucas?«, wiederholte ich.
»Er hält draußen Wache. Er hat irgendein Pulver verstreut, damit die Hunde unsere Fährte verlieren. Wir denken, dass wir hier sicher sind. Zumindest für eine Weile. Wir müssen dich nach Hause schaffen.«
»Wie fühlst du dich?«, fragte Connor, während er sich neben mich kniete.
Rafe stand ein wenig abseits und musterte mich besorgt. Viele Mädchen träumen vielleicht davon, dass sich zwei Jungs nach ihnen verzehren, aber es bringt so viele Komplikationen mit sich - besonders wenn man sich für einen entscheiden musste. Und zwar bald.
»Ich bin verletzt. Aber es ist nicht so schlimm.« Die Schmerzen waren längst nicht so stark, wie ich es erwartet hatte.
»Wir haben einen Erste-Hilfe-Koffer gefunden«, erklärte Connor. »Darin waren auch ein paar Schmerzmittel. Du hast eine Fleischwunde am Oberschenkel, wo der Hund dich attackiert hat, und deine Schulter hat ein Loch, wo die Kugel dich getroffen hat und durchgegangen ist. Wir konnten deine Wunden verbinden und die Blutung stillen, aber Kayla hat Recht. Wir müssen dich nach Haus bringen. Wir haben überlegt, ob wir dich aufs Motorrad hieven und an mir festbinden.«
Ich zwang mich zu einem Grinsen. »Das klingt nicht nach einer lustigen Karussellfahrt!«
»Nein.« Er strich mir das Haar aus der Stirn. »Wir müssen uns beeilen, damit es nicht zu einer Infektion kommt.«
Ich verzog das Gesicht. »Ich kriege eine Narbe.« In wenigen Tagen, nach meiner ersten Transformation, würden meine Wunden heilen, ohne Narben zu hinterlassen, aber jetzt …
»Vielleicht kriegst du ja keine. Und wenn doch … ich finde Narben eigentlich ganz sexy.«
Ich lachte. »Tust du nicht.«
»Aber klar tu ich das. Du solltest ein bisschen essen und trinken. Wenn du dich stark genug fühlst, fahren wir los.«
Ich wusste, dass wir fortmussten, auch wenn ich mich nicht stark genug fühlte. Ohne medizinische Versorgung würde sich mein Zustand nicht verbessern.
Connor entfernte sich. Obwohl ich wusste, wie gern Rafe zu mir gekommen wäre, trat er nicht näher. Er hatte kein Recht dazu. Bis ich meine Entscheidung getroffen und Connor gesagt hatte, dass ich ihn nicht erwählen würde, war er mein Freund.
Sie gingen beide nach draußen.Vielleicht, um nach dem Motorrad zu sehen oder um Lucas etwas zu fragen. Vielleicht, um weiter zu streiten, wo ich sie nicht hören konnte.
»Sie machen sich beide ziemliche Sorgen um dich«, sagte Kayla, während sie eine Wasserflasche aufschraubte und mir anbot.
Ich nickte und wusste, was sie damit sagen wollte: Beide fühlten eine gleich starke Zuneigung zu mir und sorgten sich in gleichem Maße um mich.Vielleicht wollte sie auch einräumen, dass sie meine Schwierigkeiten, eine Entscheidung zu treffen, verstehen konnte.
»Nur noch ein paar Nächte bis zum Vollmond«, sagte sie leise.
»Ich weiß«, flüsterte ich seufzend.
»Wenn du dich noch nicht erholt hast, wird dein Körper dann die Transformation aufschieben?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Der Mond hat eine Art mystische Macht über uns. Und diese Macht ist stärker als alles, was uns auf der Erde begegnet. Wenn er ruft, müssen wir antworten.«
Sie reichte mir einen Erdnusskeks. »Du brauchst Protein«, sagte sie abwesend. »Das ist so seltsam - die Sache mit dem Mond, meine ich. Ich habe es gespürt. Ich habe die Transformation durchlebt, und es ist anders als alles, was ich je gefühlt habe. Man kann sich nicht darauf vorbereiten, und vielleicht reden die Jungs deshalb auch nicht darüber. Ich weiß, ich habe versucht, es zu erklären, aber es ist, als würde dein Körper dir einen Moment lang nicht mehr
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