Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
Hunde. Ich kann mich verwandeln, ein Ablenkungsmanöver starten und sie - und hoffentlich ein paar ihrer Führer - fortlocken. Unterdessen könntest du dich runter schleichen und den dreien die Fesseln durchschneiden. Du und Connor, ihr könnt mit dem Motorrad abhauen. Ich stelle es bereit, bevor ich die Gestalt ändere, damit ihr es schnell bei der Hand habt. Kayla und Lucas können sich verwandeln und davonsausen, sobald sie außer Sichtweite sind.«
Der Plan klang recht simpel. Vielleicht zu simpel. Wir hätten uns schon vor ein paar Tagen etwas ausdenken können - aber da kannten wir den genauen Standort des Laboratoriums noch nicht.
Zwei Wachen schritten das Camp ab. Beide führten einen Hund an der Leine.
»Okay, du musst schnell sein«, sagte Rafe. »Die Hunde und ihre Führer müssten mich verfolgen, aber die Hunde machen wahrscheinlich so viel Lärm, dass alle wach werden. Hoffentlich brauchen sie eine Weile, bis sie merken, was los ist.«
Ich hielt den Daumen hoch.
Er schlüpfte hinter ein Gebüsch, wo er sich seiner Kleider entledigen und verwandeln würde. Ich griff nach seinem Arm, um ihn zurückzuhalten. Nach allem, was wir durchgemacht hatten, hätte dieser Augenblick bedeutsamer sein sollen; schließlich würde er alles verändern, nicht nur für uns, sondern für alle Gestaltwandler. Ich hielt dem Blick seiner braunen Augen stand, einem Blick, der warm und zärtlich war und gleichzeitig entschlossen und furchtlos. Er berührte mich tief und gab mir Mut.
»Sei vorsichtig«, flüsterte ich.
»Immer. Und denk dran, du musst dich zuerst selbst retten.«
Ich nickte, auch wenn ich mich fragte, ob ich in der Lage wäre, seinen Worten Folge zu leisten. Wie konnte er von mir erwarten, mein eigenes Wohlergehen über das meiner Freunde zu stellen? Was wäre ich dann für eine Freundin? Und wer wollte denn den Köder spielen für zwei Rottweiler mit einem Gebiss, dass Beton durchbeißen konnte?
Rafe schickte sich an zu gehen, aber dann fiel sein Blick auf meine Lippen. »Ach, was soll’s. So edel kann ich nicht sein.«
Er zog mich in seine Arme und küsste mich. Seine Lippen waren ähnlich wie sein Blick: warm und zärtlich, und dennoch entschlossen und voller Leidenschaft. Unwillkürlich fragte ich mich, ob er genau wie ich fürchtete, dass dies unsere letzte Gelegenheit hierfür sein könnte, weshalb er das Beste daraus machen wollte. Er umfasste mein Gesicht, legte meinen Kopf ein wenig nach hinten und vertiefte seinen Kuss, bis ich am liebsten mein Innerstes nach außen gekehrt hätte, um den wundervollen Augenblick zu genießen.
Allzu schnell war der Moment vorüber und er hinter dem Gebüsch verschwunden, bevor ich ihn bitten konnte, einen anderen Plan zu ersinnen. Ich legte den Finger auf meine kribbelnden Lippen.
Ein paar Minuten später sah ich sein vom Mondlicht beschienenes Fell, als er zum äußersten Ende des Camps lief, auf das einer der Wachen mit einem Hund zusteuerte. Der andere Mann befand sich auf dem Rückweg zu meinem
Ende des Camps, wo unsere Freunde gefangen gehalten wurden.
Plötzlich hoben beide Hunde gleichzeitig die Köpfe. Sie legten die Ohren zurück, und ich hörte ihr drohendes Geknurr. Ich wusste, dass Rottweiler sehr schnell waren, und konnte nur hoffen, dass Rafe noch schneller sein würde. Sie würden ihn in Stücke reißen, wenn sie ihn zu fassen kriegten.
Mit einem Mal rannten beide Hunde los. Knurrend und bellend schleiften sie ihre Führer hinter sich her. Die Wachmänner ließen die Leinen schließlich los und folgten den Hunden, so gut sie konnten. Ich schoss aus meinem Versteck hervor. Kayla bemerkte mich als Erste und lächelte mich strahlend an, als würde sie mich auf einer Geburtstagsfeier willkommen heißen.
»Mein Gott, Lindsey. Bist du wahnsinnig?«, fragte Connor und rief mich in die Realität zurück.
Ich ignorierte seine unfreundliche Begrüßung, die auf seine Angst um mich zurückzuführen war, und schnitt Kaylas Fesseln durch, als die Wachen noch in Sichtweite waren.
»Beeil dich«, sagte Lucas, und ich hörte an seiner Stimme, wie sehr er darauf brannte, sich in die Schlacht zu stürzen.
»Ich versuch’s.«
Nachdem ich Kayla befreit hatte, machte ich mich an Lucas’ Fesseln zu schaffen.
In einem der Zelte leuchtete eine Taschenlampe auf.
»Ich hab Connor«, sagte Lucas, sobald er frei war. Er nahm das Messer. »Lass uns hier verschwinden.«
»Connor, warte bei Rafes Motorrad auf mich«, befahl ich
und startete in Richtung Versteck.
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